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Archiv für die Kategorie ‘Bergtouren’Um 6.30 Uhr starte ich zu einem Lauf rund um Oberstaufen (Streckenlänge 8 Kilometer, Dauer 48 Minuten), anschließend besorge ich auf dem Wochenmarkt Beeren und Kirschen. Ziegenfleisch bekomme ich heute keins und da ich vollgepackt mit Beeren und Kirschen keine Lust habe, beim Metzger vorbeizugehen und Guido und ich am Nachmittag auf Tour sind, „muss“ ich heute ohne Fleisch auskommen:
Nach meiner Mittagsmahlzeit mit Süßkirschen fahren wir mit dem Auto nach Baad ins Kleinwalsertal. Von dort aus geht es hinauf zum Großen Widderstein, den wir am 26. Juni schon einmal besteigen wollten. Ausgerüstet mit Pickel (falls wir ein Schneefeld überqueren müssen) und Helm (wegen Steinschlaggefahr während des Aufstiegs) marschieren wir um 13.50 Uhr vom Bärgunt-Parkplatz in Baad aus los. Die Besteigung soll laut Wegweiser von hier aus viereinhalb Stunden betragen: Die ersten Kilometer geht es auf einem breiten Fahrweg durchs Bärgunttal, das Gipfelmassiv des Großen Widdersteins vor Augen: Auf diesem Streckenabschnitt kommen uns zahlreiche Wanderer entgegen, aber an einen Aufstieg denkt wohl am frühen Nachmittag außer uns niemand mehr! Ziel der meisten Wanderer ist sowieso nicht der Gipfel des Großen Widdersteins, sondern eine der am Wegesrand liegenden Hütten wie beispielsweise die Bärgunt-Hütte: Den Weg durchs Bärguntbachtal begehen aber auch alle Wanderer, die den Widderstein umrunden. Hier liegen die ersten fünf Kilometer und 500 Höhenmeter schon hinter uns: Erstmals auf einer meiner Wanderungen treffe ich in diesem Gebiet auf den Purpur-Enzian: Überhaupt ist die Blütenpracht am Wegesrand wieder einmal beeindruckend. So begleiten uns ein gutes Stück des Weges ausgedehnte Bestände des Alpen-Milchlattichs: Arnika und Purpur-Enzian: Das Gipfelmassiv rückt näher: Der Hochalpsee am Fuße des Großen Widdersteins: Hier trennt sich der Rundweg um den Widderstein von der Gipfelroute: Die ersten kleinen Klettereien beginnen: Mal müssen die Hände mithelfen, mal geht es aufrecht steil nach oben: Hinter mir ist übrigens das Karhorn, das wir am 26. Juni statt des Widdersteins bestiegen haben, zu sehen. Wir müssen ein Schneefeld überqueren, den Pickel brauchen wir hier aber nicht: Alles in allem ist der Aufstieg ein herrliches Vergnügen mit leichter Kletterei. Teilweise kann man wie auf einer Treppe nach oben steigen. Es liegen zwar viele Steine herum, aber da wir vorsichtig sind, bleiben sie an Ort und Stelle. Während des Aufstiegs begegnen wir vier absteigenden Wanderern, die ebenfalls darauf achten, wohin sie Füße und Hände setzen. Von der in vielen Tourenberichten zu lesenden Steinschlaggefahr durch unvorsichtige Tourengeher bekommen wir also Gott sei Dank nichts zu spüren. Zwei weitere Momentaufnahmen: Der Grat ist erreicht: Die letzten Meter hinauf zum Gipfel: Nach dreieinhalb Stunden ist es geschafft: Das Panorama ist traumhaft schön, zuerst der Blick nach Süden zum Karhorn und Hochtannbergpass: Ein Stückchen weiter nach Westen, noch einmal der Hochtannbergpass und der Körbersee: Im Norden liegt am Horizont die Nagelfluhkette: Im Osten der Blick auf den Kleinen Widderstein, den Bärenkopf und das Kleinwalsertal: Der Kreis schließt sich: Der Südosten, am rechten Bildrand schaut das Karhorn hervor: Nach einer zwanzigminütigen Gipfelrast, während der wir uns mit Aprikosen stärken, geht es auf gleichem Weg wieder zurück: Schon fast wieder in „sicherem“ Gelände: „Sicher“ in Anführungszeichen, denn auch ein mäßig steiler Weg mit Steinen und Wurzeln unter den Füßen erfordert Aufmerksamkeit. Wieder am Fuße des Felsmassivs: Zwei der Murmeltiere, die uns in der Nähe des Hochalpsees begegnen: Die Landschaft um uns herum glänzt im Licht der Abendsonne und ist einfach traumhaft schön. Ich möchte am liebsten Wurzeln schlagen und viel zu schnell sind wir wieder unten im Tal. Ein Blick zurück über die Innere Widderstein-Alpe: Mit einem weiteren Gipfelerlebnis im Herzen geht es gegen 21.00 Uhr wieder zurück nach Hause. Danke für diesen wunderschönen Tag! PS: Weitere Bilder, den Streckenverlauf und eine Tourenbeschreibung gibt es hier: Grosser Widderstein (2.533m). Vor dem Dienst im Fitnessstudio gehe ich über den Oberstaufner Wochenmarkt und kaufe reichlich Beeren (Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren, Himbeeren) und Süßkirschen fürs Wochenende ein. Gut ein Pfund der Beeren gibt es dann zum Frühstück, eine große Portion Süßkirschen zum Mittagessen. Anschließend überrascht mich Guido mit einem neuen, abenteuerlichen Tourenvorschlag: Er will vom Kleinwalsertal aus den Liechelkopf besteigen. Ein offizieller Wanderweg führt nicht auf diesen Gipfel, aber immerhin ist auf OpenStreetMap ein Pfad eingezeichnet. Die Wetterprognose ist nicht ganz optimal, denn gegen Abend soll es regnen, aber falls Regen einsetzt, klettern wir halt nicht auf den Gipfel, sondern umrunden „nur“ den Widderstein. Start der Tour ist nach knapp einstündiger Autofahrt um 14.30 Uhr von einem Parkplatz in Mittelberg aus. Zu Beginn geht es auf breitem Fahrweg etwa vier Kilometer relativ flach durch das Gemstelbachtal zur Gemstel-Schönesboden-Alpe: Die Wolken hängen ziemlich tief und wir sind uns unsicher, ob wir unser Projekt „Liechelkopf“ nicht sausen lassen sollen. Aber Anschauen wollen wir uns den Einstieg zum Aufstieg, der oberhalb der Weiden der Alpe liegt, dann schon. So stapfen wir ein Stück weglos über die Weiden der Alpe bis zum Waldrand. Der Blick hinunter zur Alpe: Am Waldrand treffen wir auf einen schmalen Pfad, der durch üppige Vegetation stetig nach oben führt: Hier siegt dann ganz klar unsere Neugier vor der Vorsicht, denn trotz Wolken um uns herum steigen wir höher und höher, bis wir eine Weidefläche erreichen. Hier lichtet sich die Wolkendecke und gibt den Blick aufs Geißhorn, einen Nachbargipfel des Liechelkopfs, den wir im August 2015 bestiegen haben, frei: Beim Blick zurück zeigen sich Großer und Kleiner Widderstein: Da gibt es dann kein Halten mehr und wir setzen unsere Gipfelbesteigung zügig über die Weidefläche fort: Die Weidefläche geht nach und nach in Geröll und in Fels über, hier treffen wir nur noch ab und zu auf Pfadspuren: Ein Überlebenskünstler: Als wir den Sattel zwischen Liechelkopf und Geißhorn erreichen, stehen wir mitten in einer Wolke: Ans Umkehren denken wir trotzdem nicht mehr und ab und zu lichtet sich die Wolkendecke ja ein bisschen und gibt den Blick auf den nächsten Streckenabschnitt frei: Dann steht er plötzlich vor mir, der erste Steinbock, der mir in freier Wildbahn begegnet: Ich kann es kaum fassen! Und es bleibt nicht bei einem Tier, insgesamt halten sich 11 Tiere in Gipfelnähe auf. Hier schaut eines über die Gratkante: Der größte Teil des Rudels ist kurz unterhalb des Gipfels anzutreffen: Ein Ausschnitt aus dem Buch „Was uns Begegnungen mit Tieren sagen“ von Angela Kämper:
Nur sehr ungern trenne ich mich vom Anblick dieser wunderschönen Tiere, aber es ist schon 18.00 Uhr und wir haben noch einen langen Abstieg vor uns. Der führt erst einmal zurück zum Sattel: Dort wenden wir uns allerdings nicht nach rechts Richtung Aufstiegsroute, sondern nach links und rutschen über Geröll und Schnee in den Wilden Gund: Vom Wilden Gund aus geht es dann auf einem offiziellen Wanderweg, der Via Alpina, zum Koblat. Auf diesem Streckenabschnitt zeigt sich unser heutiges Tourziel unverhüllt: Die knapp neun Kilometer, die wir vom Koblat aus bis zum Parkplatz zurücklegen, führt durch eine wundervolle Landschaft, von der wir allerdings nur das sehen, was direkt vor unseren Füßen liegt, da sie wolkenverhangen ist. Die Sterzer Hütte taucht wie aus dem Nichts vor uns auf: Aber dann liegt die Wolke hinter bzw. über uns und wir haben freie Sicht auf die vor uns liegende Strecke durchs Gemstelbachtal: Nach gut sechs Stunden Wanderzeit sind wir wieder zurück am Parkplatz. Mehr Bilder und die genauen Daten gibt es auf Guidos Seite: Liechelkopf (2.384m). Die Tour ist übrigens grenzüberschreitend, ein Teil findet in Österreich, ein Teil in Deutschland statt. Meine heutigen Mahlzeiten:
PS: Die Botschaft des Steinbocks, die auf der Internetseite www.schamanische-krafttiere.de zu lesen ist:
PPS: Danke für diese Botschaft! Guido überrascht mich nach meinem Dienst im Fitnessstudio mit einer sehr abenteuerlichen Idee: Er will mit mir auf den Großen Widderstein steigen, einen 2533 Meter hohen Berg in Vorarlberg im westlichen Österreich. Sein Gipfel ist entweder von Baad im Kleinwalsertal oder vom Hochtannbergpass aus zu erreichen. Die Besteigung ist nicht ganz ohne, der Normalweg führt nämlich über eine Steinschlag gefährdete Rinne nach oben. Aber die Aussicht, vielleicht auf Steinböcke (der Steinbock ist mein Aszendent!) zu treffen, die es in diesem Gebiet laut verschiedenen Tourenberichten geben soll, lässt mein Herz höher schlagen! Als Ausgangspunkt wählen wir schließlich den Hochtannbergpass, da von hier aus der Aufstieg kürzer ist und unsere Tour erst am frühen Nachmittag startet. Am Parkplatz des Hochtannbergpasses müssen wir allerdings feststellen, dass aus der geplanten Tour nichts werden kann: Die Aufstiegsrinne liegt noch voller Schnee. Mit Hilfe von Internet und GPS-Gerät finden wir aber recht schnell ein neues Gipfelziel, das Karhorn. Vom Parkplatz aus geht es anfangs mäßig steil über Weidegelände, später über eine Fahrstraße, die in ein Skigebiet führt, hinauf. Hier ist erstmals die Nordseite des Karhorns in seiner ganzen Pracht zu sehen: Am Fußes des Karhorns treffen wir auf erste Altschneereste: Auf dem Weg zum Sattel zwischen Warther Horn und Karhorn ist ein größeres Schneefeld zu überqueren: Steinböcke bekommen wir während der ganzen Tour nicht zu sehen, aber auf diesem Streckenabschnitt begegnen wir Murmeltieren! Das Panorama am Sattel: Vom Sattel aus geht es erst einmal wieder ein Stückchen bergab und dann weiter an der Südflanke entlang. Hier liegt ein weiteres Schneefeld auf dem Weg, bei dem Drüberklettern oder Durchkriechen angesagt ist: Schließlich beginnt der steile Gipfelanstieg über Felsstufen und Rinnen: Schwierige Passagen sind mit Drahtseilen gesichert: Die Kletterei ist zwar nicht schwierig und das Gelände nicht ausgesetzt, aber Fehler dürfen wir uns hier trotzdem nicht erlauben! Das Gipfelkreuz kommt in Sichtweite: Geschafft: Das Gipfelpanorama: Nach kurzer Rast geht es mit einem mulmigen Gefühl im Bauch wieder bergab. Hochklettern finde ich nämlich einfacher als Hinunterklettern! Aber es geht besser als erwartet und schnell liegt der schwierigste Teil der Strecke hinter uns: Zurück zum Parkplatz geht es durch üppige Vegetation und das Auge weiß manchmal nicht, wo es hingucken soll vor lauter Blumenpracht. Wiese mit Knabenkräutern, Wundklee, Klappertopf, Storchenschnabel und Rotem Klee: Hier dominiert die Rote Lichtnelke: Braunklee: Zwei Knabenkräuter: Komposition aus Storchenschnabel, Ampfer und Vergissmeinnicht: Weitere Bilder, die genaue Streckenbeschreibung und die Daten unserer Tour gibt es auf Guidos Seite: Karhorn (2416m). Unser geplantes Tourenziel, den Widderstein, erreichen wir zwar heute nicht, aber die Umrundung und Besteigung des Karhorns machen die anfängliche Enttäuschung darüber mehr als wett! Meine Mahlzeiten:
PS: Touren wie heute sind das i-Tüpfelchen meines Lebens. Und sie lassen die Hoffnung aufleben, dass Dinge, die noch nicht so perfekt sind, irgendwann doch in Ordnung kommen. Hochgrat, Rindalphorn, Seelekopf, das alles sind wunderbare Gipfel, die Guido und ich immer wieder gerne erklimmen. Aber manchmal tut ein bisschen Abwechslung schon gut. So fahren wir heute nach Österreich ins Montafon, genauer gesagt ins Brandnertal. Startpunkt unserer Tour ist der Parkplatz der Lünerseebahn, Gipfelziel der Saulakopf. Statt wie viele andere mit der Bahn nach oben zu gondeln, steigen wir vom Parkplatz aus über den Arbeiterweg auf, der kurz unterhalb der Staumauer des Lünersees in den Saulajochsteig mündet. So sieht der Arbeiterweg von unserem späteren Abstiegsweg gesehen aus: Die roten Pfeile zeigen in etwa, wo der Weg langgeht. Der rote Punkt in der oberen Bildmitte ist übrigens die Lünerseebahn! Weiter oben verliert er sich in einem grünen Duschungel aus Latschen und taucht erst kurz unterhalb der Staumauer wieder auf. Hier mündet er in den Saulajochsteig, der an der Westseite des Schafgafalls zum Saulajoch führt: Entlang des Saulajochsteigs sind ein paar harmlose, mit Drahtseilen gesicherte Kletterstellen zu überwinden, ansonsten ist es aber ein recht gemütlicher Pfad: Hier taucht zum ersten Mal unser Gipfelziel, der Saulakopf, auf: Der Pfad über die Hochebene des Saulajochs, bevor es steil bergauf Richtung Gipfel geht: Wir gehen den Normalweg über die Westflanke hinauf, es gibt aber auch noch eine andere Möglichkeit, den Gipfel zu erreichen und zwar über einen Klettersteig: Blick während des Aufstiegs auf Drusen- und Sulzfluh (rechts im Hintergrund zu sehen): Am 2516 Meter hohen Gipfel: Der herrliche Panoramablick am Gipfel: Nach kurzer Gipfelrast, denn der Massenandrang, der hier herrscht, lädt uns nicht zu längerem Verweilen ein, steigen wir auf gleichem Weg wieder zum Saulajoch ab: Der Blick auf Seekopf und die in Wolken gehüllte Schesaplana während des Abstiegs: Vom Saulajoch aus umrunden wir die Ostseite des Schafgafalls, erst mit Blick auf die Zimba, dann mit Blick auf den Freschluakopf (rechts im Hintergrund): In der Bildmitte des unteren Bildes ist außerdem das 1975 Meter hohe Gipsköpfle zu sehen, das hier direkt vor uns liegt: Da in Gipfelnähe keine Menschenseele zu erkennen ist, machen wir einen Abstecher hinauf. Die Gipfelregion: Die Ruhe lädt uns hier zu einer etwas längeren Gipfelrast ein. Anschließend geht es nochmals leicht ansteigend hinauf zur Lünerkrinne. Die Lünerkrinne mit Zaluandakopf vom Gipsköpfle aus gesehen: Der Blick von der Lünerkrinne über den Lünersee, am rechten Bildrand sind der Seekopf und links dahinter die Schesaplana zu sehen: Mit Blick auf den Lünersee steigen wir von der Lünerkrinne hinunter Richtung Ufer und wandern dann weiter zur Douglass-Hütte bzw. zur Bergstation der Lünerseebahn. Die Hütte, die Bergstation und ein Teil der Staumauer: Die Staumauer in ganzer Länge: Von der Douglass-Hütte aus geht es anfangs in Serpentinen und über Geröll bergab. Dann wird der Weg felsiger. „Böser Tritt“ nennt man diese mit Drahtseilen gesicherte Stelle: Ob „Böser Tritt“ oder andere, weitaus schwierigere Stellen, mein rechter Fuß bewältigt alle mit Bravour und das auch noch ohne Stütze bzw. Orthese! So sieht unsere Tour in der Übersicht aus: Die Daten: Dauer 6 Stunden 50 Minuten (einschließlich Pausen), Länge 16,5 Kilometer und 1410 Höhenmeter. Während der Tour trinke ich immer wieder frisches Bergwasser, esse am Gipsköpfle schwarze Johannisbeeren sowie Aprikosen und während der ganzen Wanderung immer wieder Blütenstände des Brillenschötchens sowie Blüten des Wundklees. Die Mahlzeiten im Überblick:
Die Innereien vom Zicklein schmecken durchaus lecker, aber im Moment sind mir eigentlich die Rippenendstücke, bei denen es einiges zu knabbern gibt, weitaus lieber. Sehr gut schmecken auch die schwarzen Johannisbeeren. Da hätte ich gestern auf dem Markt ruhig mehr kaufen können. PS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Rundtour Lünersee → Saulakopf (2.516m). Ausgangspunkt unserer heutigen Tour war der Ausflugsparkplatz bei Wasserauen. Von dort aus starteten wir um 11.20 Uhr, die Rucksäcke bepackt mit Regenklamotten (für den Abend waren Regenschauer vorhergesagt, von denen wir allerdings verschont wurden), Sturzhelm und ganz viel Trinkwasser. Die ersten eineinhalb Kilometer der Strecke waren uns von einer DAV-Tour zur Meglisalp bekannt. Hier herrschte reger Verkehr im Auf- und Abstieg. Aber auf dem Pfad hinauf zur Bogartenlücke waren wir dann allein unterwegs: Rund drei Kilometer und 800 Höhenmeter waren von Wasserauen aus bis zur Lücke zu überwinden. Obwohl uns ein herrliches Panorama begleitete, fotografierte ich auf diesem Streckenabschnitt kaum etwas. Ich war nämlich voll und ganz damit beschäftigt, hinter Guido herzukommen! Ohne meine Fotografiererei (und ohne Futterei!) waren wir relativ schnell, das hieß nach rund eineinhalb Stunden an der Bogartenlücke. Das Panorama von der Lücke aus Richtung Süden: Nach einem kurzen Abstieg ging es über Gras anfangs sehr, dann etwas mäßiger steil hinauf auf den Marwees: Der Grat: Das Gipfelkreuz, das allerdings nicht den höchsten Punkt des Grates markierte, rechts davon war der Schäffler, links der Altmann zu sehen: Den Grat entlangzuwandern war wunderschön, rechter Hand lagen Säntis und Schäffler, linker Hand waren die steilen Felswände von Hüser und Hochhus sowie die Kreuzberge zu sehen. Am Ende des Grats lag der Säntis direkt vor uns: Hier kam der Hundstein, unser Tourenziel, ins Blickfeld: Ein schmaler Pfad schlängelte sich hinauf zum unteren Hundsteinkamin. Am Fuße des Kamins setzten wir die Helme auf, dann konnte die Kletterei beginnen: Während Guido sich die ersten Meter nach oben stemmte, wartete ich wegen Steinschlaggefahr sicher hinter einem Felsen und konnte so noch einmal einen Blick auf den Marwees und die Strecke, die wir gekommen waren, werfen: Kurze Zeit später begann auch für mich die Kletterei. In anderen Tourenbeschreibungen las ich am Abend, dass der Weg durch den unteren Kamin als recht mühsam empfunden wurde. Der mühsame und weitaus nervenaufreibendere Abschnitt begann aber für mich eigentlich erst mit der Kletterei durch den zweiten Hundsteinkamin. Zwei Gämsen zeigten uns, dass man hier am besten auf allen Vieren hochkam: Gott sei Dank lösten sich beim Aufstieg der beiden keine Felsbrocken, die auf uns fallen konnten. Während wir noch warteten, bis sie außer Sichtweite waren, prasselten jedoch linker Hand einige Brocken an mir vorbei, die ein drittes Tier beim Abstieg nach unten ausgelöst hatte. Aber dann konnten wir losgehen bzw. loskrabbeln: Das sah bei uns zwar nicht ganz so elegant aus wie bei den Gämsen, aber es erfüllte seinen Zweck! Guido an der Schlüsselstelle des oberen Kamins: Ein großer Felsblock musste hier überklettert werden. Guidos Taktik funktionierte bei mir nicht, ich musste mir etwas anderes überlegen. Zuerst allerdings ohne Erfolg und ich war kurz davor, aufzugeben. Aber dann fand ich doch eine Lösung und quetschte mich am Felsen vorbei: Die nächsten Meter bewältigte ich mit dem Mut der Verzweiflung, bis endlich ein Band vor uns auftauchte und wir den Kamin unter einem Felsvorsprung in gebückter Haltung verlassen konnten: Die letzten Meter hinauf zum Gipfel über Schrofengelände waren ein Kinderspiel, obwohl es teilweise auch hier ziemlich steil nach unten ging: Glücklich und stolz über die vollbrachte Leistung am Gipfel: Nach einer kurzen Rast besprachen wir das weitere Vorgehen. Der Weg zurück durch die beiden Kamine war für uns beide undenkbar, so blieb nur der Abstieg hinunter zum Fälensee. Die Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn der Abstieg bereitete uns keinerlei Schwierigkeiten. Nur ein paar Meter mussten wir noch einmal Hand an den Fels legen, um sicher abklettern zu können, dann ging es recht gemütlich weiter. Nun ja, so gemütlich wie T4-Wanderwege in der Schweiz waren! Der Blick hinunter auf den Fälensee: Etwas oberhalb des Fälensees lag die Hundsteinhütte, wo wir kurz einkehrten, um die Wasservorräte aufzufüllen. Den Berggasthof Bollenwees ließen wir rechts liegen: Unser Weg führte entlang einer imposanten Felswand, die mit Bohrhaken für Kletterer gespickt war, hinunter zum Weideboden der Rheintaler Sämtis auf 1317 Metern Höhe: Von hier aus mussten wir noch einmal 400 Höhenmeter im Zickzack nach oben zurück zur Bogartenlücke gehen: Der Abstieg erfolgte über den Aufstiegsweg und aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit recht zügig. Die letzten Meter zurück zum Parkplatz von Wasserauen: Die Tour im Überblick: Outdooractive gab für die Dauer der Tour sieben Stunden an, wir benötigten mit Pausen 8 Stunden und 20 Minuten. Fazit der Tour: Es war ganz klar keine Genusstour, abgesehen von der Wanderung über den Marwees. Diesen Streckenabschnitt hätte man sogar barfuß gehen können. Es war eine Abenteuertour ersten Ranges, jedenfalls für mich, bei der ich über mich selbst hinauswuchs. Ich war ziemlich stolz auf diese Leistung. PS: Am Abend las ich im SAC-Führer „Von Appenzell zum Walensee“, dass „Hund“ im Bergnamen ein verstärkender Kraftausdruck ist. Der Hundstein war also ein gewaltiger, schwieriger Berg. Der aus dem Jahre 1999 stammende Führer bewertete den Aufstieg durch die Felsschluchten übrigens als leicht. Das mag früher durchaus auch so gewesen sein, an zwei Stellen stießen wir nämlich auf Überreste eines ehemaligen Weges in Form einer Trittstufe und eines dicken Eisennagels. Die Trittstufe konnten wir zwar nicht mehr als Tritt nutzen, aber als Griff eignete sie sich ganz gut, ebenso wie der Eisennagel. PPS: Guidos Tourenbericht: Marwees → Hundstein (2.157m). |