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Archiv für September 2016Die paar Eindrücke, die ich gestern von der Viehscheid aufgeschnappt hatte, waren ziemlich schwer verdaulich. Wie das mit Kochkost eben so war. Ich blieb daher dem Treiben im Dorf heute lieber fern. Statt auf den Hochgrat spazierten Guido und ich rund um den Kapf. Dort bekamen wir von den Aktivitäten im Dorf nichts mit. Und morgen kehrte dann hoffentlich wieder Normalität ein. Bilder vom Spaziergang: So sah mein Speiseplan aus:
Die Schlangengurke schmeckte genial, auch wenn ich nicht besonders viel davon aß: Genial war auch das Knochenmark, das ich aus zwei Beinscheiben holte. Davon hätte es ruhig mehr sein können. Mal schauen, ob ich nächste Woche beim ortsansässigen Metzger frische Markknochen bestellen kann. Alle Mahlzeiten waren übrigens leicht verdaulich, wie das eben bei naturbelassener Rohkost so war. Als Betthupferl gab es eine liebenswerte Dokumentation über zwei Rinder: Hier bekam man am Schluss des Films den Teil einer Viehscheid zu sehen, in dem die Spezies „Bos primigenius taurus“ die Hauptrolle spielte. Heute war der Tag der Viehscheid in Oberstaufen. Als Bürger der Marktgemeinde blieb man von diesem Ereignis nur dann unberührt, wenn man sich den ganzen Tag in den eigenen vier Wänden verkroch. Guido und ich brachen gegen Mittag zu einer Einkaufsrunde auf und konnten uns so einen ersten Eindruck vom Tag der Viehscheid verschaffen: Das Straßenbild wurde von Frauen in „Deandeln“ und Männern in „Lederhosn“ geprägt. Das war in den meisten Fällen sogar ganz nett anzuschauen. Nachmittags kamen wir auf die Idee, trotz Viehscheid im Gebiet des Hochgrats wandern zu gehen und das, obwohl wir wussten, dass der Bus direkt am Festzelt vorbeifuhr. Was wir da zu sehen bekamen, war teilweise schon nicht mehr so nett anzuschauen. „Alles ist eins“ oder „Wie innen, so außen“ hieß es. Halleluja, wer oder was in mir torkelte da so durch die Gegend wie manch ein Besucher des Festzelts?! Auf der Rückfahrt machte ich dann lieber die Augen zu! Nun ja, die Augen konnte ich zwar schließen, aber die Ohren waren leider ungeschützt. Immerhin bekam ich so mit, dass eine Gruppe sehr heiterer junger Leute den Besuch der Sauna plante. Damit war klar, dass ich heute der Sauna am besten fernblieb! Nun ja, am Ende des Tages wussten wir jedenfalls, wie es am Tag einer Viehscheid zuging: Es war ein bisschen so wie Fasching, die Verkleidung war allerdings einheitlicher. Und es stand nicht die Spezies „Bos primigenius taurus“ im Mittelpunkt einer Viehscheid, sondern die Spezies „Homo sapiens“. „Homo sapiens“?! Aber zurück zum Alltäglichen: Während der Einkaufsrunde wanderten Gurken, Tomaten, Champignons, Zuckermais, Salat und Rindfleisch in meinen Korb, süße Früchte ließ ich dagegen links liegen. Dementsprechend sah auch mein heutiger Speiseplan aus:
Dies war der unbekannte Pilz: Durch Internetrecherchen und Kommentare von Pilz-Experten in einer Facebook-Gruppe kam ich am Abend zu der Erkenntnis, dass es der Ohrförmige Weißseitling gewesen sein könnte. Er wurde als tödlich giftig bezeichnet, man bekam aber auch diesen Hinweis:
Hier einige nähere Informationen: Der Geruch des Pilzes war unauffällig, der Geschmack mild, pilzartig. Bis zum Abend überlebte ich den Verzehr eines Exemplars. (Nachtrag vom 10. September: ich lebe immer noch!) Ängstlichen Gemütern empfahl ich trotzdem, den Pilzverzehr auf bekannte, essbare Arten zu beschränken. Zum Beispiel auf braune Champignons, die es später zum Abendessen gab: Während unserer Wanderung entstanden natürlich auch wieder viele Bilder. Ich wollte es heute bei einem belassen, einer „Fluss“überquerung: Heute machte ich eine erstaunliche Entdeckung: Die restlichen Safus, die ich noch im Haus hatte, waren ohne Schimmelbildung nachgereift: Warum mich das so verwunderte? Egal welche Lieferung, seit Jahren reiften Safus bei mir unter Schimmelbildung nach, manchmal überzog der weiße Schimmel sogar die Früchte vollständig. Mich störte der Schimmel nicht, vom Geschmack her waren die Früchte für mich nämlich immer einwandfrei. Heute hatte ich also erstmals seit langer Zeit reife Safus ohne Schimmel. Sie waren vom Geschmack her sogar noch einen Tick besser als die von Schimmel überzogenen. Oder aber die Safus trafen meinen Bedarf heute besonders gut! Für mich gab es nur eine mögliche Erklärung: Sie lagerten in einem Behälter, in dem ich vorher Durian aufbewahrt hatte. Der Behälter roch sogar noch nach Durian. Bisher hatten Safus immer eine eigene Box. Die Duftmoleküle der Durian mussten also den Schimmel vertrieben haben. Safus aus der gleichen Lieferung, die in der Safu-Box herangereift waren, waren übrigens wie üblich von Schimmel überzogen. Ob ich mit meiner Vermutung recht habe, werde ich vorerst leider nicht nachprüfen können. Denn ich habe nicht vor, mir in nächster Zeit noch einmal Durian oder Safus zu bestellen. So sahen meine heutigen Mahlzeiten aus:
Lebensmittel der wilden Mahlzeit, Augentrost und Wegwarte: Die wilde Mahlzeit fand während unserer Wanderung (Bergstation Hochgratbahn – Obergelchenwanger Tobelbach – Lecknersee – Juliansplatte-Alpe – Plattentisch-Alpe – Auf dem Falken – Falkenhütte – Schilpere-Alpe – Talstation Hochgratbahn) statt. Die Daten der Wanderung: Länge etwa 12 Kilometer, davon 600 Höhenmeter aufwärts und 1200 Höhenmeter abwärts. Ich fand die Strecke wunderschön, vor allem den Abschnitt entlang des Tobelbachs bis zum Lecknersee und die Wege im Gebiet des Falken. Der Abstieg zum Tobelbach: Am Tobelbach: Der Lecknersee: Das Panorama beim Aufstieg zum Falken: Eine kurze Rast an der Plattentisch-Alpe: Auf dem Falken: Auf dem Weg zur Falkenhütte fiel uns das besonders laute Geläute der Kuhglocken auf. Des Rätsels Lösung: Die Kühe waren alle schon für den morgigen Almabtrieb geschmückt und hatten besonders große Glocken um: Morgen müssen die Tiere ins Tal wandern, obwohl das Wetter immer noch sommerlich warm ist. Der Termin wurde schon lange vorher festgelegt, damit die Touristengaudi drum herum organisiert werden konnte. Eine verrückte Welt. Mit dieser Welt sollte ich eins sein? Ich konnte es kaum glauben! Mich eins mit diesem Wesen zu fühlen, fiel mir dagegen gar nicht schwer: Das war der drei Wochen alte Louis von der Schilpere-Alpe. Alles ist eins. Das anzuerkennen fällt leicht, wenn man draußen in der Natur unterwegs oder mit lieben Freunden zusammen ist. Schwerer fällt es einem, jedenfalls mir, wenn man durch die Fußgängerzone einer Großstadt spaziert oder einen giftspritzenden Bauern beobachtet. Nun ja, durch eine Großstadt spazierte ich schon lange nicht mehr und seit ich in Oberstaufen lebte, sah ich auch keine giftspritzenden Bauern mehr. Aber das, was ich im Dorfzentrum von Oberstaufen zu sehen bekam, war teilweise immer noch merkwürdig genug und von mit Gartengeräten lärmenden Nachbarn blieb ich auch hier nicht verschont. Was hatten diese Merkwürdigkeiten und der Lärm mit mir zu tun? Oder was hatte die Fliege, die mir gerade nervend um den Kopf schwirrte, mit mir zu tun? Ich hoffe, ich kann diese Fragen irgendwann einmal beantworten! Noch lieber wäre es mir natürlich, auch von diesen Dingen erlöst zu werden. Im Großen und Ganzen verlief aber auch der heutige Tag sehr harmonisch und ruhig. Besonders unsere Wanderung in den Abendstunden war wieder einmal grandios: Wie gestern gab es auch heute eine ganz besondere kulinarische Überraschung. Ein alter, einsam auf einer Weide stehender Birnbaum schenkte uns einige seiner köstlichen Früchte. Sie waren klein, aber überaus schmackhaft: Ich hätte die Birnen dieses Baumes eigentlich gar nicht probiert, denn kleine Birnen von alten Bäumen schmeckten sehr oft sehr sauer. Aber der Baum warf mir eine Frucht direkt vor die Füße. „Du willst also, dass ich deine Früchte probiere?“, fragte ich ihn in Gedanken. Die Antwort war ein klares „Ja!“. Es waren übrigens die ersten Birnen, die ich in diesem Jahr aß. Hier konnte ich nicht vorbeigehen, ohne mir eine kleine Tomate zu stibitzen: Mein vollständiger Speiseplan:
Heute fand sie statt, die Busfahrt nach Ascona an den Lago Maggiore. Letzte Woche war sie ja mangels Interesse ausgefallen. Es war eine Reise durch eine größtenteils wunderschöne und faszinierende Landschaft mit einem ebenso faszinierenden Ziel. Der Fahrer war kompetent und umsichtig, die Mitfahrer ruhig und angenehm, alles in allem war es ein Tag voller Leben, voller schöner Momente. Weil es an dieser Stelle gerade passte: Ich wurde schon ein paar Mal gefragt, ob mir das Leben, das ich im Moment führe, dass viele Wandern, die Ruhe und Harmonie um mich herum, das Fehlen einer „anständigen“, geregelten Arbeit nicht langsam langweilig wurde. Meine Antwort: Es wurde mir nicht langweilig! So etwas wie Langeweile kannte ich überhaupt nicht. Ich liebte es sogar, nichts zu tun und einfach nur zu sein. Die Tage wurde ich über Facebook auf einen Beitrag aufmerksam gemacht, in dem ein Zitat von Oskar Wilde veröffentlicht wurde. Dieses Zitat brachte das, was ich fühlte, auf den Punkt:
Wobei ich das Sein dem Werden durchaus vorzog! Aber zurück zu unserem heutigen Ausflug: Abfahrt war um 7.00 Uhr am Bahnhof in Oberstaufen. Die meisten anderen Mitfahrer waren vorher schon zugestiegen, der Startpunkt der Reiseveranstaltung war nämlich Oberstdorf. Dort musste man schon um 6.00 Uhr am Bahnhof stehen, wenn man mitfahren wollte. Nach gut zweistündiger Fahrt machten wir in der Viamala-Schlucht eine halbstündige Pause. Die Viamala war ein etwa acht Kilometer langer Wegabschnitt entlang des Hinterrheins zwischen Thusis und Zilli-Reischen im Schweizer Kanton Graubünden. An der spektakulärsten Stelle wurde 2014 ein Besucherzentrum, unserem Rastplatz, eröffnet: Zwei Bilder der Schlucht im Panoramamodus:
In der Schlucht war es mit 14°C Außentemperatur recht frisch. Das änderte sich aber, je weiter wir uns Richtung Lago Maggiore bewegten. Am Ziel, dem Stadtzentrum von Ascona, waren es über 30°C bei strahlend blauem Himmel. Zwei Stunden vorher umgaben uns kühle Bergluft, hohe Felsen und Fichten, jetzt standen wir bei brütender Sommerhitze zwischen Häuserschluchten unter Palmen! Während sich die anderen Reiseteilnehmer Richtung Uferpromenade bewegten, stiegen Guido und ich in einen Stadtbus und fuhren nach Orselina, einer in der Nähe von Ascona bzw. Locarno liegenden Gemeinde. Von dort aus führte eine Seilbahn auf den Cardada, den 1340 Meter hohen Hausberg von Locarno. Vom Cardada hatte man angeblich einen tollen Rundblick über den Lago Maggiore, das Centovalli und einen Teil des Maggiatals. Nachprüfen konnten wir das aber nicht, da wir entgegen unseren ursprünglichen Plänen nicht in die Seilbahn stiegen. Stattdessen machten wir eine kleine Wanderung durch das obere Orselina und das angrenzende Waldgebiet: Einer der Höhepunkte unseres kleinen Ausflugs war die Entdeckung zahlreicher Feigenbäume, von denen zwei uns um etwa 12.20 Uhr ein unverhofftes Mittagessen bescherten: Die verzehrte Menge lag bei etwa 500 Gramm. Dunkle (etwa 100 Gramm) und helle Trauben (etwa 1000 Gramm) frisch vom Stock vervollständigten später die Mahlzeit: Solch köstliche Trauben hatten wir das letzte Mal im Konzer Biogarten gegessen! Zurück nach Ascona marschierten wir zu Fuß. Beim Überqueren einer Brücke, die über die Maggia, dem Fluss, der durch Locarno floss, führte: Zum Schluss machten wir dann doch noch einen Abstecher zur Uferpromenade. Dort wimmelte es von Touristenfallen, kleinen Läden und Ständen, in denen man unnütze Sachen kaufen konnte. Und von Restaurants sowie Cafes: Aber dem ganzen Treiben konnte man auch den Rücken zukehren: Um 14.15 Uhr ging es zurück in die Heimat. Pause machten wir dieses Mal im Heidiland, einem Rasthof an der Autobahn: Zur allgemeinen Unterhaltung erschien auf dem Balkon des Turms alle halbe Stunde Heidi und trällerte ein Liedchen: Heimatliche Bergidylle auf einem Autobahnrasthof, so etwas gab es wahrscheinlich nur in der Schweiz! Um 18.30 Uhr waren wir wieder zurück zu Hause. Ich verschwand später in der Sauna bzw. im Schwimmbad (500 Meter Brust, 50 Meter Rücken, 25 Meter Freistil). Unter Wasser bzw. in der Wärme konnte ich den heutigen Tag gut verdauen. So sahen die Mahlzeiten aus, die ich zu Hause zu mir nahm:
Danke für diesen wunderschönen Tag! PS: Beinahe hätte ich es vergessen: Wir nahmen uns wie (fast) alle Touristen Souvenirs aus Ascona mit: PPS: Guidos Bildergalerie: Ascona. |