Radeln und Kraxeln

geschrieben von Susanne am 29. Juni 2015 um 23.58 Uhr
Kategorie: Bayern, Ernährung
(3) Kommentare
   
   
   

Heute stand ich schon um kurz nach sieben Uhr auf. Eine Anzeige, die ich am Samstag in der „Allgäuer Zeitung“ übersehen und auf die mich Guido gestern Abend hingewiesen hatte, ließ mich nicht mehr schlafen: Ein Haus in Oberdorf, einem Ortsteil von Hindelang, war zu vermieten. Vor acht Uhr wollte ich allerdings nicht unter der angegebenen Telefonnummer anrufen. So setzte ich mich um 7.30 Uhr erst einmal an den Küchentisch und aß 800 Gramm Wassermelone, die ich im Bad Hindelanger Naturkostladen gekauft hatte.

Kurz nach acht Uhr griff ich dann zum Handy. Das Gespräch war angenehm und die näheren Informationen vielversprechend: Das Haus war erst vor kurzem innen komplett renoviert worden und lag am Ortsrand. Ich ließ mir daher die Adresse geben, um es von außen anschauen zu können und rief gleich anschließend unter einer anderen Nummer wegen der Vermietung einer Wohnung an. Beide Adressen waren zu Fuß zu erreichen, so dass wir unsere Einkaufstour mit der Besichtigung von Außenbereich und Umgebung von Haus und Wohnung verknüpften. Trotz der vielversprechenden Auskünfte sagten uns aber leider weder das Haus noch die Wohnung von außen zu.

Nach dem Einkaufen gab es zwischen 10.15 und 10.45 Uhr ein zweites Frühstück in Form von 600 Gramm Kirschen und 200 Gramm Aprikosen. Kurz nach 11 Uhr waren wir startklar für unsere heutige Tour, bei der wir Fahrradfahren und Wandern miteinander verbinden wollten. Unser Weg führte also erst einmal zum Sportgeschäft, um dort nach Leihrädern zu fragen. Für Guido sollte es ein Mountain-Bike und für mich ein E-Bike sein. Wenn ich schon beim Wandern nicht mithalten konnte, wollte ich wenigstens beim Radeln den Anschluss an einen Radprofi halten können.

Die E-Bikes waren aber so unhandlich und ungewohnt zu fahren, so dass ich mich spontan entschied, ebenfalls ein Mountain-Bike auszuleihen. Ausgerüstet mit Helm und Brille, die Rucksäcke auf dem Buckel, stiegen wir mit unseren dicken Wanderschuhen aufs Rad. Das fühlte sich ein bisschen ungewohnt an, ging aber besser als erwartet. Den ersten Teil der Strecke ging es gemütlich im Tal entlang bis nach Bruck, von wo aus wir durchs Retterschwangertal bis auf 1200 Meter hinauffahren wollten, um dann zu Fuß weiter auf den Entschenkopf zu steigen. Der Abstieg sollte über den Joch-Übergang „Am Gängele“ und die Wank-Hütte erfolgen.

Die Auffahrt durchs Retterschwangertal wurde für mich zu einer Höllentour. Ich war schon seit ewigen Zeiten nicht mehr mit dem Rad unterwegs gewesen und auch wenn ich regelmäßig lief, fürs Radfahren benötigte man halt andere Muskeln. Zu allem Unglück kam es bei meinem Rad kurz vor dem Erreichen des Zwischenziels zu einem Kettenklemmer, d.h. die Kette hatte sich zwischen den Kettenblättern verhakt und an der Kettenstrebe hochgezogen. Da ging erst einmal nichts mehr und erst nach langem Gezerre an der Kette war sie endlich wieder da, wo sie eigentlich sein sollte. Erschwert wurden die Reparaturmaßnahmen übrigens durch zahlreiche Gaffer.

Ich hatte sie nicht gezählt, aber es waren sicherlich an die 30 Kühe, die mehr oder weniger dicht an uns vorbeizogen. Die ein oder andere ließ es sich nicht nehmen, unsere Rucksäcke zu belecken oder sich an Guidos Fahrrad den Hals zu kratzen. Irgendwann wurde mir das Gedrängel um uns herum zu bunt und ich verscheuchte sie mit mehr oder weniger harten Worten. Diese Aufnahme entstand, als der Schaden schon behoben war und die meisten der Kühe das Weite gesucht hatten:

Kuehe_und_Fahrraeder

Am Zwischenziel angekommen war ich so fertig, dass an einen Aufstieg nicht mehr zu denken war, vor allem, weil es direkt steil über eine Wiese nach oben ging. Nach einer kleinen Stärkung mit einigen Aprikosen entschieden wir, über die Straße weiter bis zur Wank-Hütte hinaufzufahren bzw. hinaufzuschieben. An ein Fahren war bei mir bei dieser Steigung nämlich nicht mehr zu denken.

Das Schieben tat meinen Beinen recht gut und so war ich bei der Wank-Hütte bereit, weiter Richtung Joch-Übergang zu gehen. Dann wollten wir schauen, ob eine Besteigung des Entschenkopfs von der anderen Seite her im Bereich des Möglichen lag oder nicht. 300 Höhenmeter waren von der Hütte bis zum Joch zu überwinden, normalerweise kein Thema, aber mit meinen durchs Radfahren müden Beinen war es ziemlich mühsam.

Der Aufstieg war landschaftlich aber so reizvoll, dass ich keine Sekunde zögerte, weiterzugehen. Oben auf dem Joch war allerdings klar, dass hier für mich Endstation war und sich Guido allein auf den Weg zum Gipfel machen musste. Da wir heute beide mit Handys ausgerüstet waren, wollte er mir eine Nachricht schicken, wenn er den Gipfel erreicht hatte. Ich wollte mich in der Zwischenzeit in einer windgeschützten Kuhle ausruhen und dann erst einmal allein wieder Richtung Wank-Hütte gehen.

Es dauerte nicht lange, bis ich in meiner Kuhle sanft einschlief! Zwei innerhalb weniger Sekunden auf dem Handy eingehende Nachrichten über WhatsApp weckten mich schließlich wieder auf: Eine war von Guido, er war glücklich auf dem Gipfel angekommen. Die andere war von meiner Tochter, die in Mertesdorf vom Ruwertal zu unserem Haus aufsteigen musste, weil der Bus wegen Straßenarbeiten für einige Zeit nicht in der Nähe unseres Hauses hielt. Sie jammerte über den steilen Aufstieg, den sie bewältigen musste! Ausgeruht und bereit für neue Aktivitäten warf ich einen letzten Blick auf den unter mir liegenden Oberen Gaisalpsee:

Dann ging es mit Blick auf Teile des Hindelanger Klettersteigs hinunter zur Wank-Hütte:

Hindelanger_Klettersteig

Auf halber Strecke zur Hütte holte mich Guido ein. Und dann lag sie wieder vor uns, die Wank-Hütte und mit ihr unsere Räder:

Wank_Huette

Die Abfahrt verlief ohne Komplikationen und machte – zumindest an den weniger steilen Stellen – sogar mir Spaß. Um 19 Uhr waren wir wieder im Basislager und ich so fertig wie noch nach keiner Tour. Und das alles, wegen so ein bisschen Radeln. Direkt nach der Rückkehr machte ich es mir erst einmal auf dem Balkon gemütlich und aß 400 Gramm Wassermelone sowie 600 Gramm Kirschen. Die letzte Mahlzeit fand von 23.00 bis 23.40 Uhr statt und bestand aus 540 Gramm Fleisch vom Wildschwein.

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8 Jahre zuvor

Kettenklemmer … dabei gab’s bei Dir doch gar keine Jackfrucht … :gruebel:

8 Jahre zuvor
Reply to  Susanne

Hätte mich auch gewundert, wenn Du noch keinen sich auf ein Lebensmittel richtenden Verdacht gehabt hättest. :updown:

Diese Seite wurde zuletzt am 16. November 2019 um 13.04 Uhr GMT geändert.