Fitnesstrainer B-Lizenzprüfung

geschrieben von Susanne am 11. November 2018 um 23.53 Uhr
Kategorie: Ernährung, Spirituelles, Sport
(2) Kommentare
   
   
   

Die Nacht verläuft wie erwartet ziemlich unruhig. Das liegt aber nicht nur an der bevorstehenden Prüfung: Ich schlafe immer bei geöffnetem Fenster, aber das Fenster des Hotelzimmers kann ich nicht öffnen, weil mich die nächtliche Geräuschkulisse der Großstadt stört. Um 7 Uhr bin ich zwar nach der unruhigen Nacht noch nicht ausgeschlafen, stehe aber trotzdem auf und begebe mich eine halbe Stunde später auf die Trainingsfläche der Anlage, um mir die Geräte näher anzuschauen. Sie sind von einem mir bisher unbekannten Hersteller und ich will schließlich später bei der Prüfung nicht erst nach den Hebeln, die zu verstellen sind, suchen müssen. Ziemlich entspannt und mit einem guten Gefühl für die praktische Prüfung kehre ich nach 30 Minuten in mein Hotelzimmer zurück und schaue noch einmal kurz meine Aufzeichnungen an, die mir zur Vorbereitung für die theoretische Prüfung dienen. Um 8.40 Uhr stehe ich an der Rezeption des Hotels und bezahle meine Rechnung. Dann geht es endlich (!) in Richtung Seminarraum. Um kurz vor 9 Uhr liegen die Blätter mit den Fragen der theoretischen Prüfung verdeckt vor allen 21 Kursteilnehmern. Um Punkt 9 Uhr dürfen wir die Blätter umdrehen und mit der Beantwortung beginnen.

Es ist eine Multiple-Choice-Prüfung, das heißt, zu jeder der 20 Fragen gibt es fünf Antworten, von denen gar keine, eine oder mehrere richtig sein können. Mein erster Eindruck: Die Fragen sind deutlich schwieriger als erwartet. Aber ich weiß rein gefühlsmäßig genug, um die Prüfung bestehen zu können. 30 Minuten haben wir für die Beantwortung Zeit, ich bin allerdings schon nach zehn Minuten fertig. Da kommen Erinnerungen an meine Schulzeit auf, damals war ich nämlich bei Klassenarbeiten auch meist weit vor der Zeit fertig! Nach dem Ende der theoretischen Prüfung heißt es wieder einmal warten, denn die beiden Prüfer korrigieren die Arbeiten sofort. Die meisten anderen Kursteilnehmer nutzen die Zeit, um noch einmal ihre Unterlagen für die praktische Prüfung durchzuschauen bzw. fragen sich gegenseitig ab. Das Zuhören bei dieser Abfragerei macht mich allerdings noch nervöser als ich schon bin. Ich entferne mich daher lieber von den Lerneifrigen und suche mir ein stilles Eckchen.

Nach gut einer halben Stunde sind die Arbeiten korrigiert. Die Ergebnisse werden allerdings erst nach der praktischen Prüfung bekannt gegeben, um den Teilnehmern, die durchgefallen sind, nicht die Motivation für die praktische Prüfung zu nehmen. Beides wird schließlich getrennt bewertet und man muss nur den nicht bestandenen Teil noch einmal wiederholen. Die praktische Prüfung findet auf der Trainingsfläche statt. Dort befragen die beiden Prüfer je einen Teilnehmer zu einem Muskel und zu einem Gerät. Beim Muskel sind Ursprung, Ansatz, Funktionen und die diversen Übungen, mit denen er trainiert werden kann, beim Gerät die Einstellungen, Besonderheiten und Variationen zu nennen. Außerdem muss man die Übung am Gerät fehlerfrei vormachen. So weit jedenfalls die Theorie. Die Kursteilnehmer dürfen unter sich ausmachen, wer wann an die Reihe kommt. Als dann einer der Prüfer nach der Korrektur auf uns zukommt und fragt, wer als Erster will, melde ich mich sofort zur Stelle!

Eigentlich hieß es, dass wir Karten ziehen müssen, auf denen dann der Muskel und das Gerät stehen, die zu erklären sind. Aber der Prüfer nennt dann einfach einen Muskel und ein Gerät. Das heißt, er nennt mir nicht nur einen Muskel, sondern eine Muskelgruppe, die Ischiocrurale Muskulatur, die aus drei Muskeln besteht. Und er nennt mir kein Gerät, sondern eine Kurzhantelübung, die Kurzhantel-Flys. Da wird mir erst einmal noch schlechter als mir eh schon ist, denn die Geräte kann ich aus dem Effeff, aber Hantelübungen sind nicht so mein Fall. Aber egal, erst einmal konzentriere ich mich auf die Muskeln und nenne so wie gefordert Ursprung, Ansatz, Funktion und passende Übungen, einschließlich einer Dehnungsübung. Bei der Körperübung muss der Prüfer ein bisschen nachfragen, bevor mir dann endlich das „Bridging“ bzw. die Brücke einfällt. So weit, so gut, das Blatt, auf dem meine Prüfung protokolliert wird, ist mittlerweile mit lauter Häkchen gefüllt, eine Tatsache, die mich sehr beruhigt. Aber der Prüfer fragt weiter: „Welche Muskeln außer der Ischiocruralen Muskulatur führen noch zu einer Bewegung im Hüftgelenk?“ Halleluja, wenn ich die wirklich alle aufzählen soll, bin ich ja in einer halben Stunde noch nicht fertig! Schließlich gibt es weitere Extensoren (die Ischiocrurale Muskulatur gehört zu dieser Gruppe), außerdem Flexoren, Abduktoren, Adduktoren, Außenrotatoren und Innenrotatoren. Na ja, egal, ich erzähle einfach, was ich weiß. Als der Prüfer merkt, dass ich mit dieser Frage nicht aus der Ruhe zu bringen bin, beendet er meinen Vortrag mit den Worten: „Danke, das reicht mir.“

Kurz darauf machen wir uns auf den Weg zu den Kurzhanteln. Immerhin fällt mir unterwegs endlich ein, was es mit den Kurzhantel-Flys auf sich hat: Bei dieser Übung liegt man auf einer Flachbank, hat in jeder Hand in einer neutralen Handposition eine Kurzhantel und bewegt die leicht gebeugten Arme in einem Bogen nach oben. Ich mache die Übung korrekt vor, dann darf ich erzählen, welche Muskeln hier trainiert werden, nämlich der Große Brustmuskel, der Musculus pectoralis major, und der vordere Anteil des Schultermuskels, des Musculus deltoideus. Aber auch das ist nicht genug, ich soll auch noch die stabilisierenden Muskeln nennen, den Musculus biceps brachii, den Musculus brachioradialis und den Musculus brachialis. Puh, hört die Fragerei denn nie auf?! Doch, nämlich jetzt: „Das war’s dann, du weißt wirklich gut Bescheid!“ Danke für diese erlösenden Worte! Und von dem anderen Prüfer erfahre ich dann auch gleich noch, dass ich die theoretische Prüfung auch bestanden habe und zwar, soweit er sich erinnern kann, sogar recht gut. Wow, mir fällt ein Stein vom Herzen!

Mit der Gewissheit, die Prüfung erfolgreich hinter mich gebracht zu haben, kommen mir die zwei Stunden Wartezeit bis zur offiziellen Verkündung der Ergebnisse recht kurz vor! Da alle einverstanden sind, werden die Ergebnisse laut vorgelesen: Sowohl bei der theoretischen als auch bei der praktischen Prüfung sind einige Teilnehmer durchgefallen. Mein Prüfungsergebnis bei der theoretischen ist wirklich recht gut, es gibt nur einen Teilnehmer mit mehr Punkten. Und wie geht es jetzt weiter? Es gibt ja noch viele Zusatzqualifikationen, die man erwerben kann. Ich weiß es noch nicht wirklich, denn auch wenn mir das Lernen viel Spaß macht, jede Zusatzqualifikation kostet Geld. Ich weiß nur eines: Ich brauche wieder etwas, dem ich mich so intensiv widmen kann. So laufe ich nicht Gefahr, mich allzu sehr mit dem Irrsinn der Welt zu beschäftigen! Das gibt es an diesem denkwürdigen Tag bei mir zum Essen:

  • 12.00 Uhr: etwa 500 Gramm Trauben „Crimson“
  • 13.30 Uhr: etwa 50 Gramm Walnüsse (eingeweicht), etwa 100 Gramm Romanasalat
  • 16.30 Uhr: 570 Gramm Kakis „Vanille“
  • 18.40 Uhr: 160 Gramm Haselnüsse, 230 Gramm Romanasalat
  • 23.30 Uhr: 350 Gramm Rumpsteak und 50 Gramm Fett vom Rind, 110 Gramm Feldsalat

PS: Das Wörtchen „nicht“ im zentralen Gedanken des 14. Tages des Meditationszyklus „Die kosmische Kraft der Dankbarkeit“ von Deepak Chopra stört mich wieder einmal:

Wenn ich nicht urteile, begegne ich allen mit Freundlichkeit und Güte.

So macht es für mich mehr Sinn:

Wenn ich mitfühle, begegne ich allen mit Freundlichkeit und Güte.

Das dazugehörige Mantra lautet Karuna Hum. Karuna bedeutet Mitgefühl und Barmherzigkeit, Hum ist ein Schutzmantra. Dazu passt doch meine Version des zentralen Gedankens eh viel besser!

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Oliver Schneider
5 Jahre zuvor

Meine besten Glückwünsche zur bestandenen Prüfung!!
Viele Grüße vom Oliver

Diese Seite wurde zuletzt am 3. Dezember 2018 um 19.30 Uhr GMT geändert.