Archiv für die Kategorie ‘Klettern’

geschrieben von Susanne am 12. Juli 2021 um 22.44 Uhr
Kategorie: Bergtouren, Ernährung, Klettern, Schweiz/Liechtenstein, Wandern
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Heute ist der erste Tag unseres Bünder Generalabos. Mit diesem Abo kann man Bahn und Bus in ganz Graubünden uneingeschränkt nutzen und das im Monat Juli für nur 115 CHF. Günstiger lässt sich der Kanton eigentlich nicht entdecken. Allzu weit wagen wir uns am ersten Tag aber noch nicht von Schmitten weg, wir fahren mit dem Postbus „nur“ bis Davos-Frauenkirch. Von dort aus wollen wir aufs Rinerhorn, aufs Marchhüreli und eventuell auf das Leibachhorn.

Von der Bushaltestelle „Davos-Frauenkrich“ aus, die wir nach 25-minütiger Fahrzeit erreichen, müssen wir 400 Meter die Hauptstraße entlang marschieren. An der Abzweigung nach Sertig geht es allerdings schon auf fußfreundlicherem Untergrund weiter: Ein Wanderwegweiser zeigt nach rechts und wir können auf einem Wanderweg weiterlaufen. Der erste Teil des Aufstiegs führt wunderbar schattig und mäßig steil ansteigend durch den Junkerbodenwald und den Würzewald. Dieser Weg hinauf zum Rinerhorn ist meines Erachtens deutlich schöner als der Weg von der Talstation der Rinerhornbahn aus. Später wird der Weg zwar deutlich steiler, liegt aber immer noch im angenehmen Bereich. Bei Äbirügg müssen wir den schützenden Wald verlassen, aber über die freie Fläche weht ein kühler Wind, so dass wir auch beim weiteren Aufstieg nicht ins Schwitzen kommen. Hier können wir den den freien Blick auf das Jakobshorn genießen:

Da werden Erinnerungen wach! Bei Äbirügg begegnen wir zudem zahlreichen Wanderern, die von der Rinerhornbahn her kommend hinunter ins Sertigtal absteigen wollen. Der Weg hinauf zum Rinerhorn ist hingegen menschenleer:

Zwei Stunden nach Beginn der Tour erreichen wir den 2527 Meter hohen Gipfel des Rinerhorns. Von dort aus geht es auf einem markierten Bergweg weiter zum Marchhüreli:

Der Blick zurück vom Marchhüreli aufs Rinerhorn, Davos und den Gipfel der Weissfluh:

Bis zum Marchhüreli bin ich mit Trailrunningschuhen unterwegs, aber da wir den Aufstieg zum Leidbachhorn wagen wollen, wechsle ich hier die Schuhe. Zu Beginn geht es noch recht gemütlich über den sanft ansteigenden Grat:

Der Blick zurück aufs Marchhüreli:

Aber schon bald türmen sich die ersten Gratköpfe vor uns auf. Manfred Hunziker schreibt im SAC-Führer Bündner Alpen 6 „Vom Septimer zum Flüela“ dazu:

Man übersteigt alle Gratköpfe mit Ausnahme einiger Türmchen hinter P.2818, an denen man auf der Westseite vorbeigehen kann. Am schwierigsten ist die Überwindung des Plattenaufschwungs aus der Scharte vor dem letzten Vorgipfel.

Die Schwierigkeit des Aufstiegs über den Nordgrat wird mit „WS“ angegeben:

Die technische Schwierigkeit bewegt sich um II. Die Routenwahl ist leicht, und der erfahrene Amateur kann die Anforderung an die Führungstechnik meistern

Nun ja, wenn es heißt, dass alle Gratköpfe überstiegen werden, dann ist die Routenwahl schon leicht. Allerdings wissen wir von anderen Begehungen, dass man sich auf die Beschreibungen nicht immer verlassen kann. So können zum Beispiel Felsabbrüche zu ganz neuen, unerwarteten Situationen führen. Das mussten wir zum Beispiel am Kleinen Widderstein erleben. Daher ist das Überklettern eines jeden Gratkopfes für uns ein nervenkitzelndes Abenteuer mit teilweise schwindelerregenden Tiefblicken. Zum Foto greife ich allerdings nur, wenn es mal gerade nicht so spannend ist. :updown:

Schritt für Schritt hangeln wir uns den Grat entlang:

Ab und zu stehen wir auch auf sicherem Boden, allerdings nie für lange, dann türmt sich der nächste Gratkopf vor uns auf:

Die heikelste Stelle vor dem Plattenaufschwung ist sicherlich ein schmaler Gratabschnitt, den wir „reitend“ überqueren. Schließlich stehen wir vor dem Plattenaufschwung:

Eines ist an dieser Stelle für mich klar: Zurück will ich auf keinen Fall, wenn wir hier nicht hinaufkommen, lasse ich mich vom Hubschrauber abholen! Aber wir kommen hinauf, der Hubschrauber kommt also nicht zum Einsatz:

Ursprünglich hatten wir die Hoffnung, dass nach dem Überwinden dieser Stelle der restliche Grat leichter zu bewältigen sei, aber da irren wir gewaltig. Auch der Anblick des nächsten Gratkopfes lässt keine wirklich Erleichterung aufkommen:

Aber irgendwie finden wir auch hier hinauf:

Und natürlich auch wieder hinunter. :erleichtert: Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir tatsächlich den Gipfel:

Wie zu sehen ist, nicht ganz unverletzt, zumindest ich: Beim Überklettern einer der zahlreichen Felsköpfe löst sich Stein und schlägt an mein linkes Schienbein. Nur gut, dass meine Blutgerinnung intakt ist! Auf dem obigen Bild ist auch der Kasten mit dem Gipfelbuch zu sehen: Das Gipfelbuch stammt aus dem Jahr 1977, dieses Jahr verzeichnet es erst zwei Einträge. Das wilde, schroffe Leidbachhorn ist, wie wir jetzt wissen, wirklich kein besonders einladender Gipfel. :updown:

Nach einer kurzen Gipfelrast wagen wir uns an den Abstieg über den Südgrat. Dieser soll leichter zu begehen sein als der Nordgrat und in der Tat, das ist er meines Empfindens nach auch. Nichtsdestotrotz darf man sich keine Fehler erlauben:

Gratköpfe sind auch hier zu überwinden:

Aber schließlich ist es geschafft, nach Abrutschen über ein Geröllfeld stehen wir im weitläufigen und „sicheren“ Tal zwischen Geissweiden- und Nüllischgrat:

Bodmen nennt sich dieses Gebiet, dessen Durchquerung nach der Kraxelei über den Grat das reinste Kinderspiel ist. Je weiter wir abstiegen, desto grüner wird das Tal:

Und noch ein Stück weiter unten gesellen sich zum Grün die leuchtenden Blüten unzähliger Alpenrosen:

An einem Gebirgsbach gönne ich meinen Füßen ein erfrischendes Bad und tausche meine Bergschuhe gegen die Trailrunningschuhe aus:

Mit flotten Schritten geht es anschließend hinunter zur Talstation der Rinerhornbahn. Hier ist die Tour für uns zu Ende und wir können die erfolgreiche Überschreitung des Leidbachhorns feiern. :feier: Mit Pausen sind wir sechs Stunden und vierzig Minuten unterwegs, eine Stunde schneller als der Tourenplaner für die Strecke angibt:


Zurück nach Schmitten bringt uns der Postbus. Fazit der Tour: Die Überschreitung des Leidbachhorns ist sicherlich eine unserer abenteuerlichsten Touren und übertrifft die Überschreitung der Hammerspitzen oder die Besteigung des Piz Neir bei Weitem. Die Kletterei überschreitet zwar nie den II. Grad, ist aber lang sowie teilweise ausgesetzt und treibt daher den Adrenalinspiegel ziemlich nach oben. Wer es etwas weniger aufregend mag, dem sei die Besteigung über den Südgrat oder durch das Sertigtal empfohlen, diesen beiden Routen sind deutlich leichter. Ebenfalls vielleicht wichtig: Eine Überschreitung in umgekehrter Richtung ist wenig empfehlenswert, da die schwierigsten Passagen entlang des Nordgrats liegen.

Zurück zu Hause absolviere ich zur Beruhigung meines Gemüts nach einer warmen Dusche eine einstündige Yoga-Einheit. Allerdings habe ich nicht das Gefühl, als ob diese Stunde ausreichen würde, um innerlich zur Ruhe zu kommen. Wahrscheinlich liegt wie nach der Besteigung des Spitzig Gretlis eine unruhige Nacht vor mir.

PS: Ich absolviere die Tour mit leerem Magen, erst am Abend stärke ich mich mit Fleisch und Fett vom Lamm:

  • 21.15 Uhr: 610 Gramm Fleisch, Fett und Knorpel von der Brust eines Lamms

PPS: Leben im Hier und Jetzt und das zu 100 Prozent. Das gelingt nirgends besser als während einer Bergtour. :engel:

PPPS: Das Video zur Tour:

PPPPS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Überschreitung Rinerhorn → Leidbachhorn.

geschrieben von Susanne am 7. November 2018 um 22.00 Uhr
Kategorie: Ernährung, Klettern, Spirituelles
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Do one thing every day that scares you.

Dieses Zitat von Eleanor Roosevelt inspiriert Guido heute dazu, mich zu einem gemeinsamen Klettertraining in der Scheidegger Kletterhalle einzuladen:

Nun, bisher empfand ich das Klettern in Hallen nicht besonders erschreckend, aber in der Kletterhalle der Sportalm Scheidegg werde ich heute eines Besseren belehrt. So ist schon der Anblick der überhängenden Wettkampfwand ziemlich erschreckend:

Aber gut, da muss ich ja nicht unbedingt hoch, es gibt ja auch ein paar gerade Wände mit Routen im unteren Schwierigkeitsbereich. So sind mehrere Routen mit 4+ beschriftet. Nach dem Einstieg in die erste dieser Routen frage ich mich allerdings, nach welcher Skala die Routen bewertet sind, denn nach einer 4er-Route nach UIAA fühlt sich diese hier wirklich nicht an, eher nach einer 5+. Und das fühlt sich erst einmal richtig schrecklich an! Auch die anderen 4er-Routen sind nicht leichter, aber mit jeder weiteren lässt der Schreck nach und ich finde Gefallen an den technisch doch sehr ansprechend geschraubten Routen. Neben vielen Routen im vierten Schwierigkeitsgrad klettere ich sogar einige im fünften, aber mehr ist heute nicht drin. Viele der Routen sind übrigens leicht überhängend, so wie an dieser Felsstruktur:

Kein Wunder also, dass die Unterarme schon nach zweieinhalb Stunden Kletterei ziemlich dicht bzw. verspannt sind und dem ein oder anderen Befehl meines Kopfes nicht mehr so recht folgen können. Nach der letzten Route zittern meine Arme sogar regelrecht. Aber egal, das Klettern hat trotz anfänglichem Schreck viel Spaß gemacht, ich komme gerne wieder! So sehen meine Mahlzeiten aus:

  • 11.40 Uhr: 15 Gramm Eigelb, 5 Gramm einer Eierschale, 90 Gramm Knochenmark vom Rind, 290 Gramm Romanasalat, 60 Gramm Sesam
  • 19.45 bis 20.50 Uhr: 110 Gramm roter Spitzpaprika, 250 Gramm Fleisch, Knorpel, Rippenendstücke und Teile des Brustbeins von der Brust eines Zickleins, 60 Gramm Knochenmark vom Rind, 65 Gramm Sesam, 280 Gramm Romanasalat

PS: Am 10. Tag des Meditationszyklus “Die kosmische Kraft der Dankbarkeit” von Deepak Chopra lautet der zentrale Gedanke:

In einer liebevollen Beziehung fließt Dankbarkeit.

Ja, das sehe ich auch so. Wenn keine Dankbarkeit fließt, ist es keine liebevolle Beziehung und dann ist es am Besten, diese Beziehung zu beenden. Was nicht heißt, dass sie nicht zu einem anderen Zeitpunkt zu einer liebevollen Beziehung werden kann. Mit Beziehungen ist es halt so wie mit den Lebensmitteln, mal passt es, mal passt es nicht.

PPS: Das dazugehörige Mantra lautet Namasté. Namasté ist eine Grußformel, die Ehrerbietung für die Göttlichkeit des Gegenübers ausdrückt.

geschrieben von Susanne am 29. Oktober 2018 um 23.46 Uhr
Kategorie: Ernährung, Klettern, Spirituelles, Videos
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Von allen zurzeit erhältlichen Lebensmitteln schmecken mir Kakis, vor allem die Sorte „Aroma“, am besten. Die letzten beiden dieser Früchte, die ich vor fünf Tagen beim türkischen Obst- und Gemüsehändler gekauft habe, esse ich zum Mittagessen. Da bleibt nur eines, ich muss heute erneut nach Oberstdorf fahren! Als Guido vorschlägt, die Einkaufstour mit einem Besuch der Sonthofner Kletterhalle zu verbinden, bin ich begeistert. Auch wenn ich mittlerweile lieber im Fels klettere, kann ein Training in der Halle nicht schaden! So klettern wir nach über einjähriger Pause wieder einmal in einer Halle. Wir beginnen mit Routen an der zehn Meter hohen Übungswand, später wechseln wir zur fünfzehn Meter hohen, „normalen“ Wand.

Die Routen liegen alle um den 5. Schwierigkeitsgrad nach UIAA herum, mehr können und wollen wir uns heute nicht zumuten. Auch wenn sich die Muskulatur der Unterarme schon nach wenigen Routen bemerkbar macht, halten wir immerhin knapp zweieinhalb Stunden durch. Was mich fasziniert: Zu Hause habe ich mehrmals versucht, einen doppelten Bulin, einen Anseilknoten für Sportkletterer, zu knüpfen, allerdings ohne Erfolg. In der Halle geht dies jedoch problemlos. Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit meinen Leistungen beim Klettern und noch zufriedener bin ich, als ich eine halbe Stunde nach dem Klettertraining zwei Kisten mit Kakis und einige Kilogramm Trauben mit nach Hause nehmen kann. Die Schlemmerei mit Kakis kann also weitergehen! Mein heutiger Speiseplan:

  • 8.00 Uhr: 120 Gramm Trauben „Sultana“, 350 Gramm Trauben „Crimson“
  • 12.20 Uhr: 420 Gramm Kakis „Aroma“
  • 17.50 Uhr: 380 Gramm Trauben „Crimson“, 350 Gramm Trauben „Muskat“
  • 19.10 Uhr: 590 Gramm Kakis „Aroma“
  • 22.30 Uhr: 170 Gramm braune Champignons, 310 Gramm Rumpsteak vom Rind, 200 Gramm Romanasalat

PS: Heute ist Tag 1 des Meditationszyklus „Die kosmische Kraft der Dankbarkeit“ von Deepak Chopra. Der zentrale Gedanke des Tages lautet:

Ich finde Gunst und Gnade, wenn ich dankbar bin.

Das dazugehörige Mantra lautet Dhanya Vad. Vad ist ein Verb aus dem Sanskrit und bedeutet unter anderem: reden, sprechen. Dhanya ist ein Adjektiv und bedeutet glücklich. Es fällt mir leicht, das Gefühl von Dankbarkeit in mir hervorzurufen. Kein Wunder, es gibt viele Dinge in meinem Leben, für die ich dankbar sein kann und bin. :herz:

PPS: Ein neues Video aus der berg.land-Produktion ist fertig:

geschrieben von Susanne am 23. Oktober 2018 um 23.55 Uhr
Kategorie: Bayern, Bergtouren, Ernährung, Klettern
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Nach der abenteuerlichen Tour von gestern wollen Guido und ich es heute etwas ruhiger angehen lassen. Etwas ruhiger heißt, dass wir mit der Oberstdorfer Nebelhornbahn zum Gipfel fahren und von dort aus über den Hindelanger Klettersteig wandern bzw. klettern. Der Rückweg erfolgt über das Koblat, eine wilde Felslandschaft unterhalb des Klettersteigs:

Der Zeitbedarf von drei Stunden, der vom Tourenplaner angegeben wird, ist nicht realistisch. Es sei denn, man läuft ungesichert über den Klettersteig. Wir brauchen mit vielen kleinen Pausen zum Fotografieren und Filmen viereinhalb Stunden für den Klettersteig und eine für den Rückweg über das Koblat. Normal rechnet man für den Rückweg gut zwei Stunden. Aber wir haben es eilig, wir wollen schließlich die letzte Bahn Richtung Tal erreichen.

Es ist unsere zweite Begehung des Klettersteigs, die sich allerdings anfühlt wie die erste, jedenfalls für mich. An viele Stellen kann ich mich nämlich nicht mehr erinnern, vielleicht weil sie mir damals ziemlich gruselig vorgekommen sind. Aber nach den gestrigen Erlebnissen auf dem Kleinen Widderstein ist die Kletterei über den Steig der reinste Genuss: So bin ich sehr angetan über die langen, einfacheren Passagen, die man ungesichert klettern kann. Sie wechseln mit Gehgelände, aber auch mit anspruchsvolleren, gesicherten Klettereien ab. Im Gegensatz zu unserer ersten Begehung am 31. August 2015 weht heute ein ziemlich heftiger Wind und der Himmel ist nicht ganz so blau. Aber die Aussicht vom Grat aus ist trotzdem traumhaft schön und die Tour ein Hochgenuss. Ein paar Momentaufnahmen, beginnend mit dem Weg zum Einstieg:

Auf dem Weg zum Westlichen Wengenkopf:

Die erste von vielen Leitern:

Der Blick vom Grat Richtung Norden, rechts im Hintergrund ist der Grünten, links die Nagelfluhkette zu sehen:

Gehgelände über den Westlichen Wengenkopf:

Der weitere Gratverlauf:

Über große und kleine Felsen:

Der Blick nach Norden über das Retterschwanger Tal:

Immer wieder geht es steil nach unten:

Und dann natürlich auch wieder steil nach oben:

Der Blick über das Koblat, durch das unser Rückweg führt:

Hier liegen die sogenannten Zwiebelstränge vor uns, die den vielleicht anspruchvollsten Teil des Klettersteigs bilden:

Felsplattenkletterei:

Blick auf den Laufbichelsee:

Die letzte, anspruchsvolle Stelle, dann liegt der Klettersteig hinter uns:

Hier zeigt uns um 15.30 Uhr der Wegweiser Richtung Edmund-Probst-Haus, dass wir uns beeilen müssen, wenn wir die letzte Bahn, die um 16.50 Uhr Richtung Tal gondelt, noch erreichen wollen:

Aber für eine weitere Aufnahme des Laufbichelsees ist dann doch noch genug Zeit:

Nach einer Stunde Laufzeit erreichen wir zwanzig Minuten vor Betriebsschluss die Station Höfatsblick:

Ruckzuck geht es mit der Gondel zurück ins Tal und so bleibt uns noch genug Zeit, beim türkischen Obst- und Gemüsehändler Trauben und Kakis einzukaufen. Ein paar helle Trauben esse ich schon während der Fahrt zurück nach Oberstaufen, die dunklen der Sorte „Nero“ am heimischen Küchentisch. Der Mahlzeitenüberblick:

6.30 Uhr: 290 Gramm Clementinen „Orogrande“, 290 Gramm Kaki „Aroma“
9.40 Uhr: 80 Gramm Karotten, 50 Gramm Haselnüsse
17.50 Uhr: 400 Gramm Trauben „Sultana“
19.00 Uhr: 300 Gramm Trauben „Nero“
22.45 bis 23.20 Uhr: 260 Gramm Bürgermeisterstück vom Rind, 85 Gramm Feldsalat, 60 Gramm Eisbergsalat, 250 Gramm Cherry-Tomaten

PS: Materialverlust während der Tour: Eine Trinkflasche aus Edelstahl, die mir während einer wilden Kletterei aus der Seitentasche des Rucksacks rutscht. Morgen steht also keine Bergtour, sondern eine Einkaufstour auf dem Programm!

PPS: Ich trage an dieser Stelle irgendwann einen Link zu einem Video nach. Guido hat nämlich wieder gefilmt.

PPPS: So sieht der Abendhimmel über Oberstaufen während unserer Rückfahrt aus:

Ein würdevoller Schlussakkord für den heutigen Tag und vielleicht auch für die diesjährige Bergtourensaison!

geschrieben von Susanne am 22. Oktober 2018 um 23.47 Uhr
Kategorie: Bergtouren, Ernährung, Klettern
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Guido und ich schaffen es tatsächlich, um 6.30 Uhr aus den Betten zu kriechen, so dass einer Tour auf den 2236 Meter hohen Kleinen Widderstein nichts mehr im Wege steht. Außer vielleicht meiner eigenen Unsicherheit, ob ich dieser Tour überhaupt gewachsen bin. Laut dem Buch „Alpine Bergtouren Allgäu“ von Kristian Rath ist die Besteigung bzw. die Überquerung des Kleinen Widdersteins nämlich eine schwere, weglose Bergtour durch eine wilde Felslandschaft, bei der längere Passagen im II. Schwierigkeitsgrad geklettert werden müssen. Zitat aus dem Buch:

Wie so oft sind die kleineren Berge die schwierigeren – so auch bei den beiden Widdersteinen über dem Talschluss des Kleinen Walsertals. Während der Große Widderstein auf bezeichnetem Bergweg von zahlreichen Touristen besucht wird, fristet der Kleine ein Schattendasein, was unter anderem auch daran liegt, dass nur der erfahrene Bergsteiger, der sich sicher im alpinen IIer-Gelände bewegen kann, ernsthaft an eine Besteigung denken sollte.

Am 11. August haben Guido und ich ja schon einmal am Kleinen Widderstein geschnuppert. Damals hat der Berg einen sehr abweisenden Eindruck auf mich gemacht, aber heute bin ich zuversichtlich, dass er freundlicher gestimmt ist. Zu Beginn klappt auch alles wie am Schnürchen: Als Aufstiegsroute wählen wir den Weg Richtung Bärenkopf, laufen aber nicht über den Gipfel, sondern queren über Gras an der Westseite. Hier liegt der Nordgrat des Kleinen Widdersteins schon in Sichtweite:

Um zu seinem Fuße zu gelangen, wechseln wir zur Ostseite des Bärenkopfs und steigen von dort aus in die Scharte zwischen Bärenkopf und Kleinen Widderstein:

Hier ist auf einem Bild vom 11. August der Einstieg zu sehen:

Wir wählen jedoch nicht den „Normalweg“ über die Felsplatten, sondern steigen etwas unterhalb über einen schmalen Riss, der mir einen etwas einladenderen Eindruck macht, nach oben. So ganz ohne ist dieser Riss aber dann doch nicht, er ist nämlich leicht überhängend. Nach dieser ersten Kletterei liegt wieder Gehgelände vor uns. Aber nicht lange, schon bald geht es wieder in leichter Kletterei eine Rinne hinauf:

Anhand einer Tourenbeschreibung versuchen wir, uns im Felsgewirr zurechtzufinden. Das klappt auch erst einmal ganz gut. Aber schließlich stehen wir an einer Stelle, an der wir nicht mehr weiterkommen: In der linken Flanke soll es steil nach oben gehen, aber oben geht es nicht mehr weiter! Bevor wir weitere Experimente unternehmen, seilen wir uns lieber an, das Gelände ist nämlich extrem ausgesetzt und ein Fehler hätte fatale Folgen. Ich sichere, Guido erkundet das Gelände und befördert dabei eine ziemlich große Felsplatte Richtung Tal. Zu der Steilheit und Ausgesetztheit des Geländes kommt nämlich auch noch eine extreme Brüchigkeit hinzu. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir schon einmal so viele Steine wie auf dieser Tour losgetreten haben! Nachdem nach oben kein Weiterkommen möglich ist, entscheiden wir uns, ein Stück abzuklettern und finden ein schmales Band, dass uns auf der Ostseite um eine Wand herumführt. Von hier aus ergibt sich der weitere Aufstieg über Schrofengelände von selbst. Kurz unterhalb des Gipfels stoßen wir erneut auf ein Band, das in den Tourenbeschreibungen erwähnt wird. Wir wählen allerdings den direkten Weg hinauf zum Gipfel:

Und dann, ich kann es kaum glauben, stehen wir tatsächlich auf dem Gipfel des Kleinen Widdersteins:

Richtung Süden schauen wir auf den Südgipfel des Kleinen Widdersteins und auf das Felsmassiv des Großen Widdersteins:

Richtung Westen liegt der Hohe Ifen:

Im Norden das Kleinwalsertal:

Im Osten das Geißhorn und der Biberkopf:

Allzu lange können wir das Panorama nicht bewundern, denn durch unser langes Herumirren im Gelände ist es schon reichlich spät. Aber bevor es an den Abstieg geht, tragen wir uns ins Gipfelbuch ein:

Es ist von 2006, der Gipfel des Kleinen Widdersteins wird also nicht allzu häufig besucht. In den ersten Jahren waren es nur etwa zwei Dutzend Besteigungen pro Jahr, mittlerweile kommen aber mehr Leute hier hoch. Das liegt sicherlich auch an den zahlreichen Tourenbeschreibungen, die man im Internet findet. Diese sind, wie wir jetzt wissen, aber durchaus mit Vorsicht zu genießen! Ursprünglich wollten wir an die Besteigung des Nordgipfels die Überschreitung zum Südgipfel anschließen. Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit nehmen wir allerdings von diesem Plan Abschied und steigen auf gleichem Weg wieder ab. Nun ja, mit kleinen Variationen, so zum Beispiel gleich zu Beginn: Wir steigen dort ab, wo die meisten Leute heraufkommen:

Hier bin ich schon unten, während Guido noch mitten im Fels hängt:

Auch der Rest des Abstiegs verläuft nicht immer genau auf der Aufstiegsroute, aber das ist kein Wunder bei dem Felsgewirr! Aber wir schaffen es eigentlich recht zügig und problemlos wieder zurück zum Gehgelände oberhalb der Felsplatten. Dort ist guter Rat erneut teuer, denn irgendwo soll hier ein Abseilring sein, aber wo? Man kann die Platten zwar auch abklettern, viele machen das sogar ungesichert, aber das traue ich mir nach der doch recht abenteuerlichen und kräftezehrenden Tour nicht mehr zu. Da wir den Abseilring nicht finden, muss ein Felskopf her, an dem wir eine Bandschlinge zum Abseilen befestigen können. Bald ist einer gefunden, aber leider ist an dieser Stelle unser Seil zu kurz, es reicht nicht bis zum Wandfuß. Wir müssen also abklettern und uns nach einer neuen Möglichkeit umgucken. Nach langem Suchen werden wir endlich fündig. Guido seilt sich zuerst ab, dann folge ich:

Tausend Dank an dieser Stelle an Guido, der mir geduldig das Prozedere des Abseilens erklärt. Denn da ich erst einmal das Vergnügen hatte, mich selbstständig abzuseilen, bin ich doch reichlich hilflos in dieser Sache. Es geht dank Guidos Anweisungen besser als erwartet, aber ich bin trotzdem heilfroh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben! Vom Fuße der Felsplatten aus steigen wir über Schrofengelände und ein Bachbett nach unten und landen irgendwann wieder auf dem Aufstiegsweg. Blicke zurück:

Ein Blick nach vorne unten:

Der Abstieg durchs Bachbett ist ein herrliches Vergnügen! So sieht es aus, wenn der Blick nach vorne oben gerichtet ist:

Wie zu sehen ist, wird es langsam dunkel um uns herum, aber schlussendlich erreichen wir den Parkplatz doch noch, ohne die Stirnlampen aus den Rucksäcken holen zu müssen. Zehn Stunden und zehn Minuten sind wir unterwegs, eine Zeit, in der es nichts gibt außer uns beiden und dem Kleinen Widderstein. :herz: Danke für dieses Abenteuer. 🙏🏻 So sehen meine Mahlzeiten von heute aus:

  • 6.45 Uhr: 630 Gramm Kakis „Aroma“
  • 19.05 Uhr: etwa 300 Gramm Clementinen „Orogrande“
  • 22.40 Uhr: 310 Gramm Bürgermeisterstück und 50 Gramm Knochenmark vom Rind, 60 Gramm Feldsalat, 150 Gramm Eisbergsalat, 80 Gramm Sesam

PS: Noch während der Rückfahrt von Baad nach Oberstaufen frage ich einen Kollegen, ob er morgen Zeit und Lust hat, meinen Dienst im Fitnessstudio zu übernehmen. Er hat! Nach solch einem abenteuerlichen Tag will ich nämlich nicht gleich wieder ins „normale“ Tagesgeschehen eintauchen.

PPS: Material, das während der Tour verloren gegangen ist: Ein Schraubkarabiner, der mir beim Abbauen eines Standplatzes aus den Fingern gefallen ist und eine lange Bandschlinge, die wir zum Abseilen benötigt haben.

PPPS: Ich trage an dieser Stelle irgendwann einen Link auf den Tourenbericht von Guido und ein Video nach.