Abenteuerliche Wanderung durch das Schaftobel bei Alvaneu Bad

geschrieben von Susanne am 25. Mai 2021 um 21.56 Uhr
Kategorie: Ernährung, Schweiz/Liechtenstein, Videos, Wandern, Wildpflanzen
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Die jungen Triebe des Taubenkropf-Leimkrauts standen schon lange nicht mehr auf meinem Speiseplan, da die Pflanze rund um Oberstaufen nicht anzutreffen war. Rund um Schmitten wächst sie aber in üppigen Beständen und die gestrigen Kostproben während unseres Spaziergangs machten Lust auf mehr. So landet zur Mittagszeit eine größere Portion junger Triebe in meinem Magen:

Zum Wildkraut gesellten sich Gemüse, Avocados und Kürbiskerne:

  • 12.45 Uhr: 70 Gramm junge Triebe des Taubenkropf-Leinkrauts, 140 Gramm Knollensellerie, 230 Gramm Karotten, 270 Gramm Avocados „Hass“, 80 Gramm Kürbiskerne

Am Nachmittag lasse ich mir zu Beginn einer Wanderung weitere Triebe dieser Pflanze schmecken. :hmmm: Sie wachsen entlang des Weges, der von Schmitten hinunter zum Landwasser-Viadukt führt. Der Blick über Wiese und Landschaft auf dem Weg nach unten:

Im Tal angekommen laufen Guido und ich Richtung Alvaneu-Bad und stoßen dabei auf einen Wegweiser Richtung „Schaftobel“. Das Schaftobel ist laut Beschreibungen eine wildromantische Felsschlucht, die sich vom Landwasser-Tal bis auf etwa 2400 Höhenmetern zieht und unterhalb des Tinzenhorns endet. Die Schlucht wird geprägt durch den Schaftobelbach, der über zahlreiche Felsstufen hinunter ins Tal stürzt. Den Weg dort hinauf wollten wir schon seit Längerem erkunden, so dass wir nicht lange zögern und dem Wegweiser folgen. Wenige hundert Meter weiter stoßen wir auf einen den Weg versperrenden Erdrutsch, den wir aber relativ mühelos überqueren können. Was uns allerdings dann aber beinahe davon abhält, dem Weg weiter zu folgen, ist eine am Boden liegende, schon sehr mitgenommen aussehende Tafel, die daraufhinweist, dass der Wanderweg durch das Schaftobel aus Sicherheitsgründen gesperrt ist. Nun ja, Angucken können wir uns die Sache ja mal, wir gehen also trotz dieses Hinweises weiter:

Als wir um eine Ecke biegen, blicken wir auf beeindruckende Felsformationen, einen Tunnel und auf den ersten und größten der zahlreichen Wasserfälle, die den Schaftobel hinunterstürzen:

Wie wir später Tourenberichten entnehmen können, machen an dieser Stelle viele Wanderer kehrt. Wir sind jedoch so fasziniert, dass wir weitergehen. Teilweise ist der Weg mit Stützmauern und Geländer befestigt, aber Steinschlag, Hochwasser und Lawinen haben ihre Spuren hinterlassen: Geländer sind verbogen, Stützmauern abgerutscht, umgestürzte Bäume liegen über dem Weg. Hier herrscht eindeutig die Natur, nicht der Mensch. Ein weiterer Wasserfall:

Ein Blick zurück:

Ein Stück weiter öffnet sich die Schlucht und wir können bis nach Alvaneu Dorf blicken:

Die Spuren der Naturgewalten, die im Tobel herrschen, sind auf jedem Meter des Weges zu sehen und zu spüren, trotzdem zögern wir nicht, weiter zu gehen:

Ich bin immer ein paar Meter vor Guido, der sich viel Zeit zum Fotografieren und Filmen nimmt:

Hier führt die erste Brücke über den Tobel:

So ganz wohl ist uns beim Überqueren nicht, aber keiner von uns beiden denkt ans Umkehren. Hier geben die Felsen den Blick auf Schmitten und unser Haus frei:

Der nach der Brücke folgende Wegabschnitt führt durch einen Wald. Hier herrscht nach dem abenteuerlichen Wegabschnitt durch die Schlucht eine ruhige und sichere Stimmung. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass Boden und Felsen großflächig von Moosen bewachsen sind:

Nach der Passage durch den Wald taucht die nächste Brücke vor uns auf:

Sie entspricht wie die erste nicht unbedingt den Sicherheitsvorschriften. :updown: Noch kritischer erscheint uns der Zustand der dritten Brücke, die zu überqueren ist:

Ihr Fundament wurde weggespült und es nur noch eine Frage der Zeit, wann sie abrutscht. Immerhin lässt sie uns heute noch passieren. :erleichtert: Brücke Nummer vier ist dann allerdings gänzlich unpassierbar:

Die Vorstellung, nun doch umkehren zu müssen, behagt uns überhaupt nicht. Aber nach einem Blick auf die Karte sehen wir, dass wir einen anderen Weg nehmen können, der kurz vor der Brücke nach oben führt:

Im weiteren Wegverlauf sind zwei Lawinenabgänge zu überqueren:

Nach den Gefahren, die hinter uns liegen, ist dies aber eine vergleichsweise harmlos Angelegenheit. Regelrecht gemütlich, wenn auch lang, ist dann der folgende Wegabschnitt, der uns durch einen traumhaft schönen, naturbelassenen Wald zurück nach Filisur führt. Um 19.40 Uhr erblicken wir in der Ferne unser Zuhause:

Ob wir es schaffen, noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause zu kommen? Schließlich müssen wir nicht nur den Talboden bei Filisur erreichen, von Filisur hinauf nach Schmitten sind nochmals 300 Höhenmeter zu überwinden. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir es schaffen, schließlich steckt die Energie des Schaftobelbaches in uns. :muskeln: Eine letzte Aufnahme, bevor die Sonne hinter den Bergen versinkt:

Während wir die letzten Meter hinauf nach Schmitten bewältigen, steigt neben uns der Mond empor:

Welch genialer Abschluss unserer Tour! So sieht sie in der Übersicht aus:


Wenn man sich im Schaftobel so viel Zeit zum Schauen, Staunen und Fotografieren wie wir nimmt, braucht man für die Strecke sechseinhalb Stunden. Aus einer ursprünglich geplanten, kleinen Nachmittagsrunde ist also eine Halbtagestour geworden! Zurück zu Hause geht es nach einer Dusche an den Küchentisch: Ich stärke mich mit 520 Gramm Fleisch und Fett von der Brust eines Lamms und 220 Gramm Kohlrabi. Anschließend recherchiere ich kurz, wer sich in der letzten Zeit noch durch das Schaftobel gewagt hat und stoße dabei auf dieses Video:

Wow, gegen eine Mountainbiketour durch das Schaftobel ist eine Wanderung ja direkt ein gemütlicher Spaziergang! Wie auch immer, ich finde es sehr schade, dass der Weg durch das Schaftobel offiziell gesperrt ist und nicht mehr gepflegt wird. Noch ist er auf Wanderkarten zu finden, aber wer weiß, wie lange noch.

PS: Das Video zur Tour:

PPS: Guidos Tourenbericht: Alter Schaftobelweg.

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