Piz Julier

geschrieben von Susanne am 22. September 2022 um 23.10 Uhr
Kategorie: Bergtouren, Ernährung, Schweiz/Liechtenstein, Wandern
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Wir sind heute früher als üblich startklar und so können wir ein Gipfelziel anvisieren, das schon lange auf unserer Wunschliste steht, nämlich den 3380 Meter hohen Piz Güglia bzw. Piz Julier. Der Piz Julier ist die höchste Erhebung in weitem Umkreis und soll dank seiner isolierten Lage eine weite Aussicht über das Oberengadin bieten. Die meisten Gipfelstürmer reisen mit dem Auto an und starten von der an der Julierpassstraße gelegenen „Chamanna dal Stradin“ Richtung Gipfel. Reist man wie wir mit dem Bus an, startet man von der Bushaltestelle „Alp Güglia“ aus und läuft gut einen guten Kilometer bis zur Chamanna dal Stradin der Straße entlang. Das ist kein Vergnügen, aber die Strecke lässt sich Gott sei Dank weglos abkürzen. Bis zum Gipfel sind es von der Chamanna dal Stradin aus „nur“ 1200 Höhenmeter, die es aber in sich haben. Da wir darauf angewiesen sind, mit Hilfe öffentlicher Verkehrsmittel wieder zurück nach Hause zu kommen, laufen wir recht zügig los. Ein Blick zu Beginn der Tour auf die Julierpassstraße und das auf der Passhöhe stehende Juliertheater:

Zu Beginn kommen wir tatsächlich recht zügig voran, aber dann geht es über unzählige kleinere und größere Steinblöcke weiter. Zügig zu gehen ist hier gar nicht so einfach. Ein Blick zurück über die überwundenen Hindernisse:

Schließlich erreichen wir die Fuorcla Albana, von der aus man hinunter auf St. Moritz blickt:

In diese Richtung wollen wir dann später absteigen. Jetzt aber geht es erst einmal weiter über den Ostgrat bzw. den „Crasta de la Senda“, hinauf zum Gipfel:

Crasta de la Senda heißt auf deutsch „Grat mit dem Weg“: Der künstlich angelegte Weg zieht sich teils beidseits des Grats, teils über diesen selbst hinweg.

Viele Stellen sind mit Drahtseilen bzw. Geländern gesichert:

Bei guten Verhältnissen braucht man diese Hilfen wohl eher nicht. Aber wenn es so wie heute teilweise über Schnee geht, ist man doch sehr dankbar, sich irgendwo festhalten zu können. Alles in allem ist es aber ein wunderbarer Aufstieg ganz nach meinem Geschmack: Kurze, einfache Klettereien wechseln sich mit Gehpassagen ab, die Wegführung ist abwechslungsreich und spannend. Mit zunehmender Höhe werde ich allerdings immer langsamer, die letzten einhundert Höhenmeter geht es gefühlt nur noch im Schneckentempo weiter. Aber schließlich ist es geschafft, wir stehen auf dem Gipfel des Piz Julier:

Die Aussicht von hier oben ist beeindruckend und erstaunlicherweise können wir sie heute sogar allein genießen. :sonne: Im Südosten liegt das Berninamassiv:

Im Süden der Monte Disgrazia, der Piz Lagrev mit Gletscher und Lej Lagrev sowie der Piz Badile:

Im Tal ist die Julierpassstraße zu sehen. Roccabella, verschwommen, aber doch sichtbar die Dufourspitze, der höchste Gipfel der Walliser Alpen bzw. der Schweiz und der Piz Platta im Westen:

Der Nordwesten mit Piz d’Agnel und Tschima da Flix:

Richtung Norden liegen die Bergüner Stöcke:

Ein paar Grat weiter Richtung Norden, nochmals Piz Ela, Piz Suvretta mit See und Piz Kesch:

In dieser Richtung liegt auch Schmitten! Richtung Osten blicken wir auf St. Moritz und Pontresina:

So schön wie es hier oben auch ist, lange können wir nicht verweilen: Der Abstieg über den Grat braucht genau wie der Aufstieg seine Zeit und laut Tourenplaner können wir in Champfer, unserem Zielort, gerade noch so den letzten Bus Richtung Schmitten erreichen. So und ähnlich spannend und abwechslungsreich geht es hinunter:

Ein Blick auf den in der Nordflanke liegenden Gletscher „Vadret Güglia“:

Weil der Anblick so schön ist, noch ein Blick auf das Berninamassiv:

Viele Bilder mache ich jedoch trotz der Schönheit der Landschaft heute nicht. Guido filmt schließlich und so kann ich mich aufs Genießen bzw. sichere Gehen konzentrieren. :sonne: Hier liegt die Fuorcla Albana mit der Hütte und der Vorgipfel des Piz Juliers, der Piz Albana, vor uns:

Von der Fuorcla geht es über die Nordflanke zügig hinunter Richtung Champfer. Damit es noch zügiger gehen kann, tausche ich bei Caschigna meine Bergschuhe, ich bin heute mit den Hanwag Bergschuhen unterwegs, gegen „normale“ Wanderschuhe aus. So angenehm der steigeisentaugliche Bergschuh in felsigem Gelände ist, wird es flacher, tun mir darin – und auch in anderen Bergschuhen – die Fußsohlen weh. Ich nehme daher zum Wohle meiner Füße meist zwei Paar Schuhe mit auf unsere Touren. Der Abstieg entlang der Ova da Suvretta:

Mittlerweile haben wir so viel Zeit gut gemacht, dass wir langsamer machen und die letzten Kilometer nochmals intensiv genießen können: Die Vegetation mit den vielen Arven rund um uns herum ist für mich Seelenbalsam. :sonne: Sieben Stunden nach Beginn unserer Tour erreichen wir Champfer:

Die Tour in der Übersicht:

Die Zeiten des Tourenplaners sind hier nicht ganz realistisch, da das Gelände bei der Berechnung nicht berücksichtigt wird. Mein Fazit: Die Besteigung des Piz Juliers über den Crasta da la Senda ist ein Vergnügen der Extraklasse, setzt aber trotz der guten Absicherung des Wegs Schwindelfreiheit und Trittsicherheit voraus. Sind beides vorhanden, gehört dieser Gipfel sicherlich mit zu den schönsten Dreitausendern der Alpen. :sonne:

PS: Schlussendlich bleibt vor der Abfahrt des Busses Richtung Heimat sogar noch etwas Zeit, im Dorfladen ein paar Mandarinen zu erstehen. Sie schmecken nach der langen Tour unglaublich lecker. :hmmm: So sieht der vollständige Speiseplan aus:

  • 8.15 Uhr: 430 Gramm Ananas „Honeyglow“
  • 18.20 Uhr: 350 Gramm Mandarinen
  • 22.00 Uhr: 400 Gramm Birnen „Williams“, 450 Gramm Bananen „Cavendish“, 115 Gramm Datteln „Medjool“

PPS: Der Piz Julier ist der neunte und bisher höchste Dreitausender auf meiner Gipfelliste. :feier:

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Diese Seite wurde zuletzt am 25. September 2022 um 9.45 Uhr GMT geändert.