Flüela Schwarzhorn und Radüner Rothorn, meine ersten beiden 3000er

geschrieben von Susanne am 28. Juli 2017 um 22.25 Uhr
Kategorie: Bergtouren, Ernährung, Schweiz
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Die erste Nacht im fremden Bett verlief ziemlich unruhig, was aber nicht an der Qualität des Bettes lag, die war nämlich einwandfrei, sondern wahrscheinlich an den hohen Bergen rund um uns herum. Sie waren gut 1000 Meter höher als bei uns, das wollte erst einmal verarbeitet werden. Ich war aber trotzdem ziemlich früh munter und pilgerte mit meinen beiden Wasserflaschen zum Dorfbrunnen, um sie aufzufüllen. Das Wasser dort kam mir lebendiger vor als das aus der Leitung.

Nach meiner Rückkehr überraschte mich Guido mit einem ganz besonderen Tourenvorschlag: Es sollte gleich heute auf einen 3000er gehen und zwar auf das vom Flüelapass relativ leicht zu erreichende Flüela Schwarzhorn. Leicht zu erreichen, weil ein normaler Wanderweg des Schwierigkeitsgrads T3 zum Gipfel führte und vom Flüelapass, der auf 2398 Metern lag, bis hinauf zum 3146 Meter hohen Gipfel „nur“ knapp 750 Höhenmeter zu überwinden waren. Der Startpunkt unserer Tour, der Parkplatz am Flüelapass:

Vom Parkplatz aus ging es erst einmal ziemlich flach auf einem schmalen Pfad an einem kleinen See vorbei:

Dann kreuzte der Weg die Passstraße und wurde zunehmend steiler:

Ich war heilfroh, dass der Himmel bedeckt war, denn ich kam schon auf den ersten Höhenmetern ganz schön ins Schwitzen und Keuchen. Es war wohl die ungewohnte Höhe, die sich hier bemerkbar machte. Ein Blick zurück:

Und ein Blick nach vorne:

Verlaufen konnte man sich hier übrigens nicht, der Weg war sehr gut markiert:

Oberhalb von etwa 2600 Höhenmetern lagen noch Neuschneereste der vergangenen Tage auf dem Weg:

Hier war es nicht mehr weit bis zum Gipfel:

Ich hatte meinen ersten 3000er erreicht:

Die Aussicht vom Gipfel war beeindruckend, auch wenn Wolken die Fernsicht etwas beeinträchtigten:

Der Blick hinunter zum Flüelapass, wo unser Auto stand:

Aber nicht nur die Fernsicht war beeindruckend, auch das liebevoll gepflegte Gipfelbuch:

Und als ob ich nicht schon emotional berührt genug gewesen wäre, fand ich im Gipfelbuchkasten auch noch eine Bergbibel mit der Bergpredigt von Jesus vor. Da stiegen mir gleich noch einmal Tränen in die Augen. Aber mein Blick wurde schnell wieder klar, als Guido mir unser nächstes mögliches Ziel zeigte, das 3022 Meter hohe Radüner Rothorn, ein Nachbargipfel des Schwarzhorns, ganz rechts im Bild zu sehen:

Dass es nach dem Schwarzhorn noch weitergehen soll, damit hatte ich eigentlich nicht gerechnet. Aber ich fühlte mich so wohl und war so glücklich, dass ich keine Sekunde zögerte, diesem „kleinen“ Abstecher zuzustimmen, auch wenn auf diesen Gipfel kein markierter Wanderweg führte. Hier musste wir uns die Route durchs Geröll selbst suchen:

Ab und zu halfen allerdings Steinmänner in verschiedenen Größen den Weg zu finden, rechts dieses Steinmanns war der Gipfel des Radüner Rothorns zu sehen:

Der Blick zurück zum Schwarzhorn:

Hier machte das Rothorn seinem Namen alle Ehre:

Kurze Verschnaufpause an einem kleinen See, bevor es richtig zur Sache ging:

Vor der Kletterei durch eine Rinne:

Kurz vor dem Gipfel war noch einmal tiefes Luftholen angesagt:

Ich glaube, so hart hatte ich mir noch keinen Gipfel erarbeitet! Der Gipfel:

Während am Gipfel des Schwarzhorns ein reges Kommen und Gehen herrschte, waren wir hier ganz allein. Ein Blick ins Gipfelbuch zeigte, dass hier herauf nicht allzu viele Menschen kamen:

Wir waren heute erst die Zweiten, die sich ins Gipfelbuch eintrugen. Außerdem war interessant zu lesen, dass seit 2011 mit jedem Jahr weniger Menschen hier hochkommen. Das Panorama des Rothorns war übrigens nicht weniger spektakulär als das des Schwarzhorns:

Vor dem Abstieg war mir ein bisschen mulmig zumute, aber dann ging es eigentlich besser als erwartet. Hinaufzuklettern mit dem Blick nach oben war nämlich eine Sache, hinunter mit dem Blick nach unten eine andere. Hier waren wir schon wieder in „sicherem“ Gelände:

Vorher konnte ich keine Bilder machen, weil ich meine Hände zum Festhalten benötigte! Der Pass rückte wieder näher:

Die Tour ging ihrem Ende zu:

Können die Bilder vermitteln, welch ergreifendes Erlebnis diese Tour für mich war? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass meine Bergsucht mit dem heutigen Tag noch größer geworden ist, als sie vorher schon war. Nie hätte ich gedacht, dass nackter Fels und Geröll einen solch gewaltige Anziehung ausüben und intensive Glücksgefühle auslösen können. Wer selbst in den Genuss dieser Tour kommen will, findet weitere Bilder und genauere Angaben zum Streckenverlauf auf Guidos Seite: Flüela Schwarzhorn (3.146m) → Radüner Rothorn.

Zurück in unserer Ferienwohnung führte mein erster Weg zum Kühlschrank, denn außer Wasser und etwas Schnee gab es nichts Feststoffliches während unserer Tour. Meine Mahlzeiten:

  • 9.30 Uhr 200 Gramm Apfel „Golden Delicious“, 310 Gramm Pfirsiche
  • 20.15 Uhr: 570 Gramm helle Trauben
  • 21.45 bis 23.00 Uhr: 405 Gramm Eisbergsalat, 75 Gramm Pistazien, 100 Gramm Sesam

PS: Beinahe hätte ich es vergessen zu erwähnen: Kaum zu glauben, aber wahr, auf dem Gipfel des Radüner Rothorns fand ich einen Schweizer Franken. :kleeblatt:

PPS: Dieser Beitrag hat ziemlich viele Bilder. Aber es sind lange nicht alle, die ich machte. Ich steige ja schließlich nur einmal im Leben auf meine ersten beiden 3000er. :sonne:

PPPS: Danke für diese wunderschöne, tief berührende Tour. :herz:

Anmerkung: Die Aufzeichnungen und Bilder dieses Tages veröffentlichte ich nachträglich am 5. August 2017.

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