Wegloser Aufstieg zur Alp Era, Abstieg durchs gesperrte Schaftobel

geschrieben von Susanne am 26. Juni 2022 um 20.48 Uhr
Kategorie: Ernährung, Schweiz/Liechtenstein, Wandern
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Auf alten Karten hat Guido vor Kurzem entdeckt, dass vom Schaftobel bei Alvaneu Bad ein Weg hinauf zur Alp Era führte. Auf aktuellen Karten sind noch nicht einmal mehr Wegspuren des Wegs verzeichnet, trotzdem wollen wir versuchen, seinen Spuren zu folgen. Ausgangspunkt unserer Wanderung ist der Parkplatz des stillgelegten Thermalbades in Alvaneu Bad, den wir ausnahmsweise nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern mit dem eigenen Auto erreichen. Zuerst steigen wir zur Schaftobel-Aussichtsplatform hinauf. Guido war hier schon einmal allein unterwegs und hat ein Video vom Wasserfall gedreht:

Wir bewundern den Wasserfall ausgiebig und machen uns anschließend entlang des Aufstiegswegs zum Schaftobel auf die Suche nach Wegspuren, die uns hinauf zur Alp Era bringen sollen. An einer Stelle finden wir tatsächlich welche, die sich aber schon nach wenigen Metern wieder verlieren. Wir steigen trotzdem in guter Hoffnung, auf der richtigen Fährte zu sein, weg- und pfadlos weiter durch das steile und wilde Waldgelände auf:

Immer wieder müssen wir dabei Baumstämme überklettern oder aber unter den Ästen kleinerer Nadelbäume hindurchkriechen. Hier lichtet sich der Baumbestand etwas und gibt den Blick auf Alvaneu Dorf und Alvaneu Bad frei:

Ab und zu stoßen wir während des Aufstiegs erneut auf Pfadspuren. Allerdings ist nie klar, ob dies tatsächlich Spuren eines ehemaligen Weges oder aber Wildpfade sind. Zwischenziel ist ein Vermessungspunkt, Punkt 1420, der den Beginn einer Geländekante markiert. Um diesen Punkt zu erreichen, müssen wir einen Durchgang zwischen steilen Felsen finden. Dank der Swisstopo-App gelingt uns das problemlos und so stehen wir schließlich etwas oberhalb des Vermessungspunkts auf der Geländekante. Hier treffen wir auf rotgelbe, auf Steinen angebrachte Wildschutzmarkierungen und weiße, an Bäumen angebrachten Markierungen. Der Blick von der Geländekante aufs Schaftobel, im Hintergrund ist das Tinzenhorn zu sehen:

Ich bin voller Hoffnung, das der weitere Aufstieg entlang der Geländekante weniger anstrengend ist, aber meine Hoffnung erfüllt sich leider nicht: Auch hier geht es steil durch wildes Waldgelände und über umgestürzte Bäume hinauf. Irgendwann stoßen wir dann aber endlich auf ein zur Alp Era führendes, recht breites Wegstück:

Kurz darauf erreichen wir die Hütten der Alp Era:

Alpidylle:

Von der Alp Era aus steigen wir anfangs über Weidegelände später durch einen Wald Richtung Schaftobel ab:

Farbtupfer zu unseren Füßen:

Um den durch das Schaftobel führenden Wanderweg, der offiziell gesperrt ist, zu erreichen, müssen wir diese Schlucht queren:

Über die Schlucht führt ein Wanderweg, der offiziell begehbar ist. Aber die Querung der Schlucht ist mit Sicherheit weitaus prekärer als der Weg durch das Schaftobel! So muss man erst einmal steil über Schutt hinunter zum Bachbett rutschen:

Anschließend geht es über den Bach, der leider zu breit ist, um ihn mit einem Schritt überspringen zu können. Guido hat immerhin wasserfeste Bergschuhe an und kann damit problemlos durch das Wasser des Bachs laufen. Anders sieht es bei mir aus: Ich habe Trailrunningschuhe, die alles andere als wasserfest sind, an den Füßen. Ich entscheide mich daher, die Schuhe auszuziehen und den Bach barfuss zu durchqueren:

Anschließend geht es auf der anderen Seite über Schutt nach oben. Ich bewältige auch diesen Aufstieg barfuss, da es am Bach keine Gelegenheit gibt, die Schuhe wieder anzuziehen:

Nach dem Aufstieg sind meine Füße so dreckig, dass ich auch das nächste Wegstück barfuss bewältige. Das ist mal angenehm und mal weniger angenehm:

Schließlich erreichen wir eine Brücke und hier kann ich meine Füße waschen und die Schuhe wieder anzuziehen. :erleichtert: Der weitere Weg durch den Schaftobel ist barfuss nämlich nur für einen Fakir möglich. :aetsch: Da ich den Weg durch den Schaftobel schon in zwei anderen Tagebucheinträgen beschrieben habe, Abenteuerliche Wanderung durch das Schaftobel bei Alvaneu Bad und Über Foppas, Grünenwald und Schwarzwald zum Schaftobel bei Alvaneu Bad, spare ich mir hier weitere Einzelheiten. Was allerdings erwähnenswert ist: Zwei über den Schaftobel führende Brücken sind in einem noch schlechteren Zustand als die vergangenen Male.

Sechs Stunden nach Beginn unserer Tour erreichen wir den Parkplatz in Alvaneu Bad. Nicht nur ich bin dankbar, dass wir den Aufstieg zurück nach Schmitten nicht zu Fuß bewältigen müssen: Wir sind beide so platt wie schon lange nicht mehr! An den 1200 Höhenmetern, die wir zurückgelegt haben, allein kann es nicht liegen. Auch an der Strecklänge nicht, die beträgt nur knapp 13 Kilometer. Aber das Überklettern der zahlreichen Baustämme ist eine zusätzliche, ungewohnte Herausforderung gewesen. Wir sind nach der Tour nicht nur k.o., sondern auch ziemlich hungrig. So „muss“ ich nach einer üppigen Fleischportion am Abend zusätzlich zu Sesam greifen, um satt zu werden. Die Mahlzeitenübersicht:

  • 8.30 Uhr: 360 Gramm Wasser einer Trinkkokosnuss
  • 10.15 Uhr: 110 Gramm Kokosnussfleisch
  • 18.00 Uhr: 60 Gramm Eigelbe, 5 Gramm Eierschale
  • 19.10 Uhr: 150 Gramm Endiviensalat, 100 Gramm Cicorino Trevisano, 620 Gramm Schweinespeck, 100 Gramm Sesam

PS: Eine der vielen, wunderschönen Orchideen, die auf den Weiden der Alp Era wachsen, das Schwarze Kohlröschen:

Es duftet wunderbar nach Vanille!

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Diese Seite wurde zuletzt am 28. Juni 2022 um 18.24 Uhr GMT geändert.