Durchs Oberstdorfer Oytal und darüber hinaus

geschrieben von Susanne am 7. Mai 2020 um 23.33 Uhr
Kategorie: Bayern, Ernährung, Tierbotschaften, Wandern, Wildpflanzen
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Gestern wurden deutschlandweit die Ausgangsbeschränkungen aufgehoben. Guido und ich nutzen die Gunst der Stunde und fahren mit dem Auto sowie Guidos Fahrrad im Kofferraum nach Oberstdorf. Dort will ich ein E-Mountainbike ausleihen und dann wollen wir durchs Oytal hinauf zur Käser-Alpe radeln.

Wie erwartet, ist Oberstdorf weiterhin wie ausgestorben. Was uns aber überrascht, ist die Auskunft der Fahrradhändler, dass sie zwar Fahrräder reparieren und verkaufen können, aber nicht ausleihen. Nach Erhalt dieser unerfreulichen Nachricht bin ich kurz davor, mir Trailschuhe zu kaufen, damit ich, während Guido radelt, zügig neben ihm her joggen kann. Preise um die 150 Euro für ein Paar halten mich jedoch davon ab, mehr als 100 Euro will ich nämlich nicht ausgeben. Ich bekomme im Moment schließlich nur Kurzarbeitergeld. Also marschiere ich mit meinen alten Wanderschuhen neben Guido her. Der Frust darüber, dass ich keine Rad ausleihen kann, ist bald vergessen:

Die zum Oytal-Haus führende Allee:

Hinter dem Oytal-Haus geht es mit Blick auf den Großen und Kleinen Wilder weiter:

Nach 7,5 Kilometern beginnt der steile Anstieg zur Käser-Alpe. Hier bin ich froh, zu Fuß unterwegs zu sein und nicht mit dem Rad. Der unterhalb der Käser-Alpe liegende Stuibenfall:

Der Blick vom Stuibenfall auf den Rädlergrat des Schnecks:

Der Rädlergrat gehört zu den anspruchsvollsten und gefährlichsten Grasklettereien in den Allgäuer Alpen. Nach zehn Kilometern und 570 Höhenmetern erreichen wir die Käser-Alpe:

Hier parkt Guido sein Fahrrad und wir wandern zusammen hinauf zur Wildenfeld-Hütte. Latschenkiefern am Wegesrand:

Sie verströmen einen intensiven Duft, ihre ätherischen Öle wirken heilsam auf die Atemwege. Kugelblumen duften nicht, sind aber schön anzuschauen:

Je höher hinauf es geht, desto mehr Schnee liegt auf dem Wanderweg. Streckenweise müssen wir ihn sogar verlassen und weglos weitergehen:

Von der Käser-Alpe aus erreichen wir nach gut einem Kilometer und fast 300 Höhenmetern die Wildenfeld-Hütte, hier mit Schneck im Hintergrund:

Von der Hütte aus blickt man direkt auf die Höfats:

Der Blick von den Weiden der Wildenfeld-Hütte hinunter ins Oytal:

An der Wildenfeld-Hütte wachsende Schlüsselblumen:

Um die Käser-Alpe und die Wildenfeld-Hütte herum springen zahlreiche Murmeltiere. Ihr Anblick lässt uns das Herz aufgehen. Ihre Botschaft:

Murmeltiere leben ein karges und gefährliches Leben. Sie leben es aber intensiv und freudig. Es erinnert uns an die freie Glückseligkeit des bescheidenen Lebens. Das Murmeltier fordert Sie auf, Vorstellungen loszulassen und alle Forderungen an das Wie, Wo und Wann im Leben aufzugeben. Jegliche Ansprüche an den Himmel und die Erde sollten Sie zurücknehmen. Senken Sie das Haupt bescheiden und wagen Sie es, die kargen, urtümlichen Rhythmen des Nehmens und Gebens, des Tags und der Nacht, des Winters und des Sommers, des Lebens und des Todes urteilsfrei anzunehmen. Bescheidenheit ist eine wunderbare, heilsame Kraft, die aus der echt gelebten Demut vor dem göttlichen Plan besteht. […] Sie brauchen keine Bitten mehr in den Himmel zu senden, denn durch Bescheidenheit werden Sie stets Fülle erfahren.

Nun denn, ich habe nichts dagegen, ein karges und bescheidenes, aber hoffentlich freies Leben im Einklang mit der Natur zu leben. :sonne: Gegen 17.30 Uhr machen wir uns auf den Abstieg. Von der Käser-Alpe aus kann Guido die steile Abfahrt genießen und ich den Abstieg zu Fuß. In diesem Bergwald sitzt irgendwo ein Kuckuck und macht sich durch lautes Rufen bemerkbar:

Die Botschaft des Kuckucks:

Das Krafttier Kuckuck bestärkt Sie darin, Ihren eingeschlagenen Weg weiterzugehen und durch Hartnäckigkeit und Beharrlichkeit, nicht zu verwechseln mit Sturheit, Ziele zu erreichen, die bisher unerreichbar schienen.

Am Prinzenkreuz, das am Ende beziehungsweise Anfang des Oytals steht, wartet Guido nach seiner rasanten Abfahrt auf mich:

Auf der Wiese rund um das Kreuz entdecke ich zu meiner großen Freude nicht nur zahlreiche, junge Löwenzahnblätter, sondern auch jungen Bärlauch:

Der ebenfalls auf der Wiese wachsende Germer ist im Gegensatz zu Löwenzahn und Bärlauch nicht genießbar:

Nach der Kräuterernte geht es zurück zum Oytal-Haus:

Auf diesem an der Oy entlangführenden Streckenabschnitt liegt das Oytal-Haus schon hinter uns:

Etwas später können wir einen Blick auf die Trettachspitze werfen:

Rund um den kurz vor Oberstdorf liegenden Kühberg wachsen zahlreiche Alpenblumen, unter anderem Mehlprimeln:

Die immergrüne Silberwurz ist nur wenige Wochen im Jahr stoffwechselaktiv und kann ein Alter von bis zu 100 Jahren erreichen:

Die Gattung der Enziane umfasst 300 bis 400 Arten, ich nehme an, dieses hier sind Clusius-Enziane:

Auf der Wanderung bekomme ich nicht nur jungen Löwenzahn zu Gesicht, sondern auch zahlreiche betagte Exemplare:

Reich beschenkt von Mutter Natur kehren Guido und ich gegen 21 Uhr zurück nach Oberstaufen. Zum Abendessen gibt es für mich dank einer lieben Bekannten, die mich gestern mit ihrem Auto nach Immenstadt mitgenommen hat, Lammfleisch vom Metzger. Mein heutiger Speiseplan:

  • 9.05 Uhr: 570 Gramm gelbe Honigmelone
  • 21.30 Uhr: 180 Gramm braune Champignons, 510 Gramm Fleisch, Fett und Knorpel von der Brust eines Lamms, 5 Gramm Bärlauch, 100 Gramm Feldsalat

PS: Danke für diesen wunderschönen Tag, der mich in meiner wiedergewonnenen Zuversicht bestärkt :sonne:

PPS: Die Tour in der Übersicht:


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Diese Seite wurde zuletzt am 8. Mai 2020 um 13.17 Uhr GMT geändert.