Durch den Hirschbachtobel hinauf zum Spieser

geschrieben von Susanne am 22. Juni 2015 um 22.57 Uhr
Kategorie: Bergtouren, Ernährung, Wildpflanzen
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Die Nahrungsmittelvorräte gingen langsam zur Neige, so dass statt einer Bergwanderung heute Vormittag eine Wanderung durch die Läden von Bad Hindelang auf dem Programm stand. Ich war vor allem auf der Suche nach brauchbarem Fleisch, Guido nach Brot und Käse. Was die Ernährung betraf, gingen wir meist getrennte Wege! Gemeinsam war uns allerdings die Liebe zu Früchten, insbesondere Mangos und zu rohem Fleisch. Bevor es zum Einkaufen ging, frühstückten wir gegen 10 Uhr. Für mich gab es 510 Gramm Wassermelone und Sonnenlicht:

Fruehstueckstisch_auf_dem_Balkon

Wassermelone

Erstes Ziel unserer Einkaufstour war ein Sportgeschäft, in dem ich nach einer Regenjacke geschaute. Sie hatten jedoch kein Modell, das mir gefallen hätte. Von einem kleinen Bioladen ging es weiter zu einer Bäckerei, wo Guido fündig wurde und anschließend zu einer Metzgerei. Frisches Wild hatten sie leider nicht vorrätig, allerdings konnten wir für morgen Fleisch vom Hirsch bestellen. Für heute Abend kauften wir etwa ein Kilogramm Fleisch vom Weiderind.

Die nächste Anlaufstelle war ein Käseladen, in dem außerdem Honig aus der Region angeboten wurde. Wabenhonig verkauften sie allerdings nicht. Anschließend machte ich mich auf den Weg zu der zweiten, am Ortsrand gelegenen Metzgerei. Auch hier die gleiche Information, frisches Wild konnte ich erst morgen bekommen. Hier hatten sie immerhin nicht nur Hirsch, sondern auch Gamswild und Wildschwein zur Auswahl. Ich bestellte von beidem etwa ein halbes Kilogramm. Damit sollte zusammen mit dem Fleisch vom Hirsch die Fleischversorgung für die nächsten Tage gesichert sein! Zum Mittagessen, das um 12.30 Uhr stattfand, verzehrte ich 120 Gramm Wabenhonig. Um 13.10 Uhr waren wir startklar für unsere nächste Tour. Mein OOTD – für alle, die keine 15jährige Tochter im Haus haben: das ist die Abkürzung für „Outfit of the day“ – sah so aus:

Wander_Outfit

Die Tour führte zuerst über eine Wiese mit Blick auf den Kleinen Jochschrofen und nach einem kurzen Anstieg entlang eines Wirtschaftswegs hinauf zum Hirschbachtobel. Als Tobel bezeichnete man in der Schweiz, Österreich und Bayern ein trichterförmiges, schluchtähnliches Tal. Ein Tobel unterschied sich von einer Schlucht oder einer Klamm durch das starke Gefälle des Gewässers und dem damit verbundenen Gerölltransport. Mit dem Hinweis „Vorsicht, alpine Gefahren“ wurde man darauf aufmerksam gemacht, dass man konzentriert auf den Weg vor sich schauen musste:

Hinweisschilder

Kurz darauf waren wir auch schon mitten drin im alpinen Gefahrenbereich:

Hirschbachtobel_3

Hirschbachtobel_4

Hirschbachtobel_6

Nachdem wir die Klettertour im Tobel hinter uns gebracht hatten, ging es etwas weniger gefahrvoll weiter:

Nächstes Zwischenziel war die Hirsch-Alpe:

Von dort ging es bergauf über den Aussichtspunkt „Kreuzbichel“ Richtung Hirschberg. Von einem Sattel aus hatte man eine wunderschöne Fernsicht auf Unterjoch. Rechts im Hintergrund sieht man den Sorgschrofen, davor den kleineren Hotzenberg:

Blick_auf_Unterjoch_Sorgschrofen

Hier lag der Hirschberg mit seinen 1644 Metern vor uns:

Hirschberg

Der Weg führte unterhalb des Gipfels vorbei in Richtung Spieser, einem 1651 Meter hohen Gipfel:

Spieser

Am Gipfelkreuz:

Mit Erreichen des Gipfels wurde der Wind immer stärker, außerdem wurde es erheblich kälter. Obwohl man vom Gipfel eine wunderschöne Aussicht sowohl über das Ostallgäuer Alpenvorland als auch über die Allgäuer Berge hatte, hielten wir uns daher nicht lange dort oben auf. Der Abstieg war nicht ganz ohne, denn es ging einen steilen, felsigen Pfad hinunter, bei dem zumindest ich immer wieder meine Hände zum Abstützen zur Hilfe nehmen musste:

Spieser_Abstieg_2

Zwischendurch lohnte es sich aber durchaus, den Blick vom schwierigen Untergrund zu lösen und schweifen zu lassen:

Spieser_Abstieg_1

Spieser_Abstieg_3

Blick zurück auf den Spieser:

Blick_auf_Spieser

Holzbohlen führten uns anschließend sicher über sumpfiges Gelände:

Holzbohlenpfad

Beim Erklimmen des Tiefenbacher Ecks wollte ich meinen Augen nicht trauen:

Bergwiese

Die ganze Wiese war voller Arnika und Zwerg-Glockenblumen:

Arnika_Bluete

Zwerg_Glockenblume

Nach einem letzten Blick vom Tiefenbacher Eck, einem 1525 Meter hohen Gipfel, ging es weiter hinunter ins Tal:

Blick_vom_Tiefenbacher_Eck

Der Weg führte über weite Strecken durch Nadelwälder. So war es gar nicht weiter tragisch, dass es teilweise sehr steil nach unten ging, denn an den Wurzeln der Bäume fand man immer sicheren Halt. Die letzten Kilometer ging es auf Wirtschaftswegen entlang. Mittlerweile hatte ein heftiger Regen eingesetzt. Dank der breiten Wege hatten wir zu zweit bequem unter einem Regenschirm Platz. „Ich freue mich, wenn es regnet. Denn es regnet auch, wenn ich mich nicht freue.“ Mit diesen Worten sprach Karl Valentin mir aus dem Herzen!

Wir waren 5 Stunden unterwegs und legten in dieser Zeit etwa 14,5 Kilometer und 1000 Höhenmeter zurück. Ich aß während der Wanderung immer wieder zahlreiche Walderdbeeren und Wildkräuter, im Hinblick auf die immer noch etwas magere Versorgungslage im Basislager sogar mehr und vielfältiger als die beiden letzten Tage. Mit dabei waren Margeritenblüten, Stängel vom Ehrenpreis, Blüten vom Habichtskraut, Stängel und Blüten vom Wiesenbocksbart, Blätter der Brennnessel, Blütenstände von Breitwegerich, Wilder Malve sowie Taubenkropf-Leimkraut und zwei Lindenblätter. Wegen dem heftigen Wind war es schwer, Nahaufnahmen der Kräuter zu machen. Einzig und allein das Taubenkropf-Leimkraut und das orangerote Habichtskraut konnten verewigt werden:

Taubenkropf_Leimkraut

Habichtskraut_orangerotes

Außerdem fand ich im letzten Teil der Strecke einen etwas größeren Pilz, den ich für einen essbaren Maronenröhrling hielt. Dieser Pilz färbte sich auf Druck hin blau und wurde deshalb oft auch „Blaupilz“ gegannt. In der Tat verfärbte sich das gefundene Exemplar nach dem Abbrechen eines Stückchens Hut sofort blau, so dass ich nach einer Geruchsprobe, die ich als angenehm empfand, bedenkenlos zubiss. Der Geschmack war hervorragend, so dass aus dem einen Bissen mehrere wurden. Die Abendmahlzeit fand um 19.15 Uhr statt und bestand aus sechs Eigelben. Anschließend machte ich mich an das Sichten der heute gemachten Aufnahmen und das Schreiben des Tagebuchseintrags.

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Diese Seite wurde zuletzt am 15. November 2019 um 22.34 Uhr GMT geändert.