Tranter Ela, auf den Spuren der Erstbesteiger des Piz Elas

geschrieben von Susanne am 23. Juli 2021 um 23.18 Uhr
Kategorie: Ernährung
(0) Kommentare
   
   
   

Um es vorweg zu nehmen: So alptraumhaft der gestrige Nachmittag war, so traumhaft schön ist der heutige Tag. :sonne: Aber der Reihe nach: Die Nacht verläuft ruhig, ich schlafe sogar länger als gewöhnlich und was sehr selten vorkommt, Guido ist vor mir wach: Als ich aufstehe, ist er schon fleißig dabei, zu erkunden, wohin es heute gehen kann. Eines steht fest, weiter als bis Preda wollen wir vorerst nicht fahren, in den Bergen rund um Bergün gibt es noch genug zu erkunden. In die nähere Auswahl kommen schließlich eine Tour auf markierten Wanderwegen zum Piz Darlux und eine teilweise weglose Tour auf den Spuren der Erstbesteiger des Piz Elas in die Mulde von Tranter Ela. Erst in Bergün wollen wir entscheiden, wohin es geht.

Um 9.06 Uhr starten wir mit dem Bus in Schmitten, um 10.15 Uhr erreichen wir mit der Bahn Bergün. Als wir mitbekommen, dass eine größere Gruppe Mitreisende in Richtung Sesselift Darlux streben, steht unser Tourenziel fest: Da wir auf unseren Bergtouren am liebsten allein unterwegs sind, steigen wir zur Tranter Ela auf. Mit Sicht auf Bergün wandern wir anfangs über Straßen und Wiesen hinauf Richtung Ela-Hütte, anschließend geht es über einen Fahrweg durch einen kühlen und schattigen Wald weiter. An einer Abzweigung weist ein Wanderwegweiser mit der Aufschrift „Abkürzung Chamonas d’Ela“ nach rechts, wir müssen allerdings nach links über den alten Weg zur Ela-Hütte.

Nach einiger Zeit endet der Fahrweg und geht in einen schmalen, teilweise mit Stufen versehenen und mit Ketten gesicherten Pfad über. Die Ketten sind hier allerdings nicht wirklich notwendig. Auf etwa 2000 Metern verläuft der Pfad über einen längeren Abschnitt recht flach. Hier halten wir nach einer in der Karte nicht eingezeichneten Pfadspur Ausschau, die uns weiter Richtung Tranter Ela bringen soll. Zuerst laufen wir ein Stück zu weit, aber dann entdecken wir die Wildschutzonenmarkierung, die den Beginn der Pfadspur kennzeichnet. Der gut sichtbaren Pfadspur folgen wir bis zum Beginn einer Geröllrinne:

Hier ist die Pfadspur nicht mehr ganz so deutlich zu erkennen, so dass wir erst einmal rechts der Rinne nach oben steigen. Aber schon bald merken wir, dass es hier nicht weiter geht und kehren zurück, um etwas weiter unten die Rinne zu queren. Die Querung ist ein bisschen heikel, aber dann geht es wieder über „sicheres“ Gelände weiter:

Da es recht steil nach oben geht, müssen wir ab und zu Hand anlegen, gefährlich ist die Kletterei allerdings nie. Am Ende der Rinne biegt der schwach ausgeprägte Pfad nach links durch Legföhren ab und wir erreichen flacheres und offeneres Gelände:

Ein Steinmann markiert die Stelle, die wir auf dem Rückweg wiederfinden müssen, um in der Geröllrinne auch wieder sicher nach unten zu kommen. Der weitere Verlauf der Route ist beliebig, wir steigen einfach geradeaus über mit Felsen durchsetztem Wiesengelände immer weiter hinauf zur Tranter Ela. Hier taucht nicht nur der Piz Ela vor uns auf, sondern auch der in der Mulde liegende Piz digl Barba Peder:

Je höher wir kommen, desto dürftiger wird das Gras zu unseren Füßen und irgendwann dominiert der Fels:

Rechts vor uns liegt der Piz Radond:

Der Blick von der Tranter Ela hinunter ins Tal:

Von Tranter Ela aus steigen wir steil über ein Geröllfeld Richtung Mittelrippe, das ist der Grat, der sich in der Verlängerung des Piz digl Barba Peder direkt zum Hauptgipfel des Piz Elas hinaufzieht, auf:

Das ist nicht immer ganz einfach, an manchen Stellen ist das Geröll so fest, dass wir keinen Halt finden und die Gefahr besteht, abzurutschen. Aber Stückchen für Stückchen arbeiten wir uns nach oben. Hier queren wir das Geröllfeld schräg aufwärts, vor uns liegt der Piz digl Barba Peder:

Auf der Kuppe, die zu Füßen des Piz Ela liegt beenden wir unseren Aufstieg. Bevor es wieder nach unten geht, studieren wir jedoch mit Hilfe eines Fernglases nicht nur den weiteren Aufstieg über die Mittelrippe zum Piz Ela, sondern auch den Aufstieg zum Piz digl Barba Peder. Und genießen natürlich die beindruckende Felslandschaft um uns herum: Hinter uns ragt der Piz Ela auf, links der Piz Radond, rechts der Piz digl Barba Peder. Nur Richtung Norden öffnet sich ein Fenster und gewährt uns freien Blick auf Bergün und weitere Gipfel wie den Piz Platta Roggia:

Der Abstieg über das Geröllfeld:

Weiter talwärts liegt nicht mehr der Piz digl Barba Peder rechter Hand, sondern der Piz Rugnux:

Während des Abstiegs stoßen wir auf das Überbleibsels eines Bergsees:

Hier liegt Bergün zu unseren Füßen:

Der Steinmann, der uns den Beginn des Abstiegswegs durch die Geröllrinne zeigt:

Hier sind wir noch auf dem richtigen Weg durch die Geröllrinne:

Etwas weiter unten verzetteln wir uns allerdings und müssen ein Stück in der Rinne abrutschen:

Aber schließlich landen wir doch sicher auf dem Waldpfad, der uns zurück zum offiziellen Wanderweg, der die Ela-Hütte und Bergün miteinander verbindet, führt. Kurz vor Bergün:

In Bergün bleibt uns bis zur Abfahrt unseres Zuges noch etwas Zeit, die ich für einen Einkauf beim Bergüner Volg nutze. So kann ich mir nicht nur ein paar Walderdbeeren schmecken lassen, die ich kurz vor Bergün am Wegesrand finde, sondern auch Heidelbeeren. :hmmm: Zurück zu Hause mache ich mir einen Saft und später am Abend stille ich meinen Hunger mit Fleisch von Schwein und Krachsalat. Mein Speiseplan:

  • 17.00 bis 17.30 Uhr: 20 Gramm Walderdbeeren, 200 Gramm Heidelbeeren
  • 19.45 Uhr: 750 Gramm Knollensellerie-, Karotten-, Orangenssaft
  • 22.10 Uhr: 320 Gramm Fleisch und Fett vom Nacken eines Schweins, 220 Gramm Krachsalat

Müdigkeit verspüre ich am Abend keine, im Gegenteil, ich bin hellwach, genau wie Guido. Und so studieren wir fleißig Tourenbeschreibungen von der Besteigung des Piz Elas und des Piz Rugnux. Besonders interessant sind die Tourenbeschreibungen aus den Jahrbüchern des SAC, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen. Der Beginn einer Tourenbeschreibung aus dem Jahr 1895:

Das letzte Mal hatte ich den Fehler begangen, gleich zum Beginn ohne jede vorangehende Trainierung mit einer so anstrengenden Tour wie dem Piz d‘ Aela direkt von Bergün aus zu beginnen. Ich hatte dabei so schlechte Erfahrungen gemacht, mich dermaßen überanstrengen müssen, daß ich diesmal klüger sein und mich erst durch einige vorangehende leichtere Besteigungen vorbereiten wollte, bevor ich mich an die eigentliche Arbeit machte. Es bot sich mir Gelegenheit, einige Tage lang in Gesellschaft eines kräftigen und unternehmungslustigen 16jährigen Gymnasiasten zu reisen. Mit diesem führte ich zunächst drei Touren aus, die geeignet waren, ihn in aufsteigender Stufenfolge in die Bergwelt und die edle Bergsteigern einzuführen und mir zugleich aufs beste dienten, um mich auf Schwierigeres zu trainieren.

Auch Guido und ich werden weiter fleißig weiter trainieren und dann können wir uns vielleicht irgendwann auch an eine Besteigung des Piz Elas wagen. :muskeln:

PS: Unsere Tour in der Übersicht:


PPS: Die Erstbesteigung des Piz Elas über die Mittelrippe fand am 17. Juli 1865 durch Alexander Flury und Peter sowie Georg Jenny statt. Vor der Erstellung der Ela-Hütte war dies die Normalroute, die damals allerdings noch über einen Gletscher am Fuße des Piz Elas führte.

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments

Diese Seite wurde zuletzt am 26. April 2022 um 13.26 Uhr GMT geändert.