Tschima da Flix und Piz d‘ Agnel

geschrieben von Susanne am 16. September 2019 um 22.47 Uhr
Kategorie: Bergtouren, Ernährung, Schweiz/Liechtenstein, Wandern
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Auf unserem Weg nach Bivio fuhren wir vorgestern unter anderem durch das Örtchen Sur. Dort fiel mir ein Wegweiser auf, der zur Alp Flix hinaufführte. Der Name der Alpe blieb mir im Gedächtnis und so informiere ich mich heute am Frühstückstisch, was es mit dieser Alpe auf sich hat. Unter anderem erfahre ich, dass das Plateau der Alp Flix inmitten einer geologisch interessanten Alpenlandschaft auf einer Höhe zwischen 1900 und 2000 Metern liegt und das von dort aus auf relativ einfachen Wegen gleich zwei Dreitausender, nämlich die Tschima da Flix und der Piz d‘ Agnel zu erreichen sind. Guido lässt sich von meiner Begeisterung für dieses Tourenziel anstecken und so fahren wir heute erneut in Richtung Bivio. Allerdings verlassen wir schon bei Sur die zum Julierpass führende Straße und erreichen über eine schmale Bergstraße den Parkplatz von Vanastg. Nach dem Bezahlen der Parkgebühren – zwölf Schweizer Franken für zwölf Stunden – starten wir um 11.22 Uhr Richtung Tigias. Tigias besteht aus einigen Wohnhäusern und dem Berghotel Piz Platta. Der Weg dorthin führt an der Kirche Son Roc vorbei. Der Blick zurück auf die Kirche, im Hintergrund sind links Piz Platta, der Namensgeber des Berghotels, und rechts Piz Forbesch sowie Piz Arblatsch zu sehen:

Gleich hinter einem der Wohnhäuser überqueren wir eine kleine Brücke und steigen ostwärts auf Pfadspuren auf der Südseite des Bergbachs Ava da las Tigias auf. Je höher wir kommen, desto mehr Blaubeersträucher wachsen entlang des Weges. Ein Teil der Sträucher ist schon herbstlich gefärbt:

Schließlich erreichen wir die Hochebene Plang Lung am Fuße der Tschima da Flix, die von Hütehunden bewachten Schafen als Weidefläche dient. Eine Tafel weist daraufhin, wie man sich hier zu verhalten hat: Nicht rennen und einen großen Bogen um Herde sowie Hunde machen. Auf der Weidefläche verlieren sich die Pfadspuren erst einmal und so laufen wir der Nase nach querfeldein über Rasenkuppen unterschiedlicher Höhe. Eine der Rasenkuppen trägt den Namen Malpass, zu deutsch „Böser Tritt“. Eine weitere Erhebung ist der Giond d‘ Alva, ein weißer Felsen, den wir auf erneut auftauchenden Pfadspuren in einem Bogen Richtung Südosten umgehen. Hier sind unsere beiden Gipfelziele zu sehen, links die Tschima da Flix, rechts der Piz d‘ Agnel.

Über eine Terrasse erreichen wir schließlich zwei kleinere Bergseen und können einen Blick auf den weiteren, deutlich steiler werdenden Wegverlauf über einen Schutthang hinauf zu einem im Südwestgrat gelegenen Sattel des Piz d‘ Agnel werfen:

Bevor es den steilen Hang hinaufgeht, passieren wir einen driten See, den Lai Blo:

Feines Geröll macht den Aufstieg zum Sattel des Südwestgrats sehr mühsam. Aber mittlerweile sind wir solche Aufstiege ja gewöhnt. Auf dem Grat angekommen geht es deutlich angenehmer weiter. Pfadspuren und Steinmänner weisen hier den Weg:

Ab und zu treffen wir auch auf verblasste Wegmarkierungen. Die Pfadspuren müssen also vor vielen, vielen Jahren einmal Teil eines offiziellen Wanderwegs gewesen sein. Anfangs der gewaltigen Geröllhalde unterhalb des Piz d’Agnel teilt sich der Weg. Während Guido die linke Pfadspur wählt, halte ich mich rechts. Zu Beginn kann ich den durch steiles Geröll verlaufenden Pfadspuren gut folgen. Aber irgendwann verlieren sich die Spuren und dann wird es noch einmal so richtig steil, rutschig und anstrengend:

Hier liegen die Mühen hinter mir und ich blicke hinunter auf Guido, der ein Stück weiter unten ebenfalls auf dem zum Piz d‘ Agnel hinaufführenden Pfad gelandet ist:

Der Blick während des Aufstiegs zum Gipfel des Piz d‘ Agnels ins Val Bever:

Die letzten Meter hinauf zum Gipfel:

Schließlich stehen wir auf dem 3204 Meter hohen Gipfelplateau des Piz d‘ Agnels und genießen die fantastische Aussicht. Im Osten liegt im Vordergrund der Piz Surgonda und rechts im Hintergrund der Piz Julier:

Im Südosten sind unter anderem Piz Bernina, Schneekuppe und Monte Disgrazia zu sehen:

Der Piz Neir ist der nächstgelegene Gipfel Richtung Süden:

Richtung Südwesten liegen Piz Platta und ganz rechts im Bild Piz Forbesch:

Der Blick nach Norden fällt auf den Doppelgipfel der Tschima da Flix und den Piz Picuogl:

Nach dem Genuss des Panoramas und dem Eintrag ins Gipfelbuch, dieses Jahr standen ein gutes Dutzend Gruppen auf dem Gipfel des Piz d‘ Agnel, steigen wir zur Fuorcla da Flix ab und von dort aus Pfadspuren folgend zum Westgipfel der Tschima da Flix auf:

Der Blick zurück auf den Piz d‘ Agnel und den Gletscher Vadret d‘ Agnel:

Während des Aufstiegs hinauf zum Westgipfel der Tschima da Flix komme ich mir vor wie eine alte Dampflok. Ab und zu muss ich sogar stehenbleiben, um zu Atem zu kommen. Aber schließlich ist es geschafft, ich stehe auf dem Westgipfel der Tschima da Flix:

Zu meinen Füßen liegt der Gletscher Vadret Calderas:

Nach kurzer Verschnaufpause und Eintrag ins Gipfelbuch – dieser Gipfel wird deutlich häufiger besucht als der Piz d‘ Agnel – schlägt Guido den Weg Richtung Hauptgipfel ein:

Hier wird es dann noch einmal richtig spannend, der zum Hauptgipfel führenden Grat ist teilweise nämlich ziemlich luftig beziehungsweise ausgesetzt und verlangt das Zupacken beider Hände:

Kaum zu fassen, ich stehe 3315 Meter über dem Meeresspiegel, so hoch wie nie zuvor in meinem Leben:

Um dem Grat weiter Richtung Piz Picuogl zu folgen, ist es schon zu spät. Nach einer kurzen Verschnaufpause – ein Gipfelbuch finden wir hier nicht – machen wir uns daher auf den Rückweg. Dabei ist erneut das Zupacken der Hände und an einer Stelle die Sechspunktsicherung, zwei Hände, zwei Füße und zwei Pobacken, angesagt:

Zurück am Westgipfel geht es dann über den Aufstiegsweg zurück nach Tigias. Momentaufnahmen, die während des Abstiegs entstehen:

Am Giond Alva:

Abstieg von Plang Lung zur Alp Flix im Licht der Abendsonne:

Sonnenuntergang am Piz Forbesch:

Knapp acht Stunden nach Beginn unserer Wanderung erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Tour, den Parkplatz von Vanastg. In dieser Zeit legen wir 17 Kilometer und 1700 Höhenmeter zurück. Mein Fazit: Die Besteigung von Piz d‘ Agnel und Piz Tschima ist eine wunderschöne Tour auf zwei recht einfach zu besteigende Dreitausender mit einer wunderbaren Aussicht. Während der Wanderung genießen ich nicht nur die wunderbare Aussicht auf die Bündner Bergwelt, sondern wie oben schon erwähnt Bündner Blaubeeren. Sie wachsen oberhalb der Alp Flix in solchen Mengen, dass ich mich während des Abstiegs daran satt essen kann. Das gibt es sonst noch zum Essen bei mir:

  • 8.55 Uhr: 300 Gramm helle Trauben, 500 Gramm Trauben „Isabella“, 60 Gramm dunkle Feigen
  • 20.45 Uhr: 300 Gramm Karotten, 150 Gramm Pistazien, 200 Gramm Eisbergsalat

Die aufgenommene Kalorienmenge hat während der letzten Tage übrigens nicht gereicht, um meinen Bedarf zu decken. Das merke ich daran, dass meine Hosen mit jedem Tag lockerer sitzen. Aber es kommen ja auch wieder ruhigere Zeiten, in denen ich mir Speck anfuttern kann.

PS: Danke für diese wunderschöne Tour, die einmal mehr zeigt, wie herrlich die Schöpfung ist, wenn man den Blick nicht auf den täglichen, von Menschen fabrizierten Irrsinn richtet. Von solchen Tagen darf es gerne noch viel, viel mehr in meinem Leben geben. :sonne:

PPS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Piz d’Agnel / Tschima da Flix (3.301m).

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