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Archiv für Juni 2025Es ist Sonntag, heiß und sonnig, nicht unbedingt ein Tag für große Unternehmungen. Aber gegen eine kleine Bergabwanderung hat keiner von uns beiden etwas einzuwenden. Startpunkt ist wie vor zwei Tagen die Bergstation der Jakobshornbahn. Diesmal steigen wir jedoch nicht nach Davos ab, sondern ins stille Dischmatal. Manche fahren diesen Weg mit dem Mountainbike – gleich zu Beginn des Abstiegs steht sogar eines herum: Es ist mit einem Schloss gesichert, aber ich hätte es ohnehin stehen lassen – der Abstieg zu Fuß ist mir tausendmal lieber: Zwar muss man hier jeden Schritt bewusst setzen, doch zu Fuß ist man wesentlich geruhsamer unterwegs – und kann die Fülle der farbenprächtigen Alpenblumen rechts und links des Weges in aller Ruhe bewundern: Im Winter sieht man gar nicht, wie viel Geröll hier herumliegt – erst im Sommer wird sichtbar, wie wild und ursprünglich diese Landschaft ist: Im Bereich der Stillbergalpe stoßen wir auf mehrere rechteckige Steinansammlungen – sorgfältig geschichtet, flach gebaut, gleichmäßig über das Gelände verteilt. Es handelt sich um ehemalige Fundamentplatten für transportable Heuhütten oder Vorratsbauten, wie sie einst in vielen Alpregionen Graubündens genutzt wurden. Im Rätoromanischen nennt man sie „plauns da fainas“. Sie dienten der Zwischenlagerung und Trocknung von Heu auf abgelegenen Wiesen. Die hölzernen Aufbauten wurden im Herbst abgebaut und ins Tal gebracht. Heute sind nur noch die steinernen Plattformen übrig. Eine davon trägt eine rot-weiße Wanderwegmarkierung – und wurde für mich zur improvisierten Bühne für einen kleinen Freudensprung: Weiter geht es an einem einfachen Unterstand für Weidetiere vorbei: Ein erster Blick auf die Gebäude der Stillbergalpe: Unterhalb der Alpe führt der Pfad über einen schmalen Wiesenhang, gesäumt von einer alten Trockensteinmauer: Diese Mauern wurden einst ohne Mörtel geschichtet, Stein auf Stein, mit viel Geschick und Gefühl für das Material. Sie dienten als Weidezäune, Schutz vor Erosion oder Orientierungslinien in steilem Gelände. Heute erzählen sie von vergangener Alparbeit und bieten zugleich Lebensraum für Eidechsen, Insekten und alpine Kräuter. Hier öffnet sich zum ersten Mal der Blick ins Dischmatal: Kurz darauf tauchen wir in einen stillen Bergwald ein: Zwischen Fichten, Farnen und dem gedämpften Licht scheint die Zeit langsamer zu fließen. Man fühlt sich klein – und doch getragen. Wegen Hochwassergefahr wurde das Gebäude einst weiter oben neu errichtet – doch der Name blieb: Teufi, vom Rätoromanischen für „tief“ oder „tiefer Ort“. Ankunft im Dischmatal: Der Name „Dischma“ wiederum stammt aus dem Lateinischen (decimus = „zehnter“) und verweist auf die frühere Bedeutung des Tals als Zehntstation entlang alter Handels- und Säumerwege. Da bis zur Abfahrt des Busses nach Davos noch etwas Zeit bleibt, lassen wir uns auf zwei flachen Steine am Wegrand nieder – und genießen die Stille des Tals: PS: Die Tour vom Jakobshorn hinunter ins Dischmatal war mehr als nur eine Wanderung durch eindrucksvolle Berglandschaft. Sie war eine Reise durch die Geschichte der Alpwirtschaft und zugleich ein stilles Verweilen in der Natur. Wir kommen heute erst spät aus dem Haus und so beschließen wir, die kurze zur Verfügung stehende Zeit für eine Wanderung vom Jakobshorn hinunter nach Davos Platz zu nutzen. Hinauf zum Jakobshorn bringt uns die Bahn, zusammen mit zahlreichen Bikern. In Davos findet an diesem Wochenende das Finale der „Bike Revolution“ statt. Die Biker stören aber nicht weiter, denn sie sind bald aus unserer Sichtweite verschwunden und wir können die Bergwelt ungestört genießen. Der Blick Richtung Osten auf Pischahorn und Piz Linard (dunkler Gipfel rechts im Hintergrund): Der Blick Richtung Süden, in der Bildmitte ist die Ducankette, ganz rechts im Bild das Älplihorn zu sehen: Da wird ein Biker von einer Gruppe Gleitschirmflieger aufgehalten: Ich und das Jakonshorn: Davos Platz zu unseren Füßen, auf der anderen Talseite ragen rechts im Bild die Weissflue und das Schiahorn hervor: Auf dem Weg vom Jakobshorn zum Brämabüel: Das Wort „Büel“ (auch „Bühl“ im Alemannischen) bedeutet auf Deutsch schlicht „Hügel“ – ein Hinweis auf eine kleine Erhebung oder einen Hügel im Gelände. Ein Hügel mit 2500 Höhenmetern, in vielen anderen Gegenden wäre das ein ausgewachsener Berg! Blick auf die Bergstation des „Bräma Jet“-Sessellifts: Das ist kein offizieller Gipfel, nur der höchste Punkt des Grats, der das Jakobshorn und Brämabüel verbindet: Davos Dorf und der Davoser See: Ein Blick zurück auf die Bergstation der zweiten Sektion der Jakobshornbahn, gang rechts im Bild ist die Bergstation des Sessellifts „Usser Isch“ zu sehen: Zwei Seicherseen des Skigebiets Jakobshorn, ein alter, bereits gefüllt, ein neuer, noch im Bau: Ich knie zwischendurch immer mal wieder nieder, um Blümchen zu fotografieren: Da fühlt man sich doch glatt wie am Meer: Ein Feld voller Hornklee zu meinen Füßen und das Jakobshorn über mir: Der nächste Kniefall: An der Bergstation des Carjöler-Sessellifts: Hinter sitzt ein Murmeltier (auf dem Bild leider nicht zu erkennen) und beobachtet, was wir hier so treiben! Blühende Alpenrosen am Wegesrand auf dem Weg vom Carjöler zur Ischalp: Während wir Zweibeiner schnaufend den Berg hinunterwandern, haben es sich die wahren Einheimischen des Jakobshorns längst gemütlich gemacht: Tiefenentspannt grasen sie im Schatten der Lärchen. So stelle ich mir artgerechte Tierhaltung vor. Kurz vor Davos Platz: Am Bahnhof von Davos Platz geht eine spät gestartete, aber wunderbare Wanderung zu Ende – mit viel Bergluft, farbenprächtigen Alpenblumen, herrlichen Ausblicken und dem Gefühl, genau am richtigen Ort gewesen zu sein. Lust auf anstrengende Aktivitäten haben wir heute nicht und so entscheiden wir uns für einen bewährten Klassiker: die Wanderung von der Bergstation der Jakobshornbahn hinunter nach Sertig Dörfli. Diese Strecke sind wir schon ein paar Mal gegangen, und sie begeistert mich jedes Mal aufs Neue. Besonders wochentags und außerhalb der Ferienzeit ist sie sehr ruhig, landschaftlich wunderschön und ideal, um zur Ruhe zu kommen. An Wochenenden hingegen muss man sich manche Abschnitte mit Downhill-Bikern teilen, was den Erholungswert etwas schmälert. Heute allerdings sind wir fast allein unterwegs. Die letzten Schneereste des Jatzparks: Blick nach Nordosten mit dem Pischahorn in der rechten Bildhälfte: Unterwegs auf dem Jatzweg, links liegt das Jatzhorn: Wir passieren die Jatzhütte und laufen weiter zum Stadler See: Der Stadler See ist ein mit Folie ausgekleideter Speichersee: Erfrischung ist hier nicht erlaubt – dafür gibt’s einen freien Blick auf Rinerhorn und Leidbachhorn: Ab dem Speichersee wird der Weg blockiger und man muss gucken, wohin man die Füße setzt: Kurze Zeit später öffnet sich der Blick ins Sertigtal und auf die markante Ducankette: Ein paar der am Wegesrand wachsenden Alpenrosen sind schon aufgeblüht, aber das große Blühen steht noch bevor. Rund um den Weg wird es zunehmend grüner, erste Arven tauchen auf: Das Wegstück, das zwischen Arven und Lärchen hindurchführt, gehört zu meinen absoluten Favoriten: In der Ferne rückt das Talende mit Sertig Sand in Sichtweite: Ein Blick hinauf zu Tällihorn und Wuosthorn: Sertig Dörfli ist nun zum Greifen nah: Ein schönes Spiel von Licht und Schatten begleitet uns zum Ziel: Da bis zur Abfahrt des nächsten Busses in Sertig Dörfli noch fast eine halbe Stunde Zeit bleibt, wandern wir spontan noch weiter bis nach Sertig Sand: Erst dort beenden wir unsere Wanderung – und fahren gemütlich mit dem Postbus zurück nach Davos. Die Daten der Tour: Weglänge: knapp 9 Kilometer; Höhendifferenz: rund 70 Höhenmeter im Aufstieg, 760 im Abstieg. Laut der Webseite der „Davos Klosters Mountains“ zählt diese Tour zu den beliebtesten Wanderungen der Region – zurecht, wie ich finde. Nach etlichen sehr warmen und gewittrigen Tagen herrschen heute endlich etwas angenehmere Temperaturen. Ein leichter Wind sorgt zusätzlich für Erfrischung – optimale Bedingungen also für unsere nächste Radtour. Ich schlage vor, von Schmitten aus über Tiefencastel und den Alten Schynweg nach Thusis zu fahren, und genau das setzen wir auch in die Tat um. Hier sind wir auf dem Weg von Alvaneu Dorf hinunter ins Tal: Im Tal angekommen folgen wir der Albula bis nach Surava: Von Surava aus fahren wir entlang der Straße bis nach Tiefencastel. Wegen der aktuellen Sperrungen sämtlicher Wanderwege rund um den Piz Linard infolge von Bergsturzgefahr gibt es derzeit keine Alternativen. In Tiefencastel verlassen wir schließlich die Hauptstraße und fahren auf Nebenstraßen und Wanderwegen weiter nach Mistail: Ein wirklich idyllisches Plätzchen! Von Mistail geht es bergauf nach Alvaschein: Die Tour führt uns dann nach Zorten, unterwegs genießen wir herrliche Aussichten: Noch liegt Zorten in weiter Ferne: Aber ich genieße den Augenblick – zumal die Steigung gut zu bewältigen ist: Zwischendurch geht es sogar nochmal bergab: Das ist nicht so gut, das müssen wir ja alles wieder hinaufstrampeln! Ein Blick in die Schynschlucht und auf die gegenüberliegende Talseite mit Mutten und Obermutten: Der Aufstieg nach Zorten: Und der Rückblick auf den bereits zurückgelegten Weg: Kurz vor Zorten: Ankunft in Zorten: Noch ein Blick zurück – Alvaschein ist nun deutlich zu erkennen: Von Zorten geht es weiter nach Muldain: Hinter Muldain beginnt dann der Alte Schynweg: Der Alte Schynweg ist ein historischer Saumweg, der das Albulatal mit dem Domleschg verbindet. Er führt spektakulär durch die Schynschlucht und wurde schon im Mittelalter von Händlern und Reisenden genutzt. Besonders eindrucksvoll sind die in den Fels gehauenen Passagen und der dunkle Tunnel kurz vor Scharans. Heute ist der Weg als Wander- und Bike-Route beliebt und steht unter Denkmalschutz – ein beeindruckendes Zeugnis früher Bündner Verkehrserschließung. Der Name „Schyn“ leitet sich übrigens vom romanischen Wort „schen“ ab, was so viel wie „Klippe“ oder „Felshang“ bedeutet – ein Hinweis auf die dramatische Lage des Weges. Bevor wir uns an die Abfahrt wagen, legen wir eine kurze Rast auf einem sonnigen Bänkchen ein – es ist wunderbar ruhig, und ein paar Heidelbeeren runden die Pause perfekt ab. Hier bin ich schon wieder auf dem Weg zurück zum Rad: Der Blick in die Schynschlucht zu Beginn der Abfahrt: Auf dem Alten Schynweg: Es geht nicht kontinuierlich bergab – zwischendurch gibt es auch kleinere Gegenanstiege, und an einigen Stellen muss ich schieben, bevor ich mich wieder gemütlich rollen lassen kann: Dieses Waldstück gefällt mir besonders gut: Hier rücken die Felsen ganz dicht an den Weg heran: Gleich danach folgt der ziemlich dunkle Tunnel – man fährt ihn praktisch im Blindflug und ist froh, wenn das Ende näher rückt: Hier sind wir bereits kurz vor Scharans und damit am Ende des Schynwegs: Blick auf Thusis, unser heutiges Etappenziel, und den Heinzenberg: Kurz vor Thusis überqueren wir den Hinterrhein: Kaum am Bahnhof angekommen, fährt auch schon der Zug ein, der uns zurück ins Albulatal bringt – genauer gesagt nach Filisur. Von dort geht es über Zalaint zurück nach Schmitten, zuerst mit dem Rad, dann schiebend, und zum Schluss wieder im Sattel. Dank des neu angelegten Wegs vom Tal zum Aussichtspunkt auf das Landwasserviadukt ist das Hinaufschieben übrigens etwas angenehmer als früher. Zwei Bilder von dem Weg, die ich gestern aufgenommen habe: PS: Das war meine zweite Fahrt über den Alten Schynweg – die erste fand im Juli 2023 statt: Mit dem Rad über den alten Schynweg von Tiefencastel nach Chur. PPS: Die Daten der Tour:
Für meinen Geschmack ist es heute viel zu sonnig und viel zu warm. Doch genau solches Wetter eignet sich bestens für eine lange Bergabfahrt mit dem Rad – und so schlage ich Guido vor, mit dem Fahrrad von Klosters hinunter nach Landquart zu fahren. Diese Strecke habe ich als besonders entspannt in Erinnerung: Über Davos, Klosters und durchs Prättigau nach Landquart. Nach Klosters sollen uns die öffentlichen Verkehrsmittel bringen. Guido ist begeistert, übernimmt gleich die Tourenplanung – und weitet sie kräftig aus. Statt in Klosters zu starten, will er die Tour bereits in Schmitten beginnen. Na gut, die Strecke bin ich ja schon einmal im Novemberbei kühler Witterung gefahren, ich hoffe nur, dass mir das heute nicht zu viel wird. Aber im Zweifelsfall kann ich ja an verschiedenen Punkten aussteigen. Los geht es kurz nach 12 Uhr – von Schmitten aus bergauf über die Straße nach Davos Wiesen: Nach einer ersten kleinen Abfahrt bis kurz vor den Landwassertunnel verlassen wir die Straße und fahren über den Wanderweg durch die Zügenschlucht: Bei Schmelzboden wechseln wir wieder zurück auf die Straße, der wir bis Davos Frauenkirch folgen. Von dort bringt uns ein Radweg nach Davos: In der Nähe der Jakobshornbahn überlege ich kurz, die Tour zu beenden. Doch Guido ist von dieser Idee alles andere als begeistert – und er hat recht: Der Davoser See als Zwischenziel ist ja wirklich nicht zu verachten. Hier erreichen wir den See: Das Radeln mit Seeblick macht mir so viel Freude, dass ich mich kurzerhand entschließe, noch bis Klosters weiterzufahren. Ein Abschnitt der Strecke bereitet mir allerdings etwas Kopfzerbrechen: Die Passage durch Wolfgang, die nicht nur verkehrsreich, sondern auch mit einem Anstieg verbunden ist. Aber ich meistere ihn – und bin danach umso motivierter. Es geht weiter – nicht auf der Straße, sondern über einen Wanderweg, den ich noch gut von meinem „Silver Run“ bei den Davos X-Trails kenne. Ziemlich genau an dieser Stelle hatte Guido im letzten Jahr auf mich gewartet: Was soll ich sagen: Die Bergabfahrt per Rad ist eindeutig entspannter als die Lauferei bergauf! Hier sind wir bei Unter Laret: Von dort führt uns ein schöner Weg vorbei am Schwarzsee zum Bahnhof Davos Laret. Ab hier beginnt die lange Abfahrt hinunter nach Klosters: Guido kennt meine Abneigungen gegen steile Straßen und hat zum Glück eine angenehm zu fahrende Route gewählt: Ein Blick über die Dächer von Klosters: Am Bahnhof von Klosters gäbe es erneut die Möglichkeit, die Tour zu beenden. Aber gerade jetzt beginnt ja der Abschnitt, den ich mir ursprünglich ausgesucht hatte – also gibt’s kein Zurück mehr, wir fahren weiter: Ich genieße die Fahrt durchs malerische Prättigau. Die Bauern sind beim Heuen, was der Strecke nicht nur einen besonderen landschaftlichen Reiz, sondern auch einen herrlichen Duft verleiht: Hier fahren wir parallel zur Landquart: Ein kurzes Stück Straße, dann geht es wieder auf ruhigere Nebenwege: Ein Blick über die Landquart: An dieser Stelle ist kurz Absteigen angesagt: Dann rollen wir weiter: Auf den letzten Kilometern bläst uns der Wind kräftig entgegen – aber da es so warm ist, wirkt der Gegenwind eher erfrischend als störend. Schließlich erreichen wir den Stadtrand von Landquart: Am Bahnhof von Landquart endet unsere Tour – nach rund 70 Kilometern und über 800 absolvierten Höhenmetern. Die Rückfahrt treten wir mit der Rhätischen Bahn an – und haben dabei das Vergnügen, unsere gesamte Route noch einmal im Rückwärtsgang aus dem Fenster Revue passieren zu lassen. Fazit der Tour: Auch wenn ich in Landquart ziemlich erledigt ankomme – das Durchhalten hat sich gelohnt. Die Tour war es wert! |