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Archiv für September 2019Startpunkt unserer heutigen Tour ist wie am vierzehnten September ein Parkplatz am Ortsrand von Bivio. Unser erstes Gipfelziel ist der 2452 Meter hohe Bleis Muntaneala, ein östlich von Bivio gelegener Aussichtsberg. Auf den Bleis Muntaneala führt ein offizieller Wanderweg, der allerdings auf OpenStreetMap (noch) nicht verzeichnet ist. Da Bivio selbst schon auf einer Höhe von fast 1800 Metern liegt, sind bis zum Gipfel nur rund 600 Höhenmeter zu überwinden. Die Vegetation entlang des Weges ist herbstlich angehaucht und besteht die unter anderem aus Walcholder, Heidelbeeren und Alpenrosen: Der Blick zurück Richtung Westen, im Tal liegt Bivio, in der Bildmitte der Gipfel Uf da Flue, den wir am vierzehnten September besuchten: Der Blick während des Aufstiegs Richtung Nordwesten, unter anderem sind die Gipfel von Piz Surpare, Piz Scalotta und Piz Platta zu sehen: Der grasbewachsene Gipfel des Bleis Muntanealas, rechts liegt die felsige Gipfelregion des Piz Neirs: Die Aussicht vom Bleis Muntaneala ist fantastisch, aber da wir noch weitere Gipfelziele anvisieren, belasse ich es mit einer Aufnahme Richtung Norden, die den Lai da Marmorera zeigt: Vom Bleis Muntaneala steigen wir weglos Richtung Südosten zu einem kleinen, namenlosen Bergsee ab: Vom Bergsee aus geht es anfangs über Gras, später über Felsen hinauf zu einem auf den 2616 Meter hohen Piz Barscheinz führenden Grat: Der Blick zurück auf den Bleis Muntaneala: Zur Abwechslung ein Blick nach unten auf das faszinierende Gestein zu meinen Füßen: Wenn wir zurück in Oberstaufen sind, will ich mich näher mit der faszinierende Welt der Mineralien und Gesteine befassen. Über den Grat auf dem Weg zum felsigen Gipfel des Piz Barscheinzs: Bevor es endgültig hinauf zum Gipfel geht, müssen wir allerdings den Grat verlassen und ein kleines Stück absteigen. Da uns die komplette Umgehung einer Felsstufe zu mühsam erscheint, versuchen wir uns an einem Aufstieg entlang eines Geröllbands: Der Aufstieg ist einfacher als erwartet. Allerdings taucht kurz unterhalb des Gipfels ein Riss im Fels auf: Sich hier hoch zu stemmen, ist nicht ganz einfach und fällt Guido deutlich leichter als mir. Aber schließlich liegt diese Schwierigkeit ebenfalls hinter mir. Die letzten Meter zum Gipfel können wir dann aufrecht gehend zurücklegen. Der Blick vom Gipfel auf die Südwand des Piz Neir: Hier soll laut SAC-Führer „Bündner Alpen 6“ eine mit L = „leicht“ bewertete Route hinaufgehen. Wobei „leicht“ alles andere als leicht bedeutet: Mit „L“ werden heikle Bergtouren in weglosem, steilem, grasbewachsenem oder felsdurchsetztem Gelände bezeichnet. Im Fels bewegt sich die technische Schwierigkeit zwischen I und II. Allerdings wissen wir aufgrund von Routenbeschreibungen im Internet, dass die Schwierigkeiten hier wohl eher bei ZS = „ziemlich schwierig“ liegen. „Ziemlich schwierig“ bedeutet:
Für uns kommt daher als Aufstiegsroute auf den Piz Neir nur der Ostgrat in Frage, der im Führer ebenfalls mit „L“ bewertet ist, aber laut Tourenberichten auch tatsächlich einem „L“ entspricht. Weglos vom Piz Barscheinz über Gras, Felsen und Blockgeröll zum Ostgrat des Piz Neirs: Ein weiterer, kleiner, namenloser Bergsee: In der Nähe des Bergsees stoßen wir auf das Wrackteil eines Flugzeugs: Internetrecherchen ergeben am Abend, dass dieses Teil zu einem Flugzeug gehörte, dass 1965 am Fuß des Piz Neirs abstürzte. Beide Insassen konnten verletzt geborgen werden. Spannend, was man in den Bergen so alles findet! Der weitere Aufstieg zum Ostgrat des Piz Neirs: Der beeindruckende Blick während des Aufstiegs auf Piz Surgonda und Corn Alv: Der Ostgrat ist erreicht: Anfangs geht es hier nicht nur leicht, sondern sehr leicht hinauf. Kurz vor dem Gipfel taucht dann allerdings eine Scharte auf: Der Blick direkt in die Scharte hinunter ist mehr als furchterregend. Allerdings heißt es im SAC-Führer, dass die Scharte unschwer zu durchsteigen ist. Rechts des Grats scheint es tatsächlich unschwer weiterzugehen, auch wenn die Tiefblicke schwindelerregend sind: Schritt für Schritt, die Hände immer fest am Fels, umgehen wir die Scharte und klettern dann wieder zum Grat hinauf. Ab und zu begegnen wir während der Kletterei kleinen Steinmännern, die zeigen, dass wir wohl auf dem richtigen Weg sind. Zurück auf dem Grat: Kurz unterhalb des Gipfels müssen wir ein letztes Mal Hand anlegen: Schließlich ist es geschafft, wir stehen auf dem Gipfel des 2906 Meter hohen Piz Neirs. Der Blick nach Nordosten auf Piz Calderas, Tschima da Flix, Piz d‘ Agnel und Piz Surgonda (von links nach rechts): Im Osten liegen unter anderem Piz Julier (links) und Piz Bernina: Der Blick nach Süden mit Piz Lagrev (links im Bild): Im Südwesten liegt Bivio zu unseren Füßen: Piz Platta, Piz Forbesch und Piz Arblatsch mit Lai da Marmorera im Westen: Nach einer kurzen Gipfelrast geht es auf den Abstieg, anfangs aufrecht über die Felsplatten des Ostgrats mit Blick auf Piz Bernina: Später heißt es dann wieder Hand anlegen: Langsam könne wir aufatmen, die schwierigsten Passagen liegen uns: Unterwegs in „leichtem“ Gelände: Hier geht es über wirklich leichtes Gelände: Nach Verlassen des Ostgrats steigen wir über die Hochebene von Vairana Richtung Südosten zur Julierpassstraße ab: Der Blick zurück von Vairana auf den Piz Neir: Kurz unterhalb des Julierpasses: Von hier aus geht es dann auf einem Wanderweg parallel der Julierpassstrasse Richtung Westen zurück nach Bivio: Der Weg zurück nach Bivio zieht sich ziemlich und ist streckenweise nicht sehr angenehm zu begehen: Er ähnelt mehr einem Trampelpfad für Kühe als einem Wanderweg. Aber auch dieser Weg hat mal ein Ende: Acht Stunden nach Beginn dieser fantastischen Drei-Gipfel-Tour stehen wir wieder vor unserem Auto. Weitere Daten der Tour: Länge 18 Kilometer, 1420 Höhenmeter. Die Tour in der Übersicht: PS: Ein spannender Blick zum oben erwähnten Flugzeugabsturz auf einen Zeitungsartikel des Jahrs 1965: ![]() Wir kommen erst recht spät in die Gänge, so dass das heutige Tourenziel relativ einfach und schnell zu erreichen sein muss. Das Crachenhorn erfüllt diese Bedingungen. Den ersten Teil des Aufstiegs kennen wir zudem von der Besteigung des Älplihorns. Im SAC-Führer „Bündner Alpen Band 6“ ist Folgendes über das 2891 Meter hohe Chrachenhorn zu lesen:
Wir starten unsere Tour am Monsteiner Bahnhof und steigen von dort aus zur Oberalp auf. Von hier aus soll ein schmaler Pfad durch den Rüggisitenwald zum Rüggschboden hinaufgehen. Da wir aber nicht genau wissen, an welchem Punkt der Pfad vom offiziellen, zur Inneralp führenden Wanderweg abzweigt, folgen wir dem Wanderweg weiter als notwendig. Irgendwann stoßen wir zwar auf ein gut ausgetretenen, nach oben führenden Pfad, aber der endet schon kurze Zeit später an einem Jägerstand. Da es vom Jägerstand aus über Gras steil in die richtige Richtung hinaufgeht, zögern wir nicht, von hier aus weglos aufzusteigen: Es ist anstrengend, durch das steile Gelände aufzusteigen, aber die zahlreichen, direkt vor unserer Nase wachsenden Heidelbeeren machen den Aufstieg trotzdem zu einem Vergnügen: Hier liegt der steile Aufstieg hinter uns und wir stehen auf dem Rüggschboden mit Blick aufs Älplihorn: Der Blick über den Rüggschboden auf unser Gipfelziel, das Chrachenhorn mit dem Nordwestgrat: Der Rüggschboden liegt hinter uns und der Aufstieg über den Nordwestgrat beginnt: Im felsigen Gelände stoßen wir dann nicht nur auf Pfadspuren, sondern auch auf Steinmänner: Der Gipfel rückt näher: Aber bis wir dann wirklich auf dem Gipfel stehen, sind doch noch ein paar kleinere Hindernisse zu bewältigen: Zuerst erreichen wir den Vorgipfel, auf dem eine Wetterstation steht. Der Hauptgipfel mit Steinmann und Gipfelbuch befindet sich einige Meter weiter südwestlich. Das Gipfelbuch stammt aus dem Jahr 2001 und bietet noch viel Platz für neue Einträge. Allzu oft wird dieser Gipfel im Sommer wohl nicht besucht. Und im Winter, das Chrachenhorn ist ein beliebter Skitourenberg, wird der Gipfelsteinmann samt Gipfelbuch wohl schneebedeckt sein. Der Blick vom Gipfel Richtung Nordosten zum Älplihorn und zum Strel, dazwischen liegt das Bärentälli und die Bärentällifurgga: Der Piz Ducan liegt im Osten, im Südosten der Gletscher Ducan: Im Südwesten ist im Vordergrund das Gipshorn zu sehen, im Hintergrund liegen die Bergüner Stöcke: Der Blick Richtung Nordwesten über den Rüggschboden, im Hintergrund liegen Gipfel wie Lenzerhorn, Guggernell, Sandhubel und Amselflue: Da es schon recht spät ist, verzichten wir, vom Gipfel aus über den uns unbekannten Südgrat zur Ducanfurgga abzusteigen und wandern über den Nordwestgrat zurück. Bilder, die während des Abstiegs entstehen: Zurück auf dem Rüggschboden: Hier verlassen wir den Aufstiegsweg und wenden uns nach Osten, um nach Fanezmeder abzusteigen. Der Blick nach Süden auf die Fanezfurgga: Der Blick aufs Älplihorn und das Mitteltälli: Von Fanezmeder aus führt ein offizieller Wanderweg zurück nach Oberalp und Monstein. In umgekehrter Richtung ist dieser Weg auch als Aufstieg zum Chrachenhorn zu empfehlen. Er ist auf jeden Fall leichter zu begehen als unsere Aufstiegsroute. Zwischen Fanzemeder und Monstein lassen wir uns zahlreiche, am Wegesrand wachsende Himbeeren und rote Johannisbeeren schmecken und versüßen uns damit den Abstieg. Eine tierische Begegnung in der Nähe der Oberalp: Die Daten der Tour: Dauer 6 Stunden 45 Minuten, Länge 18 Kilometer, Höhenmeter 1800. Die Tour in der Übersicht: PS: Im felsigen Gelände des Chrachenhorns laufen uns vier Schneehühner in ihrem Sommergewand über den Weg. Es ist schon erstaunlich, in welch unwirtlichen Regionen sich Tiere aufhalten können. PPS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Chrachenhorn (2.890m). Auf unserem Weg nach Bivio fuhren wir vorgestern unter anderem durch das Örtchen Sur. Dort fiel mir ein Wegweiser auf, der zur Alp Flix hinaufführte. Der Name der Alpe blieb mir im Gedächtnis und so informiere ich mich heute am Frühstückstisch, was es mit dieser Alpe auf sich hat. Unter anderem erfahre ich, dass das Plateau der Alp Flix inmitten einer geologisch interessanten Alpenlandschaft auf einer Höhe zwischen 1900 und 2000 Metern liegt und das von dort aus auf relativ einfachen Wegen gleich zwei Dreitausender, nämlich die Tschima da Flix und der Piz d‘ Agnel zu erreichen sind. Guido lässt sich von meiner Begeisterung für dieses Tourenziel anstecken und so fahren wir heute erneut in Richtung Bivio. Allerdings verlassen wir schon bei Sur die zum Julierpass führende Straße und erreichen über eine schmale Bergstraße den Parkplatz von Vanastg. Nach dem Bezahlen der Parkgebühren – zwölf Schweizer Franken für zwölf Stunden – starten wir um 11.22 Uhr Richtung Tigias. Tigias besteht aus einigen Wohnhäusern und dem Berghotel Piz Platta. Der Weg dorthin führt an der Kirche Son Roc vorbei. Der Blick zurück auf die Kirche, im Hintergrund sind links Piz Platta, der Namensgeber des Berghotels, und rechts Piz Forbesch sowie Piz Arblatsch zu sehen: Gleich hinter einem der Wohnhäuser überqueren wir eine kleine Brücke und steigen ostwärts auf Pfadspuren auf der Südseite des Bergbachs Ava da las Tigias auf. Je höher wir kommen, desto mehr Blaubeersträucher wachsen entlang des Weges. Ein Teil der Sträucher ist schon herbstlich gefärbt: Schließlich erreichen wir die Hochebene Plang Lung am Fuße der Tschima da Flix, die von Hütehunden bewachten Schafen als Weidefläche dient. Eine Tafel weist daraufhin, wie man sich hier zu verhalten hat: Nicht rennen und einen großen Bogen um Herde sowie Hunde machen. Auf der Weidefläche verlieren sich die Pfadspuren erst einmal und so laufen wir der Nase nach querfeldein über Rasenkuppen unterschiedlicher Höhe. Eine der Rasenkuppen trägt den Namen Malpass, zu deutsch „Böser Tritt“. Eine weitere Erhebung ist der Giond d‘ Alva, ein weißer Felsen, den wir auf erneut auftauchenden Pfadspuren in einem Bogen Richtung Südosten umgehen. Hier sind unsere beiden Gipfelziele zu sehen, links die Tschima da Flix, rechts der Piz d‘ Agnel. Über eine Terrasse erreichen wir schließlich zwei kleinere Bergseen und können einen Blick auf den weiteren, deutlich steiler werdenden Wegverlauf über einen Schutthang hinauf zu einem im Südwestgrat gelegenen Sattel des Piz d‘ Agnel werfen: Bevor es den steilen Hang hinaufgeht, passieren wir einen driten See, den Lai Blo: Feines Geröll macht den Aufstieg zum Sattel des Südwestgrats sehr mühsam. Aber mittlerweile sind wir solche Aufstiege ja gewöhnt. Auf dem Grat angekommen geht es deutlich angenehmer weiter. Pfadspuren und Steinmänner weisen hier den Weg: Ab und zu treffen wir auch auf verblasste Wegmarkierungen. Die Pfadspuren müssen also vor vielen, vielen Jahren einmal Teil eines offiziellen Wanderwegs gewesen sein. Anfangs der gewaltigen Geröllhalde unterhalb des Piz d’Agnel teilt sich der Weg. Während Guido die linke Pfadspur wählt, halte ich mich rechts. Zu Beginn kann ich den durch steiles Geröll verlaufenden Pfadspuren gut folgen. Aber irgendwann verlieren sich die Spuren und dann wird es noch einmal so richtig steil, rutschig und anstrengend: Hier liegen die Mühen hinter mir und ich blicke hinunter auf Guido, der ein Stück weiter unten ebenfalls auf dem zum Piz d‘ Agnel hinaufführenden Pfad gelandet ist: Der Blick während des Aufstiegs zum Gipfel des Piz d‘ Agnels ins Val Bever: Die letzten Meter hinauf zum Gipfel: Schließlich stehen wir auf dem 3204 Meter hohen Gipfelplateau des Piz d‘ Agnels und genießen die fantastische Aussicht. Im Osten liegt im Vordergrund der Piz Surgonda und rechts im Hintergrund der Piz Julier: Im Südosten sind unter anderem Piz Bernina, Schneekuppe und Monte Disgrazia zu sehen: Der Piz Neir ist der nächstgelegene Gipfel Richtung Süden: Richtung Südwesten liegen Piz Platta und ganz rechts im Bild Piz Forbesch: Der Blick nach Norden fällt auf den Doppelgipfel der Tschima da Flix und den Piz Picuogl: Nach dem Genuss des Panoramas und dem Eintrag ins Gipfelbuch, dieses Jahr standen ein gutes Dutzend Gruppen auf dem Gipfel des Piz d‘ Agnel, steigen wir zur Fuorcla da Flix ab und von dort aus Pfadspuren folgend zum Westgipfel der Tschima da Flix auf: Der Blick zurück auf den Piz d‘ Agnel und den Gletscher Vadret d‘ Agnel: Während des Aufstiegs hinauf zum Westgipfel der Tschima da Flix komme ich mir vor wie eine alte Dampflok. Ab und zu muss ich sogar stehenbleiben, um zu Atem zu kommen. Aber schließlich ist es geschafft, ich stehe auf dem Westgipfel der Tschima da Flix: Zu meinen Füßen liegt der Gletscher Vadret Calderas: Nach kurzer Verschnaufpause und Eintrag ins Gipfelbuch – dieser Gipfel wird deutlich häufiger besucht als der Piz d‘ Agnel – schlägt Guido den Weg Richtung Hauptgipfel ein: Hier wird es dann noch einmal richtig spannend, der zum Hauptgipfel führenden Grat ist teilweise nämlich ziemlich luftig beziehungsweise ausgesetzt und verlangt das Zupacken beider Hände: Kaum zu fassen, ich stehe 3315 Meter über dem Meeresspiegel, so hoch wie nie zuvor in meinem Leben: Um dem Grat weiter Richtung Piz Picuogl zu folgen, ist es schon zu spät. Nach einer kurzen Verschnaufpause – ein Gipfelbuch finden wir hier nicht – machen wir uns daher auf den Rückweg. Dabei ist erneut das Zupacken der Hände und an einer Stelle die Sechspunktsicherung, zwei Hände, zwei Füße und zwei Pobacken, angesagt: Zurück am Westgipfel geht es dann über den Aufstiegsweg zurück nach Tigias. Momentaufnahmen, die während des Abstiegs entstehen: Am Giond Alva: Abstieg von Plang Lung zur Alp Flix im Licht der Abendsonne: Sonnenuntergang am Piz Forbesch: Knapp acht Stunden nach Beginn unserer Wanderung erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Tour, den Parkplatz von Vanastg. In dieser Zeit legen wir 17 Kilometer und 1700 Höhenmeter zurück. Mein Fazit: Die Besteigung von Piz d‘ Agnel und Piz Tschima ist eine wunderschöne Tour auf zwei recht einfach zu besteigende Dreitausender mit einer wunderbaren Aussicht. PPS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Piz d’Agnel / Tschima da Flix (3.301m). Mit dem Auto wollen wir heute über den Julierpass, St. Moritz und Pontresina zum Parkplatz an der Talstation der Diavolezza-Bahn fahren. Von dort aus soll es entweder zu Fuß oder aber mit der Bahn zu Bergstation gehen, um ein bisschen Dreitausenderluft zu schnuppern und eventuell den 3146 Meter hohen Piz Trovat zu besteigen. Bei Diavolezza herrschen heute Vormittag Temperaturen um die 5 °C und so ziehe ich eine lange Hochtourenhose an. Außerdem kommen die steigeisentauglichen Bergschuhe von Hanwag zum Einsatz. Allerdings kommt es anders als geplant: Schon in der Hälfte der Strecke haben wir genug vom Autofahren. So kommt es, dass die Autofahrt schon auf einem Parkplatz am Ortsrand von Bivio, einem Ort am Fuße des Julierpasses, endet. Mit Hilfe der App MapOut finden wir dann ziemlich schnell ein neues Tourenziel: Es soll über den Stallerberg, einem Passübergang, auf den 2775 Meter hohen Aussichtspunkt beziehungsweise Gipfel Uf da Flüe gehen. Zum Stallerpass führt ein sechs Kilometer langer, offizieller Wanderweg, der sich über scheinbar endlose Weideflächen dahinzieht. Der Blick zurück vom Wanderweg auf die Julierpassstraße, die von hier aus nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören ist: Mir wird während des Aufstiegs ziemlich warm, eine kurze Hose wäre hier weitaus angenehmer gewesen. Die schweren Schuhe machen den Aufstieg auch nicht gerade leichter. Aber Gott sei Dank gibt es am Rand des Weges unzählige Möglichkeiten, sich mit Wasser aus Bergbächen oder aber Seen zu erfrischen. Einer der Seen am Wegesrand, die beiden dahinter Richtung Osten aufragenden Gipfel sind der 2944 Meter hohe Piz Materdell und der 2885 Meter hohe Piz Radonda: Noch ein Blick zurück auf die Weidefläche von Tguils, die Julierpassstraße ist mittlerweile nicht mehr zu sehen und Gott sei Dank auch nicht mehr zu hören: Im Hintergrund ragt der Piz Julier epmor. Am Passübergang Stallerberg: Der Blick vom Passübergang Richtung Westen hinunter auf Juf, einem Ortsteil der Schweizer Talgemeinde Avers: Juf liegt auf 2126 Meter und ist die höchstgelegene, ganzjährig bewohnte Siedlung der Schweiz. Im Vordergrund des obigen Bildes ist am linken Bildrand das 2845 Meter hohe Wengahorn zu sehen, rechts im Hintergrund liegen die beiden Dreitausender Pizzo di Emet und Pizzo della Pallù. Vom Passübergang aus machen wir einen Abstecher zu den Flüeseen, einem eigenständigen Wanderziel. Der erste der Seen, den wir zu Gesicht bekommen, ist so gut wie ausgetrocknet: Zwei weitere der insgesamt fünf Seen, rechts im Hintergrund ragt der Dreitausender Mazzaspitz empor: Zurück am Passübergang geht es dann auf dem „Steinmännliwäg“ weiter: Unser Gipfelziel Uf da Flüe, das im SAC-Führer „Bündner Alpen 3“ als unbedeutende Erhebung mit glattgeschliffenen, begrasten Felsen beschrieben wird: Es mag unter den unzähligen Schweizer Gipfeln wirklich eine unbedeutende Erhebung sein, aber die Aussicht von hier ist trotzdem phänomenal. Der Blick Richtung Nordosten auf die Julierpassstraße und den Piz Julier als höchster Erhebung: Der Blick Richtung Osten geht bis zum Viertausender Piz Bernina: Im Süden liegen Piz Forcellina und Piz Turba: Im Norden sind unter anderem die Dreitausender Mazzaspitz, Piz Platta und Piz Surpare zu sehen: Der Abstieg zurück nach Bivio führt über die Furcla de la Valetta, Forcellina und den Septimerpass. Zu Beginn des Abstiegs schauen wir über das Hochtal Valletta da Beiva: Hier liegen Piz Turba und Piz Piot vor uns: Über Blockgeröll mit Blick auf Piz Forcellina und Piz Turba hinauf zur Forcellina: Auf der Passhöhe Forcellina: Am Leg da Sett mit Blick auf Motta da Sett: Der Blick vom Septimerpass, einem alten Handelsweg nach Italien, Richtung Süden auf die Gipfel des Bergell: Unterwegs auf der Passtraße Richtung Bivio im Licht der untergehenden Sonne mit Blick auf Piz Neir, ganz links im Hintergrund ist das Lenzer Horn zu sehen: Siebeneinhalb Stunden nach Beginn unserer Tour sind wir zurück in Bivio. Die Tour in der Übersicht: Wer eine Genusswanderung ohne Nervenkitzel erleben will, ist hier genau richtig. PS: Guidos Tourenbeschreibung, einschließlich einer interaktiven Karte: Bivio → Stallerberg → Septimerpass. PPS: Mein Spruch des Tages kommt von Heinrich Harrer:
Heute steigen wir von Lenz aus über Vasternos nach Scasaluir, einer einsamen, auf rund 2200 Metern gelegenen Grasfläche an der Westflanke des Piz Linards, auf. Von Lenz aus ist diese Grasfläche deutlich zu sehen: Der nach Scasaluir hinaufführende Waldpfad ist steil, aber wunderschön. Einer der vielen, am Wegesrand stehenden Pilze, eine Koralle, die in den Wäldern rund um Lenz sehr häufig anzutreffen ist: Je höher wir kommen, desto lichter wird der Wald und das Grün der Bäume bildet einen herrlichen Kontrast zum Blau des Himmels. Hier sind wir kurz unterhalb der Baumgrenze: Der Blick vom Wanderweg auf die Stätzerhorn-Kette: Wir erreichen die Grasflächen von Scasaluir: Zu meiner großen Freude gibt es hier sogar einen Brunnen mit wunderbar eiskaltem Wasser. Am Brunnen endet der offizielle Wanderweg, ab hier geht es weglos über Geröll weiter: Je höher wir kommen, desto kleiner wird das Geröll und desto mühsamer wird es, darüber aufzusteigen. Ich bin daher heilfroh, als wir wieder mit Gras durchsetzte Flächen erreichen. Aber nicht nur Gras wächst hier, ich entdecke Blauen Eisenhut, Fransenenzian, Kranzenzian und Edelweiß: Während ich mich voller Begeisterung dem Fotografieren der Alpenblumen widme, ist Guido schon ein gutes Stück weiter den grasdurchsetzten Westgrats des Piz Linards hinaufgestiegen: Ich folge ihm bis auf rund 2400 Meter Höhe und mache dort Halt, weil ich sehe, dass Guido wieder absteigt: Er hält einen weiteren Aufstieg bis zum Gipfel des Piz Linards über den Westgrat zwar prinzipiell für möglich, aber aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit nicht für ratsam. Auf dem höchsten heute erreichten Punkt errichtet Guido zur Orientierung für den nächsten Aufstiegsversuch über den Westgrat einen Steinmann: Eine halbe Stunde später steigt Guido über das Geröll, über das wir aufgestiegen sind, ab. Ich wähle stattdessen den für mich einfacheren Weg über Gras: Zurück auf der Grasfläche von Scasaluir ist der errichtete Steinmann gut zu erkennen: Auf der Grasfläche in der Nähe des Brunnens sitzend genießen wir gut eine halbe Stunde lang gemeinsam den Blick auf die Berge und auf die Wunder, die in unserer Nähe zu bestaunen sind, so zum Beispiel die Blüten der Silberdistel und die Samenstände der Silberwurz: Gegen 19 Uhr verlassen wir Scasaluir und machen uns auf den Abstieg zurück nach Lenz: Die Lichtstimmung während des Abstiegs: Die letzten Sonnenstrahlen lassen auch den hinter uns liegenden Piz Linard orange aufleuchten. Wunderschön ist das. PS: Guidos Tourenbeschreibung, einschließlich einer interaktiven Karte: Scasaluir (2.199m). |