Archiv für die Kategorie ‘Klettern’

geschrieben von Susanne am 8. November 2024 um 21.55 Uhr
Kategorie: Klettern, Schweiz, Wandern
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Vorgestern konnten wir während der Abfahrt von Feldis hinunter ins Rheintal die wundervolle Aussicht über die Surselva, Flims und den Flimser Stein, der oben rechts im Bild zu sehen ist, bewundern:

Gestern war Guido allein mit dem Rad bei Flims unterwegs. Die Bilder, die er von seiner Tour mitbrachte, faszinierten mich so, dass wir noch gestern Abend beschlossen, heute gemeinsam nach Flims zu fahren: Guido hat die geniale Idee, dem dortigen Klettersteig, der die senkrechten Südwände des Flimsersteins hinaufführt, einen Besuch abzustatten. Normalerweise ist der Klettersteig um diese Jahreszeit schon geschlossen, aber dank des herrlichen Herbstwetters ist er in diesem Jahr noch bis zum 10. November begehbar. Im Internet ist zu lesen, dass der Klettersteig sehr gut abgesichert und damit auch für Kinder ab 12 Jahren geeignet ist. Er dürfte also auch für uns passen! :froehlich:

Um 11.30 Uhr starten wir vom Parkplatz „Altes Schulhaus“ in Flims zu unserer Tour. Von hier aus bis zum Einstieg des Klettersteigs „Pinut“ sind je nach Routenwahl etwa vier Kilometer zurückzulegen. Pinut, so nennt sich eine Wiese mitten in der Felswand, die zu alten Zeiten auf sehr abenteuerlichem Weg mit Hilfe von abgesägte Ästen erreicht werden konnte und landwirtschaftlich genutzt wurde. Zu Beginn unserer Tour geht es durch das Dorfzentrum von Flims:

Nach etwa 500 Metern verlassen wir das Dorfzentrum und folgen einem Wegweiser Richtung „Scheia“:

Bauernhäuser in Scheia:

Nach knapp drei Kilometern thronen sie direkt über uns, die senkrechten Südwände des Flimsersteins:

Mit gutem Auge sind Leitern des Klettersteigs zu erkennen, das schattige Dreieck markiert wohl die Höhle, die während des Aufstiegs zu durchqueren ist. Oberhalb von Fidaz treffen wir auf einen Wegweiser Richtung Klettersteig:

Zum Einstieg des Klettersteigs führt von hier aus ein etwa ein Kilometer langer Waldpfad:

Der Einstieg rückt näher:

Über die im Felsen hängenden Leitern geht es gleich lang:

Ausgerüstet mit Klettergurt, Klettersteigset und Helm, ich bin bereit für den Klettersteig:

Ein paar Schritte müssen wir noch bis zur ersten Leiter laufen und können vor dem Einstieg die wunderschöne Aussicht hinunter zum Lag da Cresta und ins Rheintal sowie auf die Hänge von Feldis, die wir vorgestern erkundet haben, genießen:

Die ersten Leitern:

Die Stufen der ersten Leiter sind reichlich wackelig:

Aber schon ein paar Meter höher geht es auf einer „richtigen“ Leiter weiter. Der untere, wackelige Teil wird wohl am Ende der Saison abmontiert, um zu verhindern, dass sich jemand nach Saisonende in die Wand verirrt! Was soll ich sagen, ich fühle mich sofort in meinem Element, auch wenn ich weniger Fels als Stahl in den Händen halte. Nach der Einstiegsleiter folgt eine kurzes, schmales Felsband:

Dem Felsband folgen weitere Leitern:

Auf dem letzten Bild sieht man gut den gegenüber der Felswand liegenden Meilerstein, eine rund 100 Meter hohe Felsnadel. Ein Blick in die Tiefe auf den Einstiegsbereich:

Hier stehe ich direkt neben dem Meilerstein:

Anschließend steht die Überquerung der „Hühnertreppe“, die man schon von unten erkennen konnte, an:

Hinter der Hühnertreppe kommen wir zum Eingang einer kleinen Höhle, die ebenfalls von unten zu erkennen war:

Durch die Höhle, in der es stellenweise von der Decke tropft, führen Leitern nach oben:

Die Verhältnisse sind hier ziemlich beengt:

Im Obergeschoss der Höhle führt ein Tunnel zurück ans Tageslicht:

Rechts an der Tunnelwand erkennt man auf dem obigen Bild einen Türgriff. Er gehört zu einer alten Tür, die früher den Ausgang der Höhle verriegelte. Den Schlüssel für die Tür bekam man, wenn man eine Taxe im Fidazer Hof errichtete. Christian Meiler, der 1906 mit Metallleitern den Aufstieg zum Pinut erstmals auch zahlenden Touristen ermöglichte, kam auf diese Idee! In Augenhöhe mit dem Meilerstein:

Ein paar Schritte geht es auf felsigem Untergrund weiter, bevor die nächsten Leitern hinauf zur Hochwiese Pinut führen:

Hier stehe ich auf dem unteren Teil der Hochwiese, zu meinen Füßen liegt Flims::

Über einem schmalen Pfad steigen wir weiter auf und kommen schließlich zu einer Hängebrücke:

Die Überquerung ist eine ziemlich wacklige Angelegenheit, macht aber Spaß! Wer es weniger wacklig mag, kann den Bach, über den sie führt, auch auf einem Pfad überqueren. Nach der Hängebrücke geht es über einen Waldpfad und über den oberen Teil der Hochwiese Pinut zum Fuß der nächsten Felswand weiter:

Der Blick hinauf zu den Leitern des zweiten Abschnitts:

Der Einstieg in den zweiten Abschnitt des Klettersteigs:

Und wieder ist das Ende einer Leiter erreicht:

Die zweite Felsstufe ist wesentlich kürzer als die erste, so dass der Ausstieg bald erreicht ist:

Kurze Rast beim Ausstieg vom zweiten Abschnitt:

Die dritte Felsstufe erreichen wir über die Halde Pardatsch:

Die Leitern vom dritten und letzten Abschnitt des Klettersteigs:

Ein letztes Mal können wir die Kletterei über Leitern und Felsen genießen:

Beim Ausstieg des Klettersteigs befindet sich ein Wegweiser mit Wandbuch, in das ich uns eintrage:

Es ist der zweite Eintrag des Tages. Kaum zu glauben, dass bei dem herrlichen Wetter nicht mehr Leute auf dem Klettersteig unterwegs gewesen sind. Den Einträgen zufolge ist im Sommer deutlich mehr los, da muss man wohl Schlange stehen! Wir haben uns also einen perfekten Tag für die Begehung ausgesucht. 🙏🏻 Vom Wegweiser geht es über Holzstege und einen schmalen Pfad weiter zur Bergstation der Seilbahn von Fidaz hinauf:

An der Bergstation:

Abstieg von der Bergstation mit Blick auf den Ringelspitz:

Die Alphütten von Tegia Gronda:

Hinter den Alphütten geht man ein kurzes Stück Richtung Norden und blickt in das Val Mulins, das rechts vom Ringelspitzmassiv und links vom Flimserstein begrenzt wird:

Nach einem Richtungswechsel geht es über einen gepflasterten Alpweg hinunter zum Berghaus Bargis:

Der Abstieg über den Alpweg ist ziemlich mühsam, die Aussicht versüßt die Anstrengung immerhin ein kleines Bisschen:

Die Hochebene von Bargis mit ihren Ferienhütten und die Wände des Flimsersteins, links im Bild:

Ein Blick zurück auf unseren Abstiegsweg:

Nach Passieren des Berghauses Bargis folgen wir Wegweisern, die über einen schmalen Wanderweg nach Fidaz führen. Hier gehen wir der Abendsonne entgegen:

Fidaz erreichen wir bei einbrechender Dunkelheit. In der Dorfmitte wartet ein Bus und wir überlegen, ob wir in den Bus einsteigen sollen, um uns die letzten Kilometer in vollkommener Dunkelheit zu ersparen. Schlussendlich laufen wir dann aber an der Haltestelle vorbei. Das letzte Stück hinunter nach Flims zieht sich und spätestens als der Bus an uns vorbeifährt, hadern wir etwas mit unserer Entscheidung. Aber schließlich ist es geschafft, wir erreichen Parkplatz „Altes Schulhaus“, den Ausgangspunkt unserer Tour. Die Daten der Tour: Distanz: 16,5 Kilometer; Höhendifferenz: 1050 Meter; Dauer: 5 Stunden, 45 Minuten. Eine interaktive Karte findet man auf Guidos Seite: Klettersteig Pinut (Flimserstein).

PS: Es war wundervoll, nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder über einen Klettersteig zu gehen. Die Tour hat Lust auf mehr gemacht!

geschrieben von Susanne am 12. Juli 2021 um 22.44 Uhr
Kategorie: Bergtouren, Klettern, Schweiz, Wandern
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Wir starten heute von Davos-Frauenkrich aus und steigen von dort aus zum Rinerhorn auf. Der erste Teil des Aufstiegs führt wunderbar schattig und mäßig steil ansteigend durch den Junkerbodenwald und den Würzewald. Dieser Weg hinauf zum Rinerhorn ist meines Erachtens deutlich schöner als der Weg von der Talstation der Rinerhornbahn aus. Später wird der Weg zwar deutlich steiler, liegt aber immer noch im angenehmen Bereich. Bei Äbirügg müssen wir den schützenden Wald verlassen, aber über die freie Fläche weht ein kühler Wind, so dass wir auch beim weiteren Aufstieg nicht ins Schwitzen kommen. Hier können wir den den freien Blick auf das Jakobshorn genießen:

Bei Äbirügg begegnen wir zudem zahlreichen Wanderern, die von der Rinerhornbahn her kommend hinunter ins Sertigtal absteigen wollen. Der Weg hinauf zum Rinerhorn ist hingegen menschenleer:

Zwei Stunden nach Beginn der Tour erreichen wir den 2527 Meter hohen Gipfel des Rinerhorns. Von dort aus geht es auf einem markierten Bergweg weiter zum Marchhüreli:

Der Blick zurück vom Marchhüreli aufs Rinerhorn, Davos und den Gipfel der Weissfluh:

Bis zum Marchhüreli bin ich mit Trailrunningschuhen unterwegs, aber da wir den Aufstieg zum Leidbachhorn wagen wollen, wechsle ich hier die Schuhe. Zu Beginn geht es noch recht gemütlich über den sanft ansteigenden Grat:

Der Blick zurück aufs Marchhüreli:

Aber schon bald türmen sich die ersten Gratköpfe vor uns auf. Manfred Hunziker schreibt im SAC-Führer Bündner Alpen 6 „Vom Septimer zum Flüela“ dazu:

Man übersteigt alle Gratköpfe mit Ausnahme einiger Türmchen hinter P.2818, an denen man auf der Westseite vorbeigehen kann. Am schwierigsten ist die Überwindung des Plattenaufschwungs aus der Scharte vor dem letzten Vorgipfel.

Die Schwierigkeit des Aufstiegs über den Nordgrat wird mit „WS“ angegeben:

Die technische Schwierigkeit bewegt sich um II. Die Routenwahl ist leicht, und der erfahrene Amateur kann die Anforderung an die Führungstechnik meistern

Nun ja, wenn es heißt, dass alle Gratköpfe überstiegen werden, dann ist die Routenwahl schon leicht. Allerdings wissen wir von anderen Begehungen, dass man sich auf die Beschreibungen nicht immer verlassen kann. So können zum Beispiel Felsabbrüche zu ganz neuen, unerwarteten Situationen führen. Das mussten wir zum Beispiel am Kleinen Widderstein erleben. Daher ist das Überklettern eines jeden Gratkopfes für uns ein nervenkitzelndes Abenteuer mit teilweise schwindelerregenden Tiefblicken. Zum Foto greife ich allerdings nur, wenn es mal gerade nicht so spannend ist. :updown:

Schritt für Schritt hangeln wir uns den Grat entlang:

Ab und zu stehen wir auch auf sicherem Boden, allerdings nie für lange, dann türmt sich der nächste Gratkopf vor uns auf:

Die heikelste Stelle vor dem Plattenaufschwung ist sicherlich ein schmaler Gratabschnitt, den wir „reitend“ überqueren. Schließlich stehen wir vor dem Plattenaufschwung:

Eines ist an dieser Stelle für mich klar: Zurück will ich auf keinen Fall, wenn wir hier nicht hinaufkommen, lasse ich mich vom Hubschrauber abholen! Aber wir kommen hinauf, der Hubschrauber kommt also nicht zum Einsatz:

Ursprünglich hatten wir die Hoffnung, dass nach dem Überwinden dieser Stelle der restliche Grat leichter zu bewältigen sei, aber da irren wir gewaltig. Auch der Anblick des nächsten Gratkopfes lässt keine wirklich Erleichterung aufkommen:

Aber irgendwie finden wir auch hier hinauf:

Und natürlich auch wieder hinunter. :erleichtert: Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir tatsächlich den Gipfel:

Wie zu sehen ist, nicht ganz unverletzt, zumindest ich: Beim Überklettern einer der zahlreichen Felsköpfe löst sich Stein und schlägt an mein linkes Schienbein. Nur gut, dass meine Blutgerinnung intakt ist! Auf dem obigen Bild ist auch der Kasten mit dem Gipfelbuch zu sehen: Das Gipfelbuch stammt aus dem Jahr 1977, dieses Jahr verzeichnet es erst zwei Einträge. Das wilde, schroffe Leidbachhorn ist, wie wir jetzt wissen, wirklich kein besonders einladender Gipfel. :updown:

Nach einer kurzen Gipfelrast wagen wir uns an den Abstieg über den Südgrat. Dieser soll leichter zu begehen sein als der Nordgrat und in der Tat, das ist er meines Empfindens nach auch. Nichtsdestotrotz darf man sich keine Fehler erlauben:

Gratköpfe sind auch hier zu überwinden:

Aber schließlich ist es geschafft, nach Abrutschen über ein Geröllfeld stehen wir im weitläufigen und „sicheren“ Tal zwischen Geissweiden- und Nüllischgrat:

Bodmen nennt sich dieses Gebiet, dessen Durchquerung nach der Kraxelei über den Grat das reinste Kinderspiel ist. Je weiter wir abstiegen, desto grüner wird das Tal:

Und noch ein Stück weiter unten gesellen sich zum Grün die leuchtenden Blüten unzähliger Alpenrosen:

An einem Gebirgsbach gönne ich meinen Füßen ein erfrischendes Bad und tausche meine Bergschuhe gegen die Trailrunningschuhe aus:

Mit flotten Schritten geht es anschließend hinunter zur Talstation der Rinerhornbahn. Hier ist die Tour für uns zu Ende und wir können die erfolgreiche Überschreitung des Leidbachhorns feiern. :feier: Mit Pausen sind wir sechs Stunden und vierzig Minuten unterwegs, eine Stunde schneller als der Tourenplaner für die Strecke angibt:


Fazit der Tour: Die Überschreitung des Leidbachhorns ist sicherlich eine unserer abenteuerlichsten Touren und übertrifft die Überschreitung der Hammerspitzen oder die Besteigung des Piz Neir bei Weitem. Die Kletterei überschreitet zwar nie den II. Grad, ist aber lang sowie teilweise ausgesetzt und treibt daher den Adrenalinspiegel ziemlich nach oben. Wer es etwas weniger aufregend mag, dem sei die Besteigung über den Südgrat oder durch das Sertigtal empfohlen, diesen beiden Routen sind deutlich leichter. Ebenfalls vielleicht wichtig: Eine Überschreitung in umgekehrter Richtung ist wenig empfehlenswert, da die schwierigsten Passagen entlang des Nordgrats liegen.

PS: Das Video zur Tour:

PPS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Überschreitung Rinerhorn → Leidbachhorn.

geschrieben von Susanne am 23. Oktober 2018 um 23.50 Uhr
Kategorie: Bayern, Bergtouren, Klettern, Wandern
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Nach der abenteuerlichen Tour von gestern wollen Guido und ich es heute etwas ruhiger angehen lassen. Etwas ruhiger heißt, dass wir mit der Oberstdorfer Nebelhornbahn zum Gipfel fahren und von dort aus über den Hindelanger Klettersteig wandern bzw. klettern. Der Rückweg erfolgt über das Koblat, eine wilde Felslandschaft unterhalb des Klettersteigs:

Der Zeitbedarf von drei Stunden, der vom Tourenplaner angegeben wird, ist nicht realistisch. Es sei denn, man läuft ungesichert über den Klettersteig. Wir brauchen mit vielen kleinen Pausen zum Fotografieren und Filmen viereinhalb Stunden für den Klettersteig und eine für den Rückweg über das Koblat. Normal rechnet man für den Rückweg gut zwei Stunden. Aber wir haben es eilig, wir wollen schließlich die letzte Bahn Richtung Tal erreichen.

Es ist unsere zweite Begehung des Klettersteigs, die sich allerdings anfühlt wie die erste, jedenfalls für mich. An viele Stellen kann ich mich nämlich nicht mehr erinnern, vielleicht weil sie mir damals ziemlich gruselig vorgekommen sind. Aber nach den gestrigen Erlebnissen auf dem Kleinen Widderstein ist die Kletterei über den Steig der reinste Genuss: So bin ich sehr angetan über die langen, einfacheren Passagen, die man ungesichert klettern kann. Sie wechseln mit Gehgelände, aber auch mit anspruchsvolleren, gesicherten Klettereien ab. Im Gegensatz zu unserer ersten Begehung am 31. August 2015 weht heute ein ziemlich heftiger Wind und der Himmel ist nicht ganz so blau. Aber die Aussicht vom Grat aus ist trotzdem traumhaft schön und die Tour ein Hochgenuss. Ein paar Momentaufnahmen, beginnend mit dem Weg zum Einstieg:

Auf dem Weg zum Westlichen Wengenkopf:

Die erste von vielen Leitern:

Der Blick vom Grat Richtung Norden, rechts im Hintergrund ist der Grünten, links die Nagelfluhkette zu sehen:

Gehgelände über den Westlichen Wengenkopf:

Der weitere Gratverlauf:

Über große und kleine Felsen:

Der Blick nach Norden über das Retterschwanger Tal:

Immer wieder geht es steil nach unten:

Und dann natürlich auch wieder steil nach oben:

Der Blick über das Koblat, durch das unser Rückweg führt:

Hier liegen die sogenannten Zwiebelstränge vor uns, die den vielleicht anspruchvollsten Teil des Klettersteigs bilden:

Felsplattenkletterei:

Blick auf den Laufbichelsee:

Die letzte, anspruchsvolle Stelle, dann liegt der Klettersteig hinter uns:

Hier zeigt uns um 15.30 Uhr der Wegweiser Richtung Edmund-Probst-Haus, dass wir uns beeilen müssen, wenn wir die letzte Bahn, die um 16.50 Uhr Richtung Tal gondelt, noch erreichen wollen:

Aber für eine weitere Aufnahme des Laufbichelsees ist dann doch noch genug Zeit:

Nach einer Stunde Laufzeit erreichen wir zwanzig Minuten vor Betriebsschluss die Station Höfatsblick:

Das ist ein würdevoller Schlussakkord für den heutigen Tag und vielleicht auch für die diesjährige Bergtourensaison!

geschrieben von Susanne am 22. Oktober 2018 um 23.47 Uhr
Kategorie: Bayern, Bergtouren, Klettern, Wandern
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Guido und ich schaffen es heute tatsächlich, um 6.30 Uhr aus den Betten zu kriechen, so dass einer Tour auf den 2236 Meter hohen Kleinen Widderstein nichts im Wege steht. Außer vielleicht meiner eigenen Unsicherheit, ob ich dieser Tour überhaupt gewachsen bin. Laut dem Buch „Alpine Bergtouren Allgäu“ von Kristian Rath ist die Besteigung bzw. die Überquerung des Kleinen Widdersteins nämlich eine schwere, weglose Bergtour durch eine wilde Felslandschaft, bei der längere Passagen im II. Schwierigkeitsgrad geklettert werden müssen. Zitat aus dem Buch:

Wie so oft sind die kleineren Berge die schwierigeren – so auch bei den beiden Widdersteinen über dem Talschluss des Kleinen Walsertals. Während der Große Widderstein auf bezeichnetem Bergweg von zahlreichen Touristen besucht wird, fristet der Kleine ein Schattendasein, was unter anderem auch daran liegt, dass nur der erfahrene Bergsteiger, der sich sicher im alpinen IIer-Gelände bewegen kann, ernsthaft an eine Besteigung denken sollte.

Am 11. August haben Guido und ich ja schon einmal am Kleinen Widderstein geschnuppert. Damals hat der Berg einen sehr abweisenden Eindruck auf mich gemacht, aber heute bin ich zuversichtlich, dass er freundlicher gestimmt ist. Zu Beginn klappt auch alles wie am Schnürchen: Als Aufstiegsroute wählen wir den Weg Richtung Bärenkopf, laufen aber nicht über den Gipfel, sondern queren über Gras an der Westseite. Hier liegt der Nordgrat des Kleinen Widdersteins schon in Sichtweite:

Um zu seinem Fuße zu gelangen, wechseln wir zur Ostseite des Bärenkopfs und steigen von dort aus in die Scharte zwischen Bärenkopf und Kleinen Widderstein:

Hier ist auf einem Bild vom 11. August der Einstieg zu sehen:

Wir wählen jedoch nicht den „Normalweg“ über die Felsplatten, sondern steigen etwas unterhalb über einen schmalen Riss, der mir einen etwas einladenderen Eindruck macht, nach oben. So ganz ohne ist dieser Riss aber dann doch nicht, er ist nämlich leicht überhängend. Nach dieser ersten Kletterei liegt wieder Gehgelände vor uns. Aber nicht lange, schon bald geht es wieder in leichter Kletterei eine Rinne hinauf:

Anhand einer Tourenbeschreibung versuchen wir, uns im Felsgewirr zurechtzufinden. Das klappt auch erst einmal ganz gut. Aber schließlich stehen wir an einer Stelle, an der wir nicht mehr weiterkommen: In der linken Flanke soll es steil nach oben gehen, aber oben geht es nicht mehr weiter! Bevor wir weitere Experimente unternehmen, seilen wir uns lieber an, das Gelände ist nämlich extrem ausgesetzt und ein Fehler hätte fatale Folgen. Ich sichere, Guido erkundet das Gelände und befördert dabei eine ziemlich große Felsplatte Richtung Tal. Zu der Steilheit und Ausgesetztheit des Geländes kommt nämlich auch noch eine extreme Brüchigkeit hinzu. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir schon einmal so viele Steine wie auf dieser Tour losgetreten haben! Nachdem nach oben kein Weiterkommen möglich ist, entscheiden wir uns, ein Stück abzuklettern und finden ein schmales Band, dass uns auf der Ostseite um eine Wand herumführt. Von hier aus ergibt sich der weitere Aufstieg über Schrofengelände von selbst. Kurz unterhalb des Gipfels stoßen wir erneut auf ein Band, das in den Tourenbeschreibungen erwähnt wird. Wir wählen allerdings den direkten Weg hinauf zum Gipfel:

Und dann, ich kann es kaum glauben, stehen wir tatsächlich auf dem Gipfel des Kleinen Widdersteins:

Richtung Süden schauen wir auf den Südgipfel des Kleinen Widdersteins und auf das Felsmassiv des Großen Widdersteins:

Richtung Westen liegt der Hohe Ifen:

Im Norden das Kleinwalsertal:

Im Osten das Geißhorn und der Biberkopf:

Allzu lange können wir das Panorama nicht bewundern, denn durch unser langes Herumirren im Gelände ist es schon reichlich spät. Aber bevor es an den Abstieg geht, tragen wir uns ins Gipfelbuch ein:

Es ist von 2006, der Gipfel des Kleinen Widdersteins wird also nicht allzu häufig besucht. In den ersten Jahren waren es nur etwa zwei Dutzend Besteigungen pro Jahr, mittlerweile kommen aber mehr Leute hier hoch. Das liegt sicherlich auch an den zahlreichen Tourenbeschreibungen, die man im Internet findet. Diese sind, wie wir jetzt wissen, aber durchaus mit Vorsicht zu genießen! Ursprünglich wollten wir an die Besteigung des Nordgipfels die Überschreitung zum Südgipfel anschließen. Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit nehmen wir allerdings von diesem Plan Abschied und steigen auf gleichem Weg wieder ab. Nun ja, mit kleinen Variationen, so zum Beispiel gleich zu Beginn: Wir steigen dort ab, wo die meisten Leute heraufkommen:

Hier bin ich schon unten, während Guido noch mitten im Fels hängt:

Auch der Rest des Abstiegs verläuft nicht immer genau auf der Aufstiegsroute, aber das ist kein Wunder bei dem Felsgewirr! Aber wir schaffen es eigentlich recht zügig und problemlos wieder zurück zum Gehgelände oberhalb der Felsplatten. Dort ist guter Rat erneut teuer, denn irgendwo soll hier ein Abseilring sein, aber wo? Man kann die Platten zwar auch abklettern, viele machen das sogar ungesichert, aber das traue ich mir nach der doch recht abenteuerlichen und kräftezehrenden Tour nicht mehr zu. Da wir den Abseilring nicht finden, muss ein Felskopf her, an dem wir eine Bandschlinge zum Abseilen befestigen können. Bald ist einer gefunden, aber leider ist an dieser Stelle unser Seil zu kurz, es reicht nicht bis zum Wandfuß. Wir müssen also abklettern und uns nach einer neuen Möglichkeit umgucken. Nach langem Suchen werden wir endlich fündig. Guido seilt sich zuerst ab, dann folge ich:

Tausend Dank an dieser Stelle an Guido, der mir geduldig das Prozedere des Abseilens erklärt. Denn da ich erst einmal das Vergnügen hatte, mich selbstständig abzuseilen, bin ich doch reichlich hilflos in dieser Sache. Es geht dank Guidos Anweisungen besser als erwartet, aber ich bin trotzdem heilfroh, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben! Vom Fuße der Felsplatten aus steigen wir über Schrofengelände und ein Bachbett nach unten und landen irgendwann wieder auf dem Aufstiegsweg. Blicke zurück:

Ein Blick nach vorne unten:

Der Abstieg durchs Bachbett ist ein herrliches Vergnügen! So sieht es aus, wenn der Blick nach vorne oben gerichtet ist:

Wie zu sehen ist, wird es langsam dunkel um uns herum, aber schlussendlich erreichen wir den Parkplatz doch noch, ohne die Stirnlampen aus den Rucksäcken holen zu müssen. Zehn Stunden und zehn Minuten sind wir unterwegs, eine Zeit, in der es nichts gibt außer uns beiden und dem Kleinen Widderstein. :herz: Danke für dieses Abenteuer. 🙏🏻

geschrieben von Susanne am 15. Oktober 2018 um 23.56 Uhr
Kategorie: Bayern, Bike- & Hike-Touren, Klettern
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Ich übergebe meinen Dienst im Fitnessstudio einem Kollegen, so dass Guido und ich wieder einmal am frühen Morgen zu einer Tour starten können. Es soll auf den Großen Wilder gehen. Der Große Wilder ist ein 2379 Meter hoher Gipfel der Allgäuer Alpen, der entweder vom Giebelhaus bei Hinterstein (Bad Hindelang) oder aber von der Käser-Alpe bei Oberstdorf aus erreicht werden kann. Wir wählen den Weg über die Käser-Alpe. Am 19. September hat Guido schon einmal allein versucht, über diesen Weg den Gipfel zu erreichen, musste aber die Tour wegen fortgeschrittener Tageszeit abbrechen. Das könnte wieder passieren, nämlich dann, wenn ich aus eigener Kraft zur Käser-Alpe hinaufradeln müsste. Ganz davon abgesehen, dass ich nach dieser anstrengenden Fahrt schon ziemlich k.o. wäre. Also leihen wir an der Talstation der Nebelhornbahn in Oberstdorf ein E-Bike für mich aus. Dessen Kraft kommt dann aber nicht nur mir zugute, sondern auch Guido: Wir verbinden das E-Bike und sein Fahrrad mit einer Reepschnur und schon kann es mit voller Kraft Richtung Käser-Alpe gehen! Aber auch wenn ich die Leistung des Motors auf „Turbo“ stelle, wir müssen beide kräftig strampeln, damit wir möglichst schnell die Käser-Alpe erreichen. Möglichst schnell heißt für uns heute nach vierzig Minuten. Dann stellen wir die Räder an einem Weidezaun der Käser-Alpe ab:

Von der Käser-Alpe aus geht es zu Fuß zum Himmelecksattel hinauf. Der Blick vom Himmelecksattel Richtung Hochvogel, der am rechten Bildrand zu sehen ist:

Von hier aus geht es dann auf Pfadspuren über einen Grasgrat zu einem imposanten Felszacken, den wir rechts umgehen. Anschließend führt der Pfad über steiles Gras erneut auf den Grat. Ein Blick zurück, im Hintergrund ist der Schneck zu sehen:

Im weiteren Gratverlauf ist von Gras kaum mehr etwas zu sehen, es geht über Felsen weiter:

Auf dem Bild ist links ein Felsturm zu sehen, den wir abklettern müssen. Bevor es aber dort hinunter geht, seilen wir uns an. Auch wenn viele Tourengeher diese Tour frei gehen, wir gehen lieber auf Nummer sicher. So weit wie das bei solch einer Tour überhaupt möglich ist. Ein letztes Bild vom Felsturm aus Richtung Felsplatten, die das Herzstück der Tour bilden, dann wandert meine Bauchtasche samt Fotoapparat in den Rucksack und ich konzentriere mich ganz und gar aufs Klettern:

Hier liegen die Felsplatten und damit der schwierigste Teil des Aufstiegs hinter uns und ich schaue noch einmal zurück Richtung Schneck:

Der Rest des Aufstiegs ist mehr oder weniger Gehgelände und dann stehen wir auch schon auf dem Nordgipfel des Großen Wilder und können das Panorama bewundern:

Wie man in dem kurzen Video sieht, ist es ganz schön windig hier oben. Und besonders warm ist es auch nicht, so dass ich trotz Sonnenschein nicht auf die Idee komme, meinen Pullover auszuziehen. Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch, heute ist außer uns noch niemand hier oben gewesen, der Besucherandrang hält sich sowieso in Grenzen, das Gipfelbuch ist von 2011 und erst halb voll, geht es über eine luftige Schneide hinab in eine Scharte vor dem Hauptgipfel. Der Blick zurück auf den Nordgipfel:

Dagegen sieht der Blick zum Hauptgipfel richtig harmlos aus:

Das Gipfelkreuz des Hauptgipfels, ein Gipfelbuch gibt es hier nicht:

Der Blick zurück auf den Nordgipfel:

Die ersten Meter des Abstiegs vom Hauptgipfel:

Pfadspuren, denen wir folgen, führen von der Scharte zwischen Nord- und Hauptgipfel auf einen Höhenzug südöstlich der Gamswanne. In vielen älteren Tourenberichten wird die Gamswanne selbst als Abstiegsweg aufgeführt. Aber dieser Weg empfiehlt sich nicht mehr, da hier im Sommer im Gegensatz zu früher kein Schnee mehr liegt und statt über Schnee über brüchigen Fels abgestiegen werden muss. Der Höhenweg ist da wesentlich angenehmer zu gehen. An der Stelle, an der man ihn verlassen muss, um über Fels und Geröll weiter abzusteigen, steht ein Steinmann, vorne rechts im Bild:

In der Bildmitte ist der Himmelecksattel zu sehen, zu dem wir zurückkehren müssen. Der Blick zurück auf die Pfadspur durch den Geröllkessel:

Nach der Durchquerung des Geröllkessels geht es über einen steilen Grashang hinauf, der zurück auf den Nordgrat führt. Hier habe ich heute schon einmal gestanden:

Vom Himmelecksattel aus geht es über den Aufstiegsweg zurück zur Käser-Alpe, wo unsere Fahrräder stehen. Noch einmal der Große Wilder in seiner ganzen Pracht:

Die Käser-Alpe zu unseren Füßen:

Und da stehen sie, unsere Fahrräder, mit denen es dann ziemlich flott zurück nach Oberstdorf geht:

Um 16.30 Uhr, siebeneinhalb Stunden nach Beginn unserer Tour, geben wir das E-Bike wieder ab, eine Stunde früher als vereinbart.

PS: Weitere Daten der Tour: Die Weglänge beträgt 30 Kilometer, davon 20 Kilometer mit dem Rad, und 1700 Höhenmeter, davon 580 mit dem Rad.

PPS: Guido filmt unsere Tour. Irgendwann werde ich deshalb in diesem Tagebucheintrag nachträglich auch ein Video veröffentlichen. Vorab schon einmal ein Einzelbild, das mich in Aktion zeigt: