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Archiv für Juni 2015Nach einer kurzen Lagebesprechung waren wir um 12.45 Uhr startklar für unsere nächste Tour. Es sollte Richtung Iseler gehen, der hier von unserem Balkon aus zu sehen ist: Ob wir bis auf den Gipfel steigen würden, würde das Wetter entscheiden, das zu diesem Zeitpunkt sehr wechselhaft und windig war. Der Weg führte anfangs bergauf über Wiesen und Weiden bis zum Hirschbachtobel. Allerdings ging es dieses Mal nicht durch den Tobel nach oben, sondern ein kleines Stück entlang des Bergwachtwegs und dann weiter auf dem Palmenweg Richtung Iseler-Platz-Hütte. Der Weg war eigentlich gar kein Weg, sondern ein Bachlauf, den man hinaufsteigen musste: Gut, dass die Wanderschuhe im unteren Bereich mit Gummi gegen das herabströmende Wasser geschützt waren. Immer wieder flossen kleinere Bäche auch von der Seite auf den Weg: Ich machte an solchen Stellen einige Male Halt und trank frisches Bergwasser. Mitten auf dem Weg saß dieser schwarze Salamander und schaute mit großen Augen in die Welt: Auf dem letzten Abschnitt vor dem Erreichen der Hütte führte der Weg durch einen der typischen Nadelwälder der Region: Die Hütte war geschlossen, für mich gab es aber trotzdem eine kleine Leckerei: Von der Hütte aus ging es weiter zur Bergstation der Iselerbahn: Mittlerweile hatten wir uns trotz des weiterhin unbeständigen Wetters entschieden, den Aufstieg zum Iseler zu wagen. Der Weg führte laut einer Tafel durch das artenreichste Alpenblumen-Gebiet Europas. Die Vielfalt an Pflanzen, die ich auf dem Weg zum Gipfel zu sehen bekam, war in der Tat beeindruckend. Hier war ein blauer Enzian zu sehen: Je höher wir kamen, desto karger wurde die Vegetation. Immer öfter führte der Weg über Geröll und Felsen: Das Gipfelkreuz vor Augen: Auf dem Iseler Gipfel, 1876 Meter über dem Meeresspiegel: Blick vom Iseler über die angrenzende Bergwelt: Das Panorama war beeindruckend, die dunklen Regenwolken in weiter Ferne, so dass wir, statt wie ursprünglich geplant, Richtung Hinterstein abzusteigen, über den Bergrücken zum Wiedhag wanderten. Hier war der erste Teil der Strecke zu sehen: Ich blieb immer wieder stehen, genoss das Abenteuer, über schmale Pfade zu wandern und die herrliche Aussicht und machte viele Bilder. Viel zu viele, um sie alle veröffentlichen zu können. Eigentlich konnten sowieso weder Bilder und Worte wiedergeben, was ich während der gut eineinhalb Stunden, die wir auf dem Bergrücken unterwegs waren, empfand. Wäre ich Musiker, hätte ich versucht, meine Gefühle in Töne zu verwandeln, wäre ich Dichter, sie in Worte zu fassen und wäre ich Maler, sie auf einer Leinwand festzuhalten. Da ich aber keines von allem war, blieb mir nur das Schweigen. Oder das Armeausbreiten, wie am Kühgundkopf, um die Welt zu umarmen und allen Göttern zu danken, dass ich dies erleben durfte: Vom Wiedhag aus ging es über Oberjoch zurück nach Bad Hindelang. Wir waren sechs Stunden und 40 Minuten unterwegs und legten in dieser Zeit 18,5 Kilometer und 1400 Höhenmeter zurück. PS: Guidos Tourenbericht, einschließlich einer interaktiven Karte: Iseler und Kühgundkopf (1.907m). Unsere heutige Wanderung führte zuerst über eine Wiese mit Blick auf den Kleinen Jochschrofen und nach einem kurzen Anstieg entlang eines Wirtschaftswegs hinauf zum Hirschbachtobel. Als Tobel bezeichnete man in der Schweiz, Österreich und Bayern ein trichterförmiges, schluchtähnliches Tal. Ein Tobel unterschied sich von einer Schlucht oder einer Klamm durch das starke Gefälle des Gewässers und dem damit verbundenen Gerölltransport. Mit dem Hinweis „Vorsicht, alpine Gefahren“ wurde man darauf aufmerksam gemacht, dass man konzentriert auf den Weg vor sich schauen musste: Kurz darauf waren wir auch schon mitten drin im alpinen Gefahrenbereich: Nachdem wir die Klettertour im Tobel hinter uns gebracht hatten, ging es etwas weniger gefahrvoll weiter: Nächstes Zwischenziel war die Hirsch-Alpe: Von dort ging es bergauf über den Aussichtspunkt „Kreuzbichel“ Richtung Hirschberg. Von einem Sattel aus hatte man eine wunderschöne Fernsicht auf Unterjoch. Rechts im Hintergrund sieht man den Sorgschrofen, davor den kleineren Hotzenberg: Hier lag der Hirschberg mit seinen 1644 Metern vor uns: Der Weg führte unterhalb des Gipfels vorbei in Richtung Spieser, einem 1651 Meter hohen Gipfel: Am Gipfelkreuz: Mit Erreichen des Gipfels wurde der Wind immer stärker, außerdem wurde es erheblich kälter. Obwohl man vom Gipfel eine wunderschöne Aussicht sowohl über das Ostallgäuer Alpenvorland als auch über die Allgäuer Berge hatte, hielten wir uns daher nicht lange dort oben auf. Der Abstieg war nicht ganz ohne, denn es ging einen steilen, felsigen Pfad hinunter, bei dem zumindest ich immer wieder meine Hände zum Abstützen zur Hilfe nehmen musste: Zwischendurch lohnte es sich aber durchaus, den Blick vom schwierigen Untergrund zu lösen und schweifen zu lassen: Blick zurück auf den Spieser: Holzbohlen führten uns anschließend sicher über sumpfiges Gelände: Beim Erklimmen des Tiefenbacher Ecks wollte ich meinen Augen nicht trauen: Die ganze Wiese war voller Arnika und Zwerg-Glockenblumen: Nach einem letzten Blick vom Tiefenbacher Eck, einem 1525 Meter hohen Gipfel, ging es weiter hinunter ins Tal: Der Weg führte über weite Strecken durch Nadelwälder. So war es gar nicht weiter tragisch, dass es teilweise sehr steil nach unten ging, denn an den Wurzeln der Bäume fand man immer sicheren Halt. Die letzten Kilometer ging es auf Wirtschaftswegen entlang. Mittlerweile hatte ein heftiger Regen eingesetzt. Dank der breiten Wege hatten wir zu zweit bequem unter einem Regenschirm Platz. „Ich freue mich, wenn es regnet. Denn es regnet auch, wenn ich mich nicht freue.“ Mit diesen Worten sprach Karl Valentin mir aus dem Herzen! Wir waren fünf Stunden unterwegs und legten in dieser Zeit etwa 14,5 Kilometer und 1000 Höhenmeter zurück. Um kurz vor 11 Uhr waren Guido und ich startklar für unsere nächste Tour. Heute sollte es hinauf auf das Imberger Horn, dem „Hausberg“ von Bad Hindelang, gehen. So präsentierte sich der Gipfel heute Morgen von unserem Balkon aus: Der Weg führte durchs Dorf hinunter zur Talstation der Hornbahn: Wir ließen aber die Bahn sozusagen links liegen und wanderten zu Fuß zur Bergstation hinauf: An der Aufstiegsseite herrschte das rötliche Gestein Cenoman vor, das laut Alpenführer dafür verantwortlich war, dass auch in steilem Gelände eine reichhaltige Flora anzutreffen war: Ich war fasziniert, wie viele verschiedene Pflanzen hier wuchsen. Nicht alle waren mir bekannt, deshalb konnte ich nur einige aufzählen: Trollblume, Gewöhnliche Akelei, Alpenrose, Berg-Baldrian, Echter Speik, Läusekraut, Gold-Pippau, Teufelskralle und Frauenmantel. Von der Bergstation der Hornbahn ging es auf schmalen Pfaden Richtung Gipfel: Von dort hatte man einen herrlichen Ausblick bis hinunter nach Sonthofen: Auf der anderen Seite hätte man bei schönem Wetter die Nebelhornkette und Berge wie den Beschießer erkennen können. Wie gestern kam nach dem Erreichen des Gipfels ein kräftiger Wind auf und der Regen nahm an Heftigkeit zu. Dieses Mal musste uns allerdings kein Engel zur Hilfe kommen, ich war dank der Regenjacke Guidos, die er selbst nicht benötigte, gut gegen Wind und Wasser geschützt. Vom Imberger Horn mit einer Höhe von 1656 Metern ging es weiter zum nächsten Gipfel, dem Strausberg: Das Gipfelkreuz stand hier auf 1654 Metern: Der Abstieg vom Strausberg hinunter zur Strausberg Alp war teilweise mit Drahtseilen gesichert, was ich als Anfängerin im Bergablaufen sehr hilfreich fand. Beim Erreichen der Strausberg Alp hatten sowohl Wind wie auch Regen merklich nachgelassen: An der Bergstation der Hornbahn: Der Abstieg folgte über die Horn-Alpe und entlang eines asphaltierten Wirtschaftsweges: Je tiefer wir kamen, desto weniger regnete es, gleichzeitig stieg die Temperatur. Beim Erreichen des Ortsrandes von Bad Oberdorf war mir so warm, dass ich mich erst einmal von einem Teil meiner Hosen befreien musste, bevor es weiter Richtung Ferienwohnung ging: 6,5 Stunden dauerte unsere Tour, die Streckenlänge betrug etwa 20 Kilometer, dabei waren etwa 1100 Höhenmeter zu überwinden. |