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Archiv für Juni 2015Um 11.15 Uhr starteten wir mit den Leihrädern zu nächsten Tour. Es sollte durch das Hintersteiner Tal zum Giebelhaus und von dort aus je nach Lust und Laune bzw. Kraft weiter durchs Bärgündertal gehen. Hier hatten wir das Giebelhaus vor Augen: Bis zum Giebelhaus war die Fahrt angenehm, durchs Bärgündertal wurde sie anstrengend, jedenfalls für mich: Die letzten Meter bis zur Point-Hütte musste ich mein Rad wieder einmal schieben. Von der Hütte ging es noch ein kleines Stück mit den Rädern weiter, dann wurde der Weg immer steiler und steiniger, so dass wir sie neben einem Wasserbecken abstellten und zu Fuß weitergingen. Ziel sollte erst einmal der 2007 Meter hohe Himmelecksattel sein. Die Strecke dort hinauf war atemberaubend schön. Teilweise lagen noch Schneefelder über einem Gebirgsbach, der munter den Berg hinabstürzte und zahlreiche Blumen standen in all ihrer Pracht am Wegesrand und an den Hängen. Über allem ragte ein beeindruckendes Bergmassiv: Außerdem hatten wir das Glück, zahlreichen Murmeltieren zu begegnen. Eines war vor uns unter einen Stein geflüchtet. Ich wartete geduldig mit der Kamera, bis es sich hervorwagte, um zu schauen, ob die Luft wieder rein war: Nach dem Erreichen des Himmelecksattels stiegen wir weiter zum 2150 Meter hohen Himmeleck und von dort aus zum 2258 Meter hohen Vorgipfel des Schneck auf. Die Aussicht von hier war bei fast wolkenlosen Himmel einfach nur genial, in der Mitte des Panoramas war der Hochvogel zu sehen: Während ich im Gipfelbuch stöberte, war Guido auf einmal verschwunden. Ich wollte meinen Augen kaum trauen, als ich ihn auf dem Weg zum Hauptgipfel entdeckte: Im Alpenvereinsführer „Allgäuer Alpen“ ist Folgendes zum „Schneck“ zu lesen: „Auf den Übergang zum Hauptgipfel verzichten viele, so ausgesetzt ist der Verbindungsgrat“. Wer sich doch traut, „muss hinab in eine Lücke, in gutem Fels über den messerscharfen, äußerst exponierten Verbindungsgrat (teils Reitgrat) hinauf zum Hauptgipfel“. Ich konnte bei dieser waghalsigen Kletterei nicht zugucken, legte mich ins Gras und schloss die Augen oder bewunderte die neben mir wachsenden Trollblumen: Gott sei Dank ging alles gut aus, Guido kehrte gesund und munter wieder zu mir zurück! Eine halbe Stunde später begannen wir den Abstieg. Auf halber Höhe erfrischte ich mich an einem Gebirgsbach: Nach dem gemächlichen Abstieg folgte die rasante Abfahrt und ich konnte es kaum glauben, dass ich Stunden zuvor den ganzen Weg in umgekehrter Richtung hinaufgestrampelt war. Um kurz vor 20 Uhr waren wir wieder zurück im Basislager. Das Ergebnis der heutigen Tour: Wir waren 8 Stunden und vierzig Minuten unterwegs und legten 47 Kilometer sowie etwa 1550 Höhenmeter zurück. 8,6 Kilometer und fast 1000 Höhenmeter waren wir davon zu Fuß unterwegs. PS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Schneck (2.268m). Heute sollte es auf die Rotspitze gehen, einen 2034 Meter hohen Gipfel, den man ebenfalls von unserem Balkon aus sehen konnte. Der Bus brachte uns um 12.55 Uhr von Hindelang nach Bruck. Von dort aus führte der Weg ungewohnt gemächlich aufwärts zum Cafe Horn und von dort aus auf einer asphaltierten Straße entlang durch das Retterschwangertal Richtung Häbelesgund, so wie bei der Tour auf den Breitenberg. Am Häbelesgrund trennten sich dann die Wege und es ging weiter zwischen Latschen ins obere Kar – so bezeichnet man kesselförmige Vertiefungen an Berghängen unterhalb eines Gipfels – und schließlich in Kehren über eine große Halde. So weit war alles gut, der Aufstieg war zwar wie immer beschwerlich, bot aber keine besonderen mentalen Herausforderungen. Diese kamen erst später, als wir in einer schmalen Rinne zum Nordgrat hochstiegen: Nicht nur, dass ich dort meine Hände zur Hilfe nehmen musste, um überhaupt hochzukommen, es polterten auf einmal auch Steine von anderen Gipfelstürmern von oben herunter. Allerdings war die Rinne noch harmlos gegenüber dem, was danach kam. Hier konnte man wenigstens nur in eine Richtung fallen, nämlich nach unten. Weiter oben ging es dann aber auch rechts oder links – oder auch nach beiden Seiten gleichzeitig – direkt nach unten. Ich schaute auf diesem Streckenabschnitt nur noch auf die vor mir liegenden Felsen und hielt immer wieder kurz an, damit der Puls sich beruhigen konnte. Für „richtige“ Bergsteiger war dieser Aufstieg sicherlich der reinste Spaziergang, mich Flachlandmädel gruselte es allerdings gewaltig. Aber schließlich hatte ich es geschafft, ich stand oben auf dem Gipfel: Die Aussicht war wieder einmal phänomenal. Hier der Blick auf den Kleinen und Großen Daumen: Hier waren die Heubatspitze und die Hohen Gänge zu sehen, über die man zum Breitenberg steigen konnte: Von der Rotspitze aus wanderten wir dann einen schmalen Grat entlang zur Heubatspitze: Diese Strecke bot keine besonderen mentalen Herausforderungen, der Abstieg vom Iseler zum Wiedhag war wesentlich anspruchsvoller. Von der Heubatspitze ging es gegen 17 Uhr über die Mittlere Hasenalpe wieder herunter ins Retterschwangertal. Für mich, nachdem die oberen Steilhänge überwunden waren, einer der schönsten Abstiege der letzten Tage, unter anderem mit Blick aufs Nebelhorn: In der durchs Retterschwangertal fließenden Bsonderach konnte ich meine heiß gelaufenen Füße kühlen. Unsere Aktivitäten fanden unter den neugierigen Augen einiger Kühe statt: Mittlerweile lag das Tal schon im Schatten, während hinter uns die Berge im Licht der Abendsonne leuchteten: Insgesamt waren wir 7,5 Stunden unterwegs, eineinhalb Stunden davon machten wir Pause. Die Streckenlänge betrug 18,5 Kilometer und es waren 1400 Höhenmeter zu überwinden. PS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Rotspitze (2.033m) und Heubatspitze. Um kurz vor zwölf Uhr waren Guido und ich startklar für die nächste Tour. Wir fuhren mit dem Bus von Bad Hindelang nach Hinterstein und wanderten von dort aus zum 1813 Meter hoch gelegenen Schrecksee. Der erste Streckenabschnitt führte über eine Straße, die aber nur von Bussen bzw. Anliegern befahren werden durfte, hinauf zum Elektrizitätswerk von Hindelang. Von dort aus ging es auf einem steinigen, steilen Fußweg durch einen Wald bergauf, später über die Weiden einer ehemaligen Alpe. Es waren fast 1000 Höhenmeter zu überwinden, bis wir den traumhaft schönen Schrecksee zu Gesicht bekamen: Um den letzten Bus von Hinterstein nach Bad Hindelang zu bekommen, hätten wir von hier aus denselben Weg zurückgehen müssen. Aber weiter durch unbekanntes Gebiet zu wandern, erschien uns wesentlich verlockender. So ging es weiter hinauf bis zur „Hinteren Schafwanne“: Von dort aus wanderten wir auf österreichischem Boden mit Blick auf das Tannheimer Tal und den Vilsalpsee weiter: Dabei waren sowohl Geröllfelder als auch Schneefelder zu überqueren: Schließlich erreichten wir die „Vordere Schafwanne“: Statt von hier aus wie ursprünglich geplant direkt zur Willers-Alpe weiterzuwandern, lockte das vor uns liegende Gaishorn so sehr, dass wir einen Abstecher auf den Gipfel machten. Der Abstecher lohnte sich, wir hatten eine fantastische Fernsicht bis ins Alpenvorland im Norden und bis in die tiefsten Weiten der Alpen im Süden: Und ich konnte mich wieder einmal zusammen mit einem Gipfelkreuz verewigen lassen: Das Gaishorn lag 2249 Meter hoch und war somit der bisher höchste Gipfel, den ich bestieg. Wir hielten uns trotz der wunderbaren Aussicht und milden Temperaturen nicht sehr lange auf. Immerhin war es schon nach 18 Uhr und der Abstieg hinunter ins Tal würde über zwei Stunden dauern. Bei der Willers-Alpe legten wir noch einmal eine kurze Rast ein. Dann ging es nach Hinterstein, wo wir das Glück hatten, mit einem Taxi direkt nach Hause gebracht zu werden. Glück deshalb, weil es nur ein einziges Taxi im Ort gab und der Fahrer kurze Zeit später andere Fahrten zu erledigen hatte. Insgesamt dauerte unsere Tour acht Stunden, eineinhalb Stunden Pause inklusive. Die zurückgelegte Strecke betrug 21 Kilometer, dabei mussten 1675 Höhenmeter überwunden werden. Die Tour, die wir für heute geplant hatten, begann in Hinterstein. Dorthin brachte uns um 11.25 Uhr der Bus von Bad Hindelang aus innerhalb von 15 Minuten. Zu Fuß hätten wir über eine Stunde gebraucht. Die Strecke versprach aber auch ohne die wenig reizvolle Wanderung durchs Tal, die wir gestern schon einmal in umgekehrter Richtung hinter uns gebracht hatten, lang und anspruchsvoll genug zu werden: Wir wollten den 1999 Meter hohen Bschießer und den 2045 Meter hohen Ponten erklimmen und von dort aus über die Willers-Alpe wieder nach Hinterstein zurückkehren. Von Hinterstein aus ging es direkt steil bergauf, parallel zum Zipfelbach mit seinen drei Fällen. Der mittlere war so lang, dass zwei Aufnahmen nötig waren, um ihn ganz zu erfassen: Die Strecke blieb auch im weiteren Verlauf steil, das Hochstapfen kam einer Gehmeditation gleich: Von der Zipfel-Alpe führte der Weg weiter über Weiden Richtung Bschießer, der hier im Hintergrund zu sehen war: Latschen säumten weiter oben den Weg, bis dann die Vegetation endgültig Steinen und Geröll Platz machen musste: Wie auf den Bildern zu sehen war, lief ich meistens hinter Guido. Konditionell konnte ich nämlich bergauf wie erwartet nicht mithalten. Und bergab fehlte mir die Routine, die er bei zahlreichen Touren in den Bergen erworben hatte. Keiner von uns beiden hatte allerdings Probleme mit der Tatsache, dass wir unterschiedlich schnell vorankamen. Und spätestens an der nächsten Kreuzung wartete er sowieso auf mich, so dass wir die nächsten Minuten erst einmal wieder einträchtig hintereinander herstapfen konnten! Auf dem Gipfel des Bschießers: Es wehte ein eisiger Wind, so dass wir uns ziemlich rasch auf den Weg zum Ponten machten. Anfangs ging es in Serpentinen steil die Flanke hinab: Den anschließenden Grat konnte man fast im Dauerlauf überwinden, bevor es dann wieder steil über Gras und feinen Schutt zum Gipfel des Ponten ging. Hier hatten wir das Gipfelkreuz vor Augen: Um dorthin zu gelangen, war Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt. Als ich endlich neben dem Gipfelkreuz stand und damit meinen ersten 2000er erklommen hatte, konnte ich beim Zurückblicken kaum glauben, dass ich vor paar Minuten auf der anderen Spitze gestanden hatte: Auf dem Ponten war es relativ warm und sonnig, so dass wir in aller Ruhe die Aussicht genießen und uns informieren konnten, welche Berggipfel von hier oben alles zu erkennen waren: Der Abstieg führte über die Südflanke zwischen bizarren Felsen hinab, dann entlang eines Grats zum 1872 Meter hohen Zirleseck. Von dort ging es über Weiden steil zur Willers-Alpe hinab. Die Alpe wurde von drei Brüdern bewirtschaftet und war eine der wenigen, die nur mit Hilfe von Pferden und Eseln versorgt wurden. Guido stärkte sich hier mit frischer Rohmilch. Für mich gab es einen halben Liter Wasser und wie für andere Gäste auch, reichlich Platz und Sonnenschein, um sich von der Kletterei der letzten Stunden zu erholen: Um 17 Uhr machten wir uns auf den Weg zurück nach Hinterstein. Erst ging es über ausgetretene Wege die Alpfläche hinunter, dann weiter über steinige Pfade durch einen malerischen Wald. Um 18.05 Uhr standen wir an der Bushaltestelle in Hinterstein. Der Bus brachte uns 5 Minuten später wieder nach Bad Hindelang zurück. Die Streckenlänge der heutigen Tour betrug 14 Kilometer, für die wir 6,5 Stunden benötigten. Es waren 1400 Höhenmeter zu überwinden. PS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Bschiesser, Ponten und Zirleseck. Nach einem Frühstück fand die tägliche Lagebesprechung statt. Auch heute wurden Guido und ich uns schnell einig, wie wollten beide hoch auf den Breitenberg, der wie der Iseler vom Balkon aus zu sehen war: Der Gipfel lag auf 1893 Metern, es versprach also wieder eine mehr oder weniger anstrengende Kletterpartie zu werden. Wir starteten um 11.50 Uhr, zuerst ging es Richtung Bad Oberdorf. Von Bad Oberdorf führte ein asphaltierter Weg durch das Retterschwangertal über das Alpenrosenköpfle hinauf zum Cafe Horn und dann weiter Richtung Häbelesgund. Etwa 40 Minuten nachdem wir Bad Oberdorf verlassen hatten, zweigte ein kleiner Pfad nach links vom asphaltierten Wirtschaftsweg ab. Kurz darauf führte eine Brücke über einen Wildbach: Anschließend ging es auf einem schmalen Pfad durch einen jungen Mischwald, der im weiteren Streckenverlauf in einen breiten, aber steinigen Weg mündete. Hier ging es nicht besonders steil, aber stetig bergauf und mein Puls war ähnlich hoch wie bei einem flotten Dauerlauf. Es folgte ein steilerer Wegabschnitt, der über eine Wiese führte. Hier hatte man einen freien Blick auf ein mächtiges Bergmassiv, bestehend aus den Gipfeln „Rotspitz“ und „Heubatspitze“. Letzere war hier zu sehen: Zur linken Hand schlossen sich die „Hohen Gänge“ an: Man konnte auf dem Rücken dieses Massivs vom Rotspitz über die Heubatspitze zum Breitenberg klettern. Die letzten Meter wanderten wir zwischen Latschenkiefern zum Gipfel hinauf. Mit uns erreichte zur gleichen Zeit, nämlich ziemlich genau um 15 Uhr, eine Gruppe von vier Wanderern samt Hund von der anderen Seite her den Gipfel. Der Hund wollte unbedingt mit auf mein Gipfelbild: Bei strahlendem Sonnenschein genossen Guido und ich 15 Minuten lang die herrliche Aussicht und machten uns dann an den Abstieg: Im ersten Teil waren einige steile Passagen zu überwinden, meist mit Stahlseilen gesichert. Anschließend ging es durch einen Nadelwald weiter zur Älpe-Alpe. Hier trafen wir auf einen sehr zutraulichen Zeitgenossen: Um 17.30 Uhr waren wir im Hintersteiner Tal angelangt. Ab hier verlief der Weg parallel zur Ostrach, einem eindrucksvoll rauschenden Bergbach: Über den kleinen Ort Bruck ging es nach Bad Oberdorf und von dort aus weiter an der Ostrach entlang zurück nach Bad Hindelang. Unser Basislager erreichten wir um 19.30 Uhr. Wir waren heute also 7,5 Stunden unterwegs und legten in dieser Zeit 23 Kilometer und 1100 Höhenmeter zurück. Die Höchsttemperatur kurz nach dem Start betrug 26 Grad Celsius, die tiefste auf dem Gipfel 11,4 Grad Celsius. |