Besteigung des Guggernells über den Schaftobel

geschrieben von Susanne am 5. September 2021 um 23.07 Uhr
Kategorie: Bergtouren, Ernährung, Schweiz/Liechtenstein, Videos, Wandern
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Am 12. Juni versuchten wir das erste Mal den Guggernell, einen der Schmittener Hausberge, über den Schaftobel zu erreichen: Eine Erkundungstour des Schmittner Schaftobels. Damals brachen wir aufgrund der späten Uhrzeit das Unternehmen Gipfelbesteigung ab. Allerdings mit dem festen Vorsatz, es irgendwann wieder über diesen Weg zu versuchen.

Die Besteigung des Guggernells über den Schaftobel ist weder in einem SAC-Führer, noch im Internet beschrieben. Die offiziellen Routen führen entweder über den Süd- oder den Westgrat. Die Schwierigkeit dieser Routen ist mit T6 angegeben:

Meist weglos. Kletterstellen bis II. Häufig sehr exponiert. Heikles Schrofengelände.

Ob die Route über den Schaftobel weniger anspruchsvoll bzw. überhaupt machbar ist, wissen wir nicht. Allerdings geben Luftaufnahmen der Region, die Anfang Juni mit Hilfe von Willi, Guidos Drohne, gemacht wurden, Anlass zur Hoffnung:

Wir machen uns den heutigen Aufstieg durch den Schaftobel etwas leichter als beim letzten Mal und steigen über einen von Raglauna zum Schaftobel führenden Jägersteig, der durch ein Waldstück namens“Gebrenst“ führt, auf:

So beginnt der steile Aufstieg durch den Schaftobel erst rund 200 Höhenmeter weiter oben:

Das letzte Grün am oberen Ende des Schaftobels, bevor das Gelände nur noch aus Geröll besteht:

Der Aufstieg übers Geröll beginnt:

Das grobe Geröll lässt sich sehr gut begehen, so das wir zügig vorwärts kommen. Im steilen Gelände unterhalb des Grats tummeln sich vor uns rund 30 Gämsen. Als wir näher kommen, trennt sich die Herde und die Tiere flüchten in zwei verschiedne Richtungen:

Gott sein Dank kommt aber keines der Tiere auf die Idee, Richtung Grat aufzusteigen. Bei dem losen Geröll wäre sonst die Gefahr des Steinschlags für uns sehr groß gewesen. Je näher der Grat rückt, desto steiler, imposanter und unübersichtlicher wird das Gelände:

Mehrere Felsrippen ziehen vom Grat nach unten, zwischen ihnen lagert loses Geröll. Aber noch sind wir frohgemut und zuversichtlich, dass wir unser Ziel erreichen:

Meter für Meter arbeiten wir uns nach oben, ich immer in einem sicheren Abstand zum vorauskletternden Guido, damit mir keine Steine auf den Kopf fallen. Denn nicht nur wir sind in Bewegung, auch der Berg! Kurz unterhalb des Grats:

Geschafft, wir stehen auf dem Grat:

Was wir dort zu sehen bekommen, ist beeindruckend, aber auch ziemlich ernüchternd: Wir stehen vor einem scheinbar unüberwindbaren Turm, der den Weg zum Gipfelaufschwung versperrt:

Wobei bei näherer Betrachtung der Gipfelaufschwung selbst auch nicht gerade einladend aussieht:

Rechts des Turms reicht der Blick über die steil abbrechende Südwand bis zum Lenzer Horn:

In der entgegengesetzten Richtung ragt der Schafläger, auch Guggernellgrat genannt, da mit 2809 Metern die höchste Erhebung des Guggernellgrats, empor:

Aber wir geben nicht auf, doch noch einen Weg hinauf zum Gipfel zu finden: Wir verlassen den Grat wieder und queren unterhalb des Grats Blockgeröll und Felsrippen Richtung Gipfelaufschwung:

In der letzten Rinne vor dem Gipfelaufschwung klettern wir erneut nach oben und stehen zum zweiten Mal auf dem Grat. Dieses Mal reicht der Tiefblick bis hinunter zur im Welschtobel liegenden Ramozhütte:

Bei diesem Anblick erfasst mich eine tiefe Dankbarkeit, aber auch Zufriedenheit und das Erreichen des Gipfels ist nicht mehr wirklich wichtig. Doch der Gipfelaufschwung erweist sich aus der Nähe gesehen freundlicher als erwartet. Wir klettern also weiter, die Schwierigkeit überschreitet nirgends den I. Grad. Einige Meter können wir sogar aufrecht gehend zurücklegen:

An dieser Stelle schaue ich lieber nicht nach unten:

Und dann ist es tatsächlich geschafft, wir stehen auf dem Gipfel des Guggernells:

Das Gefühl, hier oben zu stehen, lässt sich nicht in Worte fassen. Kein anderer Gipfel hat in diesem Jahr solch intensive Emotionen bei mir ausgelöst. Es ist, als fielen sämtliche Lasten von mir ab. Warum, wieso, kann ich nicht sagen, es ist einfach so. Der Blick vom Gipfel über den Südgrat hinunter auf Schmitten, im Hintergrund sind die Bergüner Stöcke zu sehen:

Das im Westen aufragende Lenzer Horn:

Im Nordwesten liegt die Ramozhütte und das hinter ihr liegende Erzhorn:

Der Blick Richtung Nordosten über das Welschtobel nach Arosa, im Hintergrund sind unter anderem die in Österreich liegenden Gipfel Sulzfluh, Drusenfluh und Schesaplana zu sehen:

Im Osten bzw. Südosten überragt der Piz Kesch die am Horizont entlang ziehende Gipfelkette:

Nach dem ausgiebigen Bewundern des Gipfelpanoramas stellt sich die Frage, wie wir hier wieder herunterkommen. :updown: Eine Option ist der Abstieg über die Aufstiegsroute, eine andere der Abstieg über den Südgrat bzw. den Westgrat. Wir entscheiden uns schließlich für den Westgrat, bei dem zu Beginn Platten überwunden werden müssen:

Unterhalb der Platten ist der Grat recht gut zu begehen:

Allerdings versperrt im weiteren Verlauf wieder einmal ein Turm den Weg, den wir in der Südflanke absteigend umgehen:

Schließlich erreichen wir eine Schutthalde, über die wir bequem Richtung Süden absteigen können:

Ein Blick zurück auf den Gipfel und den Südgrat:

Der weitere Abstieg erfolgt über den Lai Grond und die Alp da la Creusch. Mit flotten Schritten über das Weidegelände der Alp da la Creusch:

Noch ein Blick zurück auf den Gipfel, der Pfeil markiert die Stelle, an der wir während des Abstiegs den Westgrat verlassen haben:

Kurze Zeit nach dieser Aufnahme versinkt die Sonne hinter dem Lenzer Horn und obwohl wir recht flott unterwegs sind, erreichen wir erst nach Einbruch der Dunkelheit unser Zuhause. Aber ab der Alp da la Creusch sind uns die Wege zurück nach Hause ja bestens bekannt, da stört es nicht, wenn es dunkel ist. Im Gegenteil, es ist ein heimeliges Gefühl, im Dunklen nach Hause zu kommen. :stern: Zurück zu Hause geht es erst unter die Dusche, dann lasse ich mir zum zweiten Mal an diesem Tag eine Melone „Piel de Sapo“ schmecken. Die erste gab es vor der Tour. Anschließend absolviere ich eine einstündige Yoga-Einheit, der vor dem Schlafengehen eine letzte Mahlzeit folgt. Mein Speiseplan:

  • 11.50 Uhr: 1120 Gramm Melone „Piel de Sapo“
  • 21.20 Uhr: 1050 Gramm Melone „Piel de Sapo“
  • 23.10 Uhr: 260 Gramm Krachsalat, 100 Gramm Feldsalat, 125 Gramm braune Champignons, 280 Gramm Avocado „Hass“, 60 Gramm Sesam

PS: Die Tour, die wir mit T5 bewerten, in der Übersicht:

Danke für diese emotional berührende Tour. 🙏🏻 ❤️ Damit konnten wir allen Schmittener Hausbergen mindestens einen Besuch abstatten.

PPS: Das Video zur Tour:

PPPS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Guggernell.

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Diese Seite wurde zuletzt am 14. Februar 2024 um 17.44 Uhr GMT geändert.